Allgemeines
Das Erysipel (Wundrose, engl.: erysipelas) ist eine akute Hautentzündung mit scharf begrenzter, schmerzhafter Rötung und bakteriellen Ursprungs ist. Die Infektion neigt dazu, erneut aufzutreten (zu rezidivieren). Verursacher sind am häufigsten Streptokokken, die durch eine Wunde eindringen und sich rasch in der Haut ausbreiten. Die Behandlung sollte möglichst frühzeitig beginnen und basiert i. d. R. auf Penicillin G als Antibiotikum. Wegen des hohen Risikos einer neuerlichen Infektion sollte eine wirksame Vorbeugung getroffen werden. 1
Zur Nomenklatur: Die Cellulitis ist eine sich ausbreitende bakterielle Entzündung der Haut mit Rötung, Schmerzen und Lymphangitis. Bis zu 40 % der Betroffenen haben eine systemische Erkrankung. Das Erysipel ist eine Form der Cellulitis mit ausgeprägter oberflächlicher Entzündung, die typischerweise die unteren Gliedmaßen und das Gesicht betrifft 2.
Erreger
Erreger des Erysipels sind ß-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A (Streptococcus pyogenes), in seltenen Fällen auch Bakterien aus den Gruppen der Streptokokken oder Klebsiellen.
Prädispositionen / Assoziationen

Folgende Begleiterkrankungen wurden laut einer Studie bei wiederkehrenden Erysipelen (Zellulitis) gefunden: Adipositas, insulinabhängiger Diabetes mellitus, maligne Erkrankung in der Anamnese und Tonsillektomie, periphere arterielle Verschlusskrankheit, chronisches Ödem/Lymphödem, Pilzinfektionen des betroffenen Beins und chronisches Geschwür (Ulkus). 3
Eine Studie an jungen Menschen unter 35 J (Durchschnitt 25 J) erbrachte folgende Assoziationen: Fettleibigkeit (9 %), Alkoholismus (8 %), chronisch venöse Insuffizienz (6,5 %), chronisches Lymphödem (3 %), Beinbruch (2 %) und Diabetes mellitus (1 %). 4
Lokalisation
Hauptprädilektionsorte sind Unterschenkel und Gesicht. An den Füßen sind meistens kleine Schrunden oder Fußpilz die Eintrittspforte. Das Erysipel kann jedoch auch an allen anderen Stellen des Körpers auftreten. Bei Neugeborenen ist früher das Nabelerysipel bei unsauberer Abnabelung gefürchtet gewesen.
Symptomatik
Neben der typischen Hauterscheinung sind hohes Fieber mit Schüttelfrost und allgemeines Krankheitsgefühl die vorherrschenden Symptome.
Behandlung
Die Behandlung des Erysipels wird in aller Regel mit Penicillin durchgeführt; bei Penicillin-Allergie kann auch Erythromycin verwendet werden.
Während der Behandlungserfolg bei ausreichend langer und intensiver Therapie sehr gut ist, war das Erysipel in früheren Zeiten oft tödlich; eine Ausnahme war das Gesichtserysipel, welches wegen der guten Durchblutung der Gesichtshaut auch überlebt werden konnte.
Auch Flucloxacillin und Cefradin gehören zur ersten Wahl bei der Behandlung 5.
Prophylaxe
Das Erysipel hat die Tendenz zum Wiederauftreten (Relaps), wobei bakteriell kontaminierte Socken oder Schuhe häufig Ursache der neuerlichen Infektion sind. Sie sollten daher desinfiziert oder gleich entsorgt werden. Da Immungeschwächte und Patienten mit Diabetes mellitus besonders gefährdet sind, sind bei ihnen die vorbeugenden (prophylaktischen) Maßnahmen besonders sorgfältig durchgeführt werden.
In eine Untersuchung verringerte eine Behandlung über 6 Monate mit Penicillin das Risiko eines erneuten Auftretens innerhalb eines Zeitraums von 3 Jahren um 47 %. In der Penicillin-V-Gruppe kam es bei 12/60 (20 %) zu einer erneuten Episode, in der Placebogruppe dagegen bei 21/63 (33 %) 6.
Rezidivierende Erysipele können mit einem Lipödem assoziiert sein. Eine Fettabsaugung (Liposuktion) mit kontrollierter Kompression kann das Risiko laut einer Publikation erheblich senken. 7
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Verweise
Weiteres
- Am J Clin Dermatol. 2003;4(3):157-63. DOI: 10.2165/00128071-200304030-00002[↩]
- BMJ Clin Evid. 2008 Jan 2;2008:1708. PMID: 19450336; PMCID: PMC2907977.[↩]
- Maced J Med Sci. 2019 Mar 15;7(6):937-942. doi: 10.3889/oamjms.2019.214.[↩]
- Tunis Med. 2021 Aout;99(8):886-889. PMID: 35261016[↩]
- Acta Med Port. 2021 Mar 1;34(3):217-228. Portuguese. doi: 10.20344/amp.12642[↩]
- Br J Dermatol. 2012 Jan;166(1):169-78. doi: 10.1111/j.1365-2133.2011.10586.x[↩]
- Plast Reconstr Surg Glob Open. 2022 May 6;10(5):e4314. DOI: 10.1097/GOX.0000000000004314.[↩]