Das Wichtigste verständlich
Als Palmarerythem (engl.: red palms, palmar erythema) wird eine ausgeprägte Rötung der Handinnenflächen bezeichnet. Analog ist eine besondere Rötung der Fußsohlen eine Plantarerythem.
Das Palmarerythem stellt ein klinisches Zeichen dar und weist häufig auf eine innere Erkrankung hin. In den meisten Fällen tritt es im Zusammenhang mit einer Leberzirrhose auf. In anderen Fällen, in denen eine Erkrankung als Ursache nicht zu finden ist, wird von einer idiopathischen Form gesprochen. Bei schwangeren Frauen kommt eine vermehrte Rötung der Handinnenflächen in etwa 30 % vor und kann in diesem Zusammenhang meistens als normal gelten. Es wird eine sehr seltene primäre Form abgegrenzt, die erblich ist.
Primäre Form
Erythema palmare hereditarium: Diese erbliche Form des Palmarerythems, auch bekannt als „Lane’s disease“, ist eine Anomalie und extrem selten. Eine publizierte Zusammenstellung zeigt die Schwierigkeit der Diagnosestellung. Erforderlich ist der Nachweis einer familiären Häufung sowie der Ausschluss anderer Ursachen (Schwangerschaft, Leberfunktionsstörungen, Bindegewebserkrankungen und gefäßerweiternde Medikamente). Der Vererbungsmodus sowie der genetische Defekt sind unbekannt. Die Anomalie gilt als gutartig. 1 2
Sekundäre Formen
Das Palmarerythem kommt am häufigsten im Rahmen einer inneren Erkrankung vor. Die Leberzirrhose ist zwar die häufigste Ursache; es müssen jedoch auch andere Erkrankungen differenzialdiagostisch bedacht werden 3.

Leberzirrhose: Häufig deutet ein Palmarerythem auf eine Leberzirrhose hin. Es gehört mit z. B. Spidernävi, Weißnägeln und Lacklippen zu den Leberhautzeichen.
Rheumatoide Arthritis: Die rheumatoide Arthritis geht in > 60 % mit einer vermehrten Rötung der Handinnenflächen einher; sie ist mit einem günstigen Verlauf assoziiert.
Thyreotoxikose: Eine toxische Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) ist eine seltene Ursache eines Palmarerythems (in 18 %). 3
Diabetes mellitus: Ein Diabetes kann zu einer Robeosis (Hautrötung) führen (siehe auch Facies diabetica), die auch (in 4,1 %) eine vermehrte Rötung der Handinnenflächen beinhalten kann. 3
Paraneoplasie: In seltenen Fällen kann ein Palmarerythem Hinweis auf einen bösartigen Tumor (Paraneoplasie) sein. Wenn Tumore gefäßerweiternde Faktoren und Östrogene produzieren, kommt es zu Hautrötungen auch dieser Art. 4 In einigen Fällen wurde ein Ovarialkarzinom (Eierstockkrebs) gefunden. 5 6
Schwangerschafts-assoziiertes Palmarerythem: Gelegentlich kann in der Schwangerschaft eine Rötung der Handinnenflächen auftreten, die einem erhöhten Östrogenspiegel zugeordnet wird. 7 8
Dermatomyositis: Die seltene Autoimmunkrankheit von Haut und Muskulatur kann sich mit einem Palmarerythem manifestieren. 9 Das Handerythem findet man gelegentlich auch bei einer Dermatomyositis-assoziierten Lungenkrankheit. In diesen Fällen wurden Anti-MDA5-Antikörper erhöht gefunden. 10
COVID-19: Im Rahmen einer COVID-19-Infektion kann ein Palmarerythem ebenfalls auftreten. Es wurde von einem Fall berichtet, in dem es das einzige Symptom darstellte. 11
Hand-Fuß-Syndrom: Die Symptomatik einer Rötung und Schuppung an Handinnenflächen und Fußsohlen kann durch eine Viruserkrankung (Hand-Fuß-Mund-Syndrom, z. B. durch Enterovirus-71 12 oder Coxsackie A6 13 ), aber auch durch eine Chemotherapie (z. B. Capecitabin) hervorgerufen werden. 14
Medikamente: Folgende Medikamente wurden mit einer Rötung der Handinnenflächen assoziiert gefunden: Amiodaron, Gemfibrozil, Cholestyramin, Topiramat und Albuterol (Salbutamol). 15
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Verweise
- Leberhautzeichen
- Leberzirrhose
- Leberzirrhose-Therapie
- Leberzirrhose in Bildern
- Symptome und Befunde
- Leberzirrhose – einfach erklärt
Weiteres
- Indian J Dermatol Venereol Leprol. 2021 Jan-Feb;87(1):64-66. DOI: 10.25259/IJDVL_112_20.[↩]
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- J Obstet Gynaecol Can. 2006 Jun;28(6):497. English, French. DOI: 10.1016/S1701-2163(16)32183-1[↩]
- Surg Gynecol Obstet. 1949 Jun;88(6):739-52.[↩]
- J Paediatr Child Health. 2020 Jul;56(7):1161. doi: 10.1111/jpc.2_14739.[↩]
- Rheumatology (Oxford). 2021 Dec 24;61(1):413-421. DOI: 10.1093/rheumatology/keab177[↩]
- Cureus. 2020 Nov 2;12(11):e11291. DOI: 10.7759/cureus.11291. [↩]
- PLoS One. 2019 Nov 27;14(11):e0225569. DOI: 10.1371/journal.pone.0225569[↩]
- Expert Rev Anti Infect Ther. 2015;13(9):1061-71. DOI: 10.1586/14787210.2015.1058156[↩]
- JAMA Oncol. 2017 Nov 1;3(11):1538-1545. DOI: 10.1001/jamaoncol.2017.1269[↩]
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