Gallenblasenhydrops

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Ein Gallenblasenhydrops ist eine prall gefüllte Gallenblase. Er kann zu einer palpablen oder sichtbaren Vorwölbung der Bauchdecke führen und weist dann als Courvoisier’sches Zeichen diagnostisch auf die Möglichkeit eines Galleabflusshindernisses. Zusammen mit einer schmerzlosen Gelbsucht (Ikterus) ist er ein klinisches Tumorzeichen.

Ursache

Gallenblasenhydrops, im Inneren Sludge mit Mikrokonkrementen. Sonographie wegen Ikterus.

Eine ungewöhnlich stark gefüllte Gallenblase deutet auf eine Entleerungsstörung der Galle hin. Ursachen können eine Enge oder ein Verschluss des ableitenden Gallengangs (Ductus choledochus) oder der Einmündung des Gallengangs in den Zwölffingerdarm (Papilla Vateri) sein. Die Gallenwege bis zu Gallenblase (intrahepatische Gallenwege, Ductus hepaticus und Ductus cysticus) sind dagegen soweit offen, dass sich die Gallenblase mit der von der Leber nachproduzierten Galle füllen kann.

Klinisches Zeichen

Lokale Vorwölbung des Oberbauchs an der Stelle der Gallenblase Bestätigung durch Ultraschalluntersuchung: Gallenblasenhydrop (prall gefüllte Gallenblase). Zusammen mit der Gelbsucht, die schmerzlos aufgetreten ist, lässt der Befund bereits an einen bösartigen Verschluss der Gallenwege unterhalb der Gallenblase denken.

Eine schmerzlose pralle Vorwölbung im Oberbauch unter dem rechten Rippenbogen weist auf einen Gallenblasenhydrops hin. Er wird als Courvoisier´sches Zeichen bezeichnet und als starker Hinweis auf ein Pankreaskarzinom gewertet. Seltener sind ein Papillenkarzinom oder distales Gallengangskarzinom die Ursache. Oft ist schon früh eine begleitende Gelbsucht erkennbar, die im Zusammenhang mit der prallen Gallenblase den Hinweis auf einen Gallengangsverschluss verstärkt. Ein Gallenblasenhydrops ist meistens verursacht durch einen Tumor, deutlich seltener durch einen Gallenstein (so die ursprüngliche Beobachtung durch Courvoisier 1890). (1)World J Surg. 2009 Apr;33(4):886-91. DOI: 10.1007/s00268-008-9908-y

Diagnostik

Die Identifizierung der Vorwölbung als Gallenblasenhydrops erfolgt rasch durch eine Ultraschalluntersuchung. Sie ergibt meist auch gleich einen Hinweis auf dessen Ursache. Bei Schmerzlosigkeit wird nach einem Tumor im Kopf der Bauchspeicheldrüse oder an der Mündungsstelle des Gallengangs in den Zwölffingerdarm gesucht. Nachfolgend klären eine Computertomographie und eine MRCP die genauen anatomischen Verhältnisse, was für das therapeutische Vorgehen von Bedeutung ist.

ERCP: Double-Duct Sign bei Pankreaskopfkarzinom. Gestauter Gallen- und Pankreasgang und Gallenblasenhydrops (nicht auf dem Bild)

Ein “double duct sign” (Einengung sowohl des Gallengangs wie des Bauchspeicheldrüsenausführgangs kurz vor ihrer Mündung) bei einer MRCP (oder ERCP) kann auf ein ampulläres Karzinom vor der Papille oder ein papillennahes Pankreaskarzinom hinweisen. (2)World J Gastrointest Endosc. 2017 Aug 16;9(8):425-427. DOI: 10.4253/wjge.v9.i8.425 . Einzelbeobachtungen zeigen, dass auch eine Shincter-Oddi-Dysfunktion zu einem double-duct sign führen kann. (3)J Med Case Rep. 2021 Feb 22;15(1):82. doi: 10.1186/s13256-021-02674-z.

Therapie

Liegt ein Tumor als Ursache vor, so ist nach Klärung seiner Operabilität eine Resektion und Neueinpflanzung des Gallengangs in den Dünndarm an anderer Stelle eine Option, die eine gewisse Heilungschance bedeutet. (4)World J Gastrointest Endosc. 2017 Aug 16;9(8):425-427. DOI: 10.4253/wjge.v9.i8.425 .

Ansonsten kommen palliative Maßnahmen in Betracht. Unter ihnen stellt eine endoskopisch gelegte Drainage der Galle über einen Gallengangsstent eine wertvolle Möglichkeit dar.

→ Dazu siehe hier.


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Verweise

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