Eine Leberkrankheit, die länger als 6 Monate andauert, wird als chronisch eingestuft. Eine chronische Leberkrankheit birgt das Risiko einer Narbenleber (Leberzirrhose) in sich.
Inhaltsverzeichnis
Differenzialdiagnosen
Zu den Leberkrankheiten, die von vorneherein langwierig oder lebenslang chronisch verlaufen, gehören:
- Hepatitis B
- Hepatitis C
- Fettleber (Steatosis hepatis, heute: MASLD, s. u.)
- Fettleberhepatitis
- nicht-alkoholische Steatohepatitis (NASH)
- alkoholische Steatohepatitis (ASH)
- chemisch ausgelöste Steatohepatitis, z. B. durch Vinylchlorid oder durch Medikamente
- Autoimmunhepatitis (mit Unterformen)
- cholestatische Leberkrankheiten, wie
- Stauungsleber.
Heute wird die Fettleber (neue Nomenklatur: metabolic dysfunction-associated steatotic liver disease, MASLD) als die häufigste chronische Lebererkrankung weltweit angesehen (1)Biomed Pharmacother. 2024 Jan;170:116069. doi: 10.1016/j.biopha.2023.116069..
Entstehung
Die meisten chronischen Leberkrankheiten sind entzündlich bedingt. Im Rahmen des Entzündungsprozesses werden Kollagen-bildende Zellen („stellate cells“, Myofibroblasten) aktiviert, die eine Vernarbung hervorrufen. Der Vernarbungsprozess läuft über eine Leberfibrose zunehmender Ausprägung in Richtung einer Leberzirrhose.
Bei infektiöser und chemischer Auslösung kommt es zu einer Schädigung der Leberzellen und dadurch zu einer erhöhten Expression entzündungsfördernder Mediatorstoffe, wie TGF-β, IL-1A, Hedgehog-Liganden, CXCL10 und mesenchymale Gene wie Twist und Snail. Bei einer durch eine Verfettung der Leberzellen (Fettleber) ausgelösten Entzündung wirken Mediatorstoffe des Fettgewebes und der Leberzellen entzündungsfördernd. Palmitat und Stearat sind direkt zytotoxisch. Außerdem entstehen Stoffwechselprodukte (wie Lysophosphatidylcholin), welche die Zellzerstörung (über Apoptose) anregen. Die geschädigten Zellen bewirken eine Immunreaktion, die die Entzündungsreaktion unterhält. An dem Entzündungsprozess sind infiltrierende Makrophagen, T-Lymphozyten, Neutrophile und DCs (Antigen-präsentierende Zellen) beteiligt.
Bei chronischen Leberkrankheiten lösen die Entzündungsprozesse, die eigentlich dazu dienen, krank machende Noxen zu eliminieren, nicht das Problem, entweder weil die Reaktion zu schwach oder weil die Entzündungsauslöser zu anhaltend sind. So erfolgt in diesem Rahmen auch eine ständige Aktivierung der lebereigenen Ito-Zellen, die sich in Myofibroblasten differenzieren, welche Kollagenfasern bilden und eine Vernarbung einleiten. (2)J Clin Invest. 2017 Jan 3;127(1):55-64. DOI: 10.1172/JCI88881. Epub 2017 Jan 3. PMID: 28045404; … Continue reading
Auswirkungen
Zu den Auswirkungen und Komplikationen einer chronischen Leberkrankheit siehe unter den Grunderkrankungen (s. o.) sowie unter Leberfibrose und Leberzirrhose.
Therapie
Die Behandlung einer einmal eingetretenen Vernarbung war bisher unbefriedigend. Bekannt ist, dass eine Abnahme des Fibrosierungsgrads gelegentlich beobachtet wird und also möglich ist. Die therapeutischen Angriffspunkte, die dies initiieren können, sind noch unzureichend bekannt. Offenbar spielen besondere Mediatoren, wie intrazelluläres Interleukin-37 (IL-37), eine zentrale Rolle. (3)Front Immunol. 2021 Mar 4;12:603649. DOI: 10.3389/fimmu.2021.603649. PMID: 33746950; PMCID: … Continue reading
Die metabolische Dysfunktion-assoziierte steatotische Lebererkrankung (MASLD) ist die häufigste chronische Lebererkrankung weltweit.
→ Auf facebook informieren wir Sie über Neues und Interessantes!
→ Verwalten Sie Ihre Laborwerte mit der Labor-App Blutwerte PRO – mit Lexikonfunktion.
Verweise
Literatur