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Allgemeines
Papillitis stenosans bedeutet narbige Verengung der Papilla Vateri und des Sphincter Oddi, also der Einmündungsstelle des gemeinsamen Ausführgangs von Galle und Pankreassekret. (1) Surg Clin North Am. 1990 Dec;70(6):1341-54.DOI: 10.1016/s0039-6109(16)45288-6
Die narbige Verengung des Schließmuskels an der Duodenalpapille (Sphincter Oddi) hat zur Folge, dass sich die Sekrete in Gallen- und Pankreasgang stauen. Wegen des höheren Drucks im Gallengang tritt Galle in den Bauchspeicheldrüsengang über und fördert eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis). Bei starker Ausprägung kann der Sekretstau in den Gallenwegen zu einer obstruktive Cholestase mit übervoller Gallenblase (Gallenblasenhydrops) und gestauten Gallengängen in der Leber mit Folge einer Gelbsucht (Ikterus) führen.
Ursachen
Die Ursachen sind nicht geklärt. In Betracht kommen:
- idiopathische Narbenbildung
- chronische Papillitis im Rahmen einer chronischen Pankreatitis oder einer sklerosierenden Cholangitis (auch einer PSC)
- rezidivierende Steindurchtritte bei Cholelithiasis
- chronische Entzündung des Pankreaskopfs mit Übergriff auf die Papille
Folgen
Eine stenosierende Papillitis erhöht das Risiko für
- eine Pankreatitis,
- eine Cholangitis und
- eine obstruktive Cholestase.
Durch Mangel an Galle im Darm können sich Verdauungsstörungen mit Meteorismus, Blähungsbeschwerden und einer Änderung des Mikrobioms im Darm einstellen, welche selbst wieder weitreichende Folgen hat (siehe hier).
Diagnostik
Eine Diagnostik wird meist durch die Symptome eines Gallestaus bzw. seiner Folgen (s. o.) angestoßen. Eine Sphinctermanometrie ist mit einem hohen Pankreatitisrisiko verbunden und wird zurückhaltend indiziert.
Laborwerte: Erhöhte Cholestaseparameter deuten auf einen bereits erheblichen Gallestau hin, erhöhte Bauchspeicheldrüsenwerte auf eine Pankreasbeteiligung bzw. eine komplizierende Pankreatitis.
Bildgebende Verfahren: Die Sonographie des Oberbauchs ergibt gestaute intrahepatische und extrahepatische Gallenwege bis hin zur Papille, wobei bis auf Ausnahmen die Papille nicht gut differenziert werden kann.
Ausschluss von Differenzialdiagnosen
Differenzialdiagnostisch kommen ein distal eingeklemmter Gallenstein, ein distales Karzinom (Pankreaskarzinom oder Papillenkarzinom) oder eine Sphincter-Oddi-Dysfunktion infrage.
- Eine MRCP schließt ein kleines, nahe der Papille gelegenes Pankreaskarzinom und einen distalen Gallenstein weitgehend aus. (2)Eur J Radiol. 2012 May;81(5):830-7. DOI: 10.1016/j.ejrad.2011.02.036.
- Eine Endosonographie lässt die Papille und den Sphincter sehr gut beurteilen, sodass kleinste Konkremente, die auch einer MRCP entgehen können, entdeckt oder unwahrscheinlich gemacht werden können. (3)Scand J Gastroenterol. 2018 Oct-Nov;53(10-11):1381-1387. DOI: 10.1080/00365521.2018.1524021. Mit dieser Methode lässt sich der Verdacht auf eine Sphinctersklerose erhärten.
Endoskopisch retrograde Cholangiographie (ERC) mit Papillotomie und Sphinkterotomie: Sie ermöglicht eine Biopsie aus der Papille und dem Schließmuskel für eine histologische Klärung.
Therapie
Die bei der ERC durchgeführte Sphinkterotomie (Schlitzung des Ringmuskels an der Papille) verbessert umgehend den Abfluss von Galle und Pankreassekret. (4)Surg Endosc. 2001 Sep;15(9):1004-7. DOI: 10.1007/s004640080135 Eine Balondilatation des Sphinkters, wie sie zur Entfernung von Gallengangssteinen angewendet wird (um die Sphinkterfunktion zu schonen), ist im Fall einer sklerosierenden Papillitis und Sphinkterentzündung nicht als effektiv genug gesichert. Eine ausreichende Dilatation scheint offenbar nicht mit einer erheblichen Gefährdung hinsichtlich einer postprozeduralen Pankreatitis einherzugehen. (5)World J Gastroenterol. 2016 Jul 14;22(26):5909-16. DOI: 10.3748/wjg.v22.i26.5909 Darüber bestehen bei der sklerosierenden Papillitis keine ausreichenden Erfahrungen.
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Verweise
Literatur