Antivirale Substanzen

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Definition

Antivirale Substanzen sind gegen Viren wirkende Medikamente (Virustatika). Sie werden beispielsweise zur Behandlung von Hepatitis B, Hepatitis C, HIV-Infektionen, CMV-Infektionen, Herpes zoster oder Covid-19 eingesetzt.

Wirkprinzipien

Um die Vermehrung von Viren im Körper zu verhindern, gibt es verschiedene Ansatzpunkte. Die erfolgreichsten sind folgende:

  • eine Hemmung des Eintritts eines Virus in die Zellen: dies erfolgt meist durch Verhinderung des Andockmechanismus eines Virus an Rezeptoren der Zellen und durch Hemmung des Einschleusevorgangs (Entry-Inhibitoren, einige HIV-Medikamente).
  • eine Hemmung der Virusvermehrung durch Angriff in den Stoffwechsel: Dazu gibt es verschiedene Angriffspunkte, beispielsweise (je nach Virustyp):
    • Hemmung der DNA-Polymerase: Beispiele sind Ribavirin und Sofobuvir
    • Hemmung der RNA-Polymerase:Beispiel ist Remdesivir (gegen Covid),
    • Hemmung der reversen Transskriptase: Beispiele sind Mittel gegen HIV und HBV wie Lamivudin, Adefovir, Entecavir, Tenofovir,
    • Hemmung spezieller Proteasen (Proteaseinihibitoren): Beispiele sind verschiedene HIV-Medikamente sowie die HCV-Mittel Boceprevir und Telaprevir,
    • Antisense-Oligonucleaotide (Hemmer der Translation von mRNA für die virale Proteinbiosynthese): Beispiel Fomvirsen gegen CMV
    • Reifehemmer (Verhinderung des Zusammenbaus neuer Viren in den Zellen) (1)Viruses. 2020 Aug 26;12(9):940. doi: 10.3390/v12090940. PMID: 32858867; PMCID: PMC7552077.,
    • Integrasehemmer: hemmen das Enzym Integrase von Retroviren, so von HIV,
    • Freisetzungshemmer: manche Viren können nur durch die Wirkung von freisetzenden Enzymen von der Zelloberfläche abgespalten werden. Beispiel Neuraminidasehemmer wie Oseltamivir bzgl. Freisetzung von Influenzaviren (klinische Wirksamkeit unsicher).

Substanzen

Direkt hemmende Wirkung: Antivirale Substanzen sind vor allem Nucleosidanaloga und Nucleotidanaloga. Ihnen kommt eine direkt hemmende Wirkung zu.

  • Nukleosidanaloga: dies sind von Nukleosiden (Base + Ribose) abgeleitete Verbindungen. Beispiele:
    • Azidothymidin (erstes Medikament gegen eine HIV-Infektion)
    • Ribavirin (Medikament im Behandlungsschema der Hepatitis C)
    • Aciclovir (Guanin-Abkömmling, Zovirax®, verwendet in der Therapie von Herpes-zoster-Infektionen)
    • Ganciclovir (ebenfalls ein Guanin-Abkömmling, verwendet in der Therapie von CMV-Infektionen)
    • Lamivudin (Epivir®, Zeffix®, verwendet in der Therapie der chronischen Hepatitis B und der HIV-Infektion)
    • Entecavir (Baraclude®) verwendet in der Therapie der chronischen Hepatitis B)
    • Remdesivir: Adenosinnucleosidtriphosphat-Analog, ursprünglich gegen Hepatitis C entwickelt, dann auch gegen Ebola, SARS und MERS eingesetzt; die Hauptbedeutung von Remdesivir liegt in der Behandlung von COVID-19-Infektionen; sein aktives Stoffwechselprodukt GS-441524 interagiert mit der viralen RNA-abhängigen RNA-Polymerase
  • Nukleotidanaloga: dies sind von Nukleotiden (Base + Ribose + (Mono-/Di-/Tri-Phosphat) abgeleitete Verbindungen. Beispiele:
  • Cas13: Neue Möglichkeiten zur Behandlung von RNA-Virus-Infektionen eröffnen sich durch den Einsatz der Genschere CRISPR-Cas. So wurden virustatische Effekte von Cas13a gegen die lymphozytische Virusmeningitis (nicht eitrige Hirnhautentzündung), die SARS-Cov-2-Infektion oder das Dengue-Fieber sowie gegen die HIV-Infektion nachgewiesen. (2)Mol Ther Nucleic Acids. 2020;21:147-155. doi:10.1016/j.omtn.2020.05.030

Indirekt hemmende Wirkung:  Chloroquin und Hydroxychloroquin wird eine indirekt hemmende Wirkung auf die Replikation von RNA-Viren zugeschrieben. Ihr Wirkmechanismus beinhaltet eine Erhöhung der intrazellulären Zink-Konzentrationen. Da Zink die RNA-Polymerase von Coronaviren hemmt, lässt sich Hydrocychloroquin, das weniger Nebenwirkungen als Chloroquin aufweist, unter antivirale Substanzen einordnen. (3)https://academic.oup.com/jac/advance-article/doi/10.1093/jac/dkaa114/5810487


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Verweise

Literatur[+]