Imatinib (Glivec®) ist ein Medikament zur Behandlung bestimmter Leukämieformen (AML, CML) und seltener Magendarmtumoren (GIST).
Das Wichtigste verständlich
Kurzgefasst |
Imatinib ist ein Medikament, welches die Behandlungsmöglichkeiten bestimmter Leukämieformen (AML, CML) und seltener Magendarmtumoren (GIST) erweitert. Die Wirkung erfolgt über einen Eingriff in die Regelung der Zellvermehrung. Er ist ein Tyrosinkinaseinhibitor. Die Krebszellen können gegenüber der Substanz resistent werden. Wird die Behandlung unterbrochen, kann es, wie besonders beim GIST zu beobachten, zu einem raschen Fortschreiten der Krebserkrankung kommen. |
Wirkmechanismus
Imatinib ist ein kompetitiver Inhibitor der Tyrosinkinasen, die mit dem KIT-Protein (stem cell factor [SCF] receptor), ABL-Protein und dem Plättchen-abhängigen Wachstumsfaktor (platelet derived growth factor, PDGF) assoziiert sind.
Die Tyrosinkinasen katalysieren die Phosphatübertragung von ATP auf Tyrosin in Proteinen, die für Signaltransduktionswege der Zellteilung und Zelltodes entscheidend sind. Werden die Tyrosinkinasen gehemmt, kann die für diese Prozesse notwendige Signalübertragung nicht funktionieren und die Zellproliferation stoppt oder verlangsamt sich.
Die Wirkung erfolgt durch eine Anregung der Ferroptose 1.
→ Signalwege und Checkpoints: Basics
Wirksamkeit
Imatinib hatte zunächst bei der Behandlung
- der chronisch myeloischen Leukämie (CML) Wirksamkeit gezeigt, ebenso
- bei der Philadelphia-Chromosom positiven akuten lymphatischen Leukämie (ALL), dann auch
- bei gastrointestinalen Stromatumoren (GIST-Tumoren) (in ihnen wird ein Tyrosinkinase-Rezeptor KIT besonders stark exprimiert) 2.
Die Substanz hemmt auch die normale Zellteilung und führt zu mehr oder weniger ausgeprägten Nebenwirkungen, so im Magendarmkanal.
Besonderheit bei GIST
Imatinib hat eine deutliche Verbesserung der Prognose herbeigeführt. Eine Unterbrechung der Imatinib-Behandlung kann zu einer raschen Progression des GIST führen 3. Bei vielen Patienten entwickelt sich eine Resistenz gegen Imatinib; eine Resistenz tritt im Mittel zwischen 18 und 26 Monaten auf. In diesen Fällen ist darüber nachzudenken, ob eine operative Revision möglich ist. Auch kommt ein weiterer Tyrosinkinase-Inhibitor (Sunitinib) in Betracht 4 5.
Unerwünschte Effekte
Es werden eine Reihe von adversen Reaktionen beschrieben. Zu ihnen gehören eine Neigung zur Resistenzentwicklung (s. o.) 6, die Entwicklung von Hauterscheinungen, wie Nävi 7 oder einer Vitiligo 8, oder einer Colitis ulcerosa 9.
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Verweise
- Gastrointestinale Stromatumore
- Akute lymphatische Leukämie (ALL)
- Chronische myeloische Leukämie
- Tyrosinkinasehemmer
- Sunitinib
- Signalwege und Checkpoints: Basics
Referenzen
- Cell Death Dis. 2023 Dec 18;14(12):839. doi: 10.1038/s41419-023-06300-2[↩]
- Drugs. 2003;63(5):513-22; discussion 523-4[↩]
- J Clin Oncol. 2007 Mar 20;25(9):1107-13[↩]
- Curr Treat Options Oncol. 2006 Nov;7(6):427-37[↩]
- Recent Results Cancer Res. 2007;176:145-51[↩]
- Cell Death Dis. 2024 Mar 5;15(3):190. doi: 10.1038/s41419-024-06571-3[↩]
- Clin Exp Pharmacol Physiol. 2021 Sep;48(9):1298-1299[↩]
- Br J Haematol. 2022 Jun;197(5):511. doi: 10.1111/bjh.18096[↩]
- J Oncol Pharm Pract. 2024 Sep;30(6):1111-1117[↩]