Hypernatriämie

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Hypernatriämie bedeutet eine zu hohe Natriumkonzentration im Serum mit Werten von über 145 mval/l. Ursache ist meist ein Flüssigkeitsmangel (Exsikkose). Die Folgen betreffen vor allem eine Fehlfunktion des Gehirns mit Eintrübung bis hin zur Bewusstlosigkeit und ein erhöhtes Thromboserisiko.

Pathophysiologie

Natriumionen sind die extrazellulär vorherrschenden Kationen. Zur Aufrechterhaltung einer normalen Osmolalität liegt die Konzentration von Natrium zwischen 136 und 145 mval/l. Ist die Konzentration höher, liegt ein Mangel an Lösungswasser vor. Je nach Gesamtvolumen des Bluts ist die Hypernatriämie verbunden mit einer Hypovolämie, Normovolämie oder Hypervolämie.

Hypovolämische Hypernatriämie

  • Häufig fehlt in diesen Fällen eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr,
    • entweder bei gestörtem Durstempfinden (z. B. im Alter oder bei schweren Grunderkrankungen)
    • oder bei zu raschem Flüssigkeitsverlust (z. B. durch starkes Schwitzen).
  • Eine Diuretikatherapie, speziell eine Therapie mit Schleifendiuretika, kann bei mangelnder Kontrolle des Hydratisierungszustandes des Körpers zu ernsthaften Problemen führen. Sie muss daher kontrolliert werden: Abschätzung des zentral venösen Drucks (ZVD), Beachtung der Zungenfeuchtigkeit und Erkennung „stehender Hautfalten“. Kommt es zu einer Hypovolämie (Exsikkose) tritt eine Gegenregulation durch vermehrte Natriumrückresorption in den Nieren ein, die dadurch auch zu einer Hypernatriämie führen kann.
  • Eine osmotische Diurese durch Mannit oder anderen osmotisch wirksamen Substanzen entzieht dem Körper Flüssigkeit ohne adäquate Reduktion der Natriumkonzentration im Blut.
  • Ein Adiuretinmangel (ADH-Mangel), der bei einem zerebralen Prozess (z. B. bei einem Tumor der Hypophyse) auftreten kann, kommt es durch vermehrten Wasserverlust zur Hypernatriämie. Ein Diabetes insipidus ist mit ständig extrem starkem Durst und erheblicher Urinproduktion (bis über 20 Liter/Tag) verbunden.
  • Eine Nierenerkrankung mit vorwiegender Schädigung im Sammelrohrbereich geht häufig mit einer Hypernatriämie bei Hypovolämie einher. So kann das polyurische Nierenversagen durch eine Hypernatriämie kompliziert werden.

Normovolämische Hypernatriämie

Eine normovolämische Hypernatriämie ist selten. Sie kann beispielsweise bei einer Einschränkung des Durstgefühls vorkommen. Möglicherweise existiert auch eine veränderte Schwelle für die zentrale ADH-Produktion.

Hypervolämische Hypernatriämie

Eine normovolämische Hypernatriämie ist sehr selten. Meist wird sie iatrogen durch eine vermehrte Natriumzufuhr hervorgerufen z. B. im Rahmen einer Infusionstherapie (z. B. mit Natriumbikarbonat-Infusionen zur Behandlung einer Azidose).

Symptomatik

Durst ist das vorherrschende Symptom. Fehlt er, ist auf eine zentrale Ursache zu schließen, wie sie im Alter oder bei einer Erkrankung des zentralen Nervensystems vorkommen kann.

Die Folgen einer akuten Hypernatriämie erklären sich weitgehend durch eine Flüssigkeitsverschiebung von intra- nach extrazellulär, was mit einer Zellschrumpfung einhergeht. Die Zellschrumpfung im Gehirn führt zu einer Fehlfunktion mit variablem Erscheinungsbild.

Zentralnervöse Symptome

  • Verwirrtheit über
  • erhöhte Krampfbereitschaft bis hin zum
  • Koma.

Bei einer chronischen Hypernatriämie sind die Folgen weniger dramatisch.

Auswirkung auf den Blutfluss

Bei Hypernatriämie durch Exsikkose steigt die

Diagnostik

Zur Erkennung der Ursache einer Hypernatriämie sind die Abschätzung des zentral venösen Drucks (ZVD), die Beurteilung der Zungenfeuchtigkeit und des Hautturgors und die Bestimmung des Urinvolumens pro Zeiteinheit von Bedeutung. Wenn, wie in den meisten Fällen, eine Hypovolämie (Volumenmangel) vorliegt, muss deren Ursache ergründet werden. Bei zu hohem Urinvolumen und zu geringer Natriumkonzentration im Urin kommt eine zentrale oder renale Ursache infrage. Ggf. hilft eine ADH-Bestimmung weiter; mangelt Adiuretin, so ist die Ursache am ehesten in Hypophyse und Zwischenhirn zu suchen. Bei niedrigem Urinvolumen liegt eine mangelhafte Flüssigkeitszufuhr vor.

Therapie

Im Vordergrund steht die Zufuhr freien Wassers. Eine orale Zufuhr ist meist ausreichend; bei ausgeprägter und symptomatischer Hypernatriämie wird eine Infusionsbehandlung durchgeführt; eine Halbelektrolytlösung beispielsweise enthält zu 50 % freies Wasser.

Der Ausgleich der Natriumkonzentration im Blut sollte nicht zu rasch erfolgen, damit ein Hirmödem vermieden wird.

Schleifendiuretika können die Natriumausscheidung bei Normo- oder Hypervolämie beschleunigen.

Eine mögliche begleitende Hypokaliämie sollte rechtzeitig erkannt und ausgeglichen werden.


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Verweise