Streptokokken

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Streptokokken sind grampositive Kokken, sporenlos und fakultativ anaerob (können ohne Sauerstoff leben und sich vermehren).

Allgemeines

  • Übertragung vorwiegend durch Tröpfchen- und Schmierinfektion.
  • Abgrenzung zu den Staphylokokken über eine Katalase-negative Reaktion.
  • Einteilung nach Hämolyseverhalten auf Blutagarplatten und nach Lancefield-Antigenen (Gruppe A-D).
  • Enzymproduktion: Streptolysine (zerstören Zellmembranen von Thrombos/Granulozyten), Hyaluronidase, Kollagenase (bewirkt Hautschädigung und schnelle Gewebsausbreitung).
  • Organisation in langen gewundenen Ketten.

In der Regel wandern Streptokokken entlang von Faszien- oder sonstigen anatomischen Grenzen diffus in die Gewebe ein und verbreiten sich über die Lymph- und Blutbahn. Sie bilden, anders als Staphylokokken, seltener Eiterpusteln (kleine Hautabszesse). Auch intraabdominelle, viszerale und retroperitoneale Abszesse werden seltener durch Streptokokken hervorgerufen 1 2. Allerdings sind sie als Ursache von Leber- und Milzabszessen und Dentalabszessen nicht auszuschließen 3 4.

Beta-hämolysierende Streptokokken

Sie bewirken eine vollständige Hämolyse.

S. pyogenes (Gruppe A)

  • Hauptvirulenzfaktor: M-Protein, Produziert erythrogenes Toxin, was Scharlach und Toxic-Shock-Syndrom auslöst.
  • Folgen: Tonsillitis, Phlegmone, Erysipel, Scharlach, Impetigo contagiosa, nekrotisierende Fasziitis, Toxic-Shock-Syndrom.
  • Spätfolge: Glomerulonephritis, rheumatische Erkrankungen (immunkomplexassoziiert).

S. agalactiae (Gruppe B)

  • Bestandteil der Vaginalflora (vor Geburt Abstrich und ggf. Penicillin).
  • Folgen: Meningitis, Sepsis (v.a. bei Neugeborenen).

Alpha-hämolysierende Streptokokken

Sie verursachen eine unvollständige Hämolyse; vergrünende Streptokokken, da Blutagar zu Biliverdin-ähnlicher (grünlicher) Substanz abgebaut wird.

  • Sie gehören zur normalen Rachenflora (Ca. 50 % der Population tragen Pneumokokken im Rachen).

S. viridans

  • Folgen: Endokarditiden (siedelt gern an künstlichen Herzklappen ab), Zahnwurzelabszesse.
  • Abgrenzung von Pneumokokken: Optochin-Test (Antibiotikum): S. viridans ist resistent, Pneumokokken nicht.

S. pneumoniae (Pneumokokken)

  • Folgen: Pneumonie (Löbär), Bronchitis, Sinusitis, Otitis, Mastitis, Meningitis, Konjunctivitis
  • Makroskopisch: Schleimige Kolonien mit zentralen Eindellungen
  • Mikroskopisch: Lanzettförmige Diplokokken

Therapie

  • Mittel der Wahl: Penicillin (G oder V, nach Schweregrad)
  • Bei Penicillin-Allergie: Erythromycin
  • Bei Endokarditis: Penicillin G und Gentamycin

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Verweise

Referenzen

  1. Eur J Pediatr Surg. 2004 Aug;14(4):265-73. doi: 10.1055/s-2004-817895[]
  2. Dig Dis Sci. 2008 Oct;53(10):2585-91. doi: 10.1007/s10620-007-0194-6. []
  3. J Med Microbiol. 1998 Dec;47(12):1075-80. doi: 10.1099/00222615-47-12-1075[]
  4. Dent Res J (Isfahan). 2013 Sep;10(5):585-91[]