Kryptogene cerebrale Ischämie

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Kryptogene cerebrale Ischämie (engl.: embolic strokes of undetermined source, ESUS) bedeutet Minderdurchblutung des Gehirns ohne erkennbare Ursache. Ischämische cerebrale Insulte (transitorisch ischämische Attacke (TIA) oder Schlaganfall) ohne erkennbare Ursache kommen nicht zu selten vor. Untersuchungen zeigen, dass intermittierendes Vorhofflimmern, das bei konventionellen Untersuchungen unerkannt bleibt, eine wesentliche Ursache darstellt.

Hinweise aus Studien

In einer Studie wurden 572 Patienten im Alter von mindestens 55 Jahren untersucht, die innerhalb der letzten 6 Monate eine unerklärte cerebrale Ischämie erlitten hatten. Die Überwachung von 280 von ihnen durch einen 30-Tage-Rekorder erbrachte in 16,1 % der Fälle einen Nachweis von Vorhofflimmern von mindestens 30 Sekunden Dauer; Episoden von mindestens 2,5 Minuten Dauer waren in 9,9 % der Fälle nachweisbar. In der Kontrollgruppe mit Standardtests inklusive einem 24-Stunden-EKG wurden in nur 3,2 bzw. 2,5 % der Fälle Episoden von Vorhofflimmern gefunden. (1)N Engl J Med. 2014 Jun 26;370(26):2467-77.

In einer weiteren Studie wurde ein ähnliches Ergebnis mit Hilfe eines implantierbaren Herzminitors erzielt: in 8,9% (vs. 1,4% in der Kontrollgruppe mit konventionellen Nachuntersuchungen) fand sich ein intermittierendes Vorhofflimmern. (2)N Engl J Med. 2014 Jun 26;370(26):2478-86

Eine prospektive Untersuchung von ESUS-Patienten mit einer transösophagealen Echokardiographie ergab in 52 % Hinweise auf eine kardiale Genese, relativ häufig ein offenes Foramen ovale und einen abnormalen linken Vorhof. (3)Neurology. 2016 Sep 6;87(10):988-95. DOI: 10.1212/WNL.0000000000003063

Bedeutung

Diese Befunde deuten darauf hin, dass bei einem ursächlich unklaren ischämischen cerebralen Geschehen eine sehr sorgfältige kardiale Untersuchung durchgeführt werden muss, bei der ein konventionelles Speicher-EKG nicht ausreicht. Der Nachweis von intermittierendem Vorhofflimmern, einem offenen Foramen in der Vorhofscheidewand oder einer Vorhofvergrößerung hat therapeutische Konsequenzen; in diesen Fällen wird eine Antiarrhythmikatherapie und eine verlängerte Antikoagulation erforderlich oder ein interventioneller Eingriff am Herzen. Auch muss die Ursache der Neigung zur absoluten Arrhythmie untersucht werden: Latente Hyperthyreose? Koronare Herzkrankheit? Herzklappenkrankheit?

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Verweise

Literatur[+]