Kortikoide

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Allgemeines

Kortikosteroide oder kurz Kortikoide sind Hormone der Nebennierenrinde (Cortex der Nebenniere). Häufig werden nur die Glukokortikoide gemeint. Grundgerüst ist das Progesteron (selbst ein weibliches Sexualhormon), das aus Cholesterin gebildet wird. Auch die synthetischen Abkömmlinge (wie Prednisolon oder Dexamethason) werden als Kortikosteroide bezeichnet. Sie werden therapeutisch zur Dämpfung überschießender immunologischer und entzündlicher Prozesse im Körper verwendet. (1)Orthop Nurs. 2019 Sep/Oct;38(5):336-339. DOI: 10.1097/NOR.0000000000000595. PMID: 31568125.

Hormone der Nebenniere

Die Kortikoide sind allesamt Steroidhormone, deren Bildung mit dem Stoffwechsel des Cholesterins eng zusammenhängen. Zu ihnen gehören folgende:

  • die Mineralokortikoide: Aldosteron, gebildet in der Zona glomerulosa, äußere Schicht der Nebennierenrinde.
  • die Glukokortikoide: Kortison und Abkömmlinge, gebildet in der Zona fasciculata.
  • Androgene: männliche Geschlechtshormone, z. B. Dehydroepiandrosteron, gebildet in der Zona reticularis, innere Schicht der Nebennierenrinde.

Im Nebennierenmark dagegen werden Adrenalin und Noradrenalin gebildet. Das Phäochromozytom ist ein Tumor des Nebennierenmarks mit einer Überproduktion dieser Hormone.

Nebenwirkungen und Langzeitfolgen

Eine Langzeitexposition mit Kortikosteroiden führt zu Nebenwirkungen und Komplikationen. Eine Zusammenstellung in einem Review-Artikel (2)Clin Ther. 2017 Nov;39(11):2216-2229. DOI: 10.1016/j.clinthera.2017.09.011. Epub 2017 Oct 19. … Continue reading listet auf:

Beeinträchtigung der Wundheilung: Die Zugfestigkeit von heilenden Wunden ist unter Kortikosteroidmedikation um etwa 30 % verringert (Tierversuche). (3)Am J Surg. 2013 Sep;206(3):410-7. DOI: 10.1016/j.amjsurg.2012.11.018. Bei Verletzungen wirken injizierte Kortisonpräparate schmerz- und entzündungshemmend und abschwellend (daher Verwendung in der Sportmedizin); sie sind jedoch in geringem Maße komplikationsträchtig. Beschrieben wurden: Sehnen- und Faszienrupturen (am häufigsten), Schienbeinstressfrakturen und multifokale Osteonekrose. (4)Clin J Sport Med. 2005 Sep;15(5):370-5. DOI: 10.1097/01.jsm.0000179233.17885.18

Glucocorticoid-induzierte Osteoporose: Sie ist häufige Folge einer lang dauernden Kortikosteroidmedikation. Um sie zu vermeiden, sollten folgende Maßnahmen ergriffen werden: vermehrte körperliche Bewegung, Raucherentwöhnung, Vermeidung von erhöhtem Alkoholkonsum, ausreichende Calciumzufuhr und Vermeidung von Vitamin-D-Mangel. Kontrolle über Beurteilung des Frakturrisikos unter Berücksichtigung von Alter, Geschlecht, Menopausenstatus, früheren Frakturen und Knochenmineraldichte. Bei entsprechender Indikation können folgende Medikamente infrage kommen: Alendronat, Risedronat, Zoledronat, Denosumab und Teriparatid. Die Überwachung sollte über eine Dual-Energy-Röntgen-Absorptiometrie (DXA) erfolgen, bei der nach Wirbelfrakturen ein Jahr nach Beginn der Glukokortikoidbehandlung gesucht wird. (5)Front Endocrinol (Lausanne). 2022 Jun 9;13:908727. DOI: 10.3389/fendo.2022.908727
→ Zur Osteoporose siehe hier.

Kortisonpsychose: Kortikosteroide können das psychische Befinden beeinträchtigen und psychiatrische Störungen hervorrufen. Sie reichen von Angst,  Schlaflosigkeit und schweren Stimmungsschwankungen bis hin zu Psychosen, Delirium und Demenz. Eine Unterbrechung der Medikation kann zu einer völligen Erholung führen. (6)Psychiatry Clin Neurosci. 2011 Oct;65(6):549-60. DOI: 10.1111/j.1440-1819.2011.02260.x Es wurde jedoch auch über eine psychotische Manie nach Unterbrechung einer Kortikosteriodmedikation berichtet. (7)Aust N Z J Psychiatry. 2021 Mar;55(3):325. doi: 10.1177/0004867420961471.


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Verweise

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