Eine Embolie ist ein Gefäßverschluss durch ein Blutgerinnsel, das sich von einem festsitzenden Gerinnsel (Thrombus) losgelöst hat und mit dem Blut bis zur nächsten Verengung im Stromgebiet mitgeschwommen ist. Dort verursacht es einen embolischen Verschluss. Ein Beispiel ist die Lungenembolie, die durch ein abgerissenes Stück aus einem Gerinnsel in einer Beinvene oder einer Beckenvene hervorgegangen ist. Die Diagnostik beinhaltet den Ursprung und die Entstehung des Gerinnsels. Die Therapie zielt auf die Vermeidung einer Wiederholung der Embolie sowie inkl. einer medikamentösen Korrektur der zugrunde liegenden Gerinnungsstörung.
Diagnostik
Die Diagnostik berücksichtigt Ursache und Folgen einer Embolie.
Diagnostik bezüglich der Ursache
- Lokalisierung der auslösenden Thrombose: z. B. Beinvenen? Beckenvenen? Herz? In der Regel kommen sonographischen Methoden zum Einsatz, beispielsweise die Dopplersonographie peripherer Gefäße und die Herzechountersuchung. Aufwändigere bildgebende Untersuchungen, wie das Angio-CT und das Angio-MRT ermöglichen auch tiefergelegene Blutgefäße zu erreichen (siehe unter bildgebende Verfahren).
- Ursache der Thrombose:
- lokales Strömungshindernis? Varizen? Untersuchung durch bildgebende Verfahren.
- Gerinnungsstörungen (Hyperkoagulopathie) mit Thrombophilie? Paraneoplasie? Untersuchung der Gerinnungsparameter im Labor.
Diagnostik bezüglich der Folgen
- Bei einer Lungenembolie ist die Auswirkung auf den Kreislauf (Puls, Blutdruck, Halsvenenstauung) und die Sauerstoffsättigung des Bluts zu untersuchen.
- Bei einer Beinarterienembolie ist die Gefährdung des Beins abzuschätzen. Eine Angiographie, ein Angio-MRT oder ein Angio-CT können klären, ob eine Operation oder eine kathetertechnische Absaugung erfolgreich sein kann.
- Bei einer großen Embolie im Bereich der Aortengabel zu den Beinarterien (Leriche-Syndrom) muss geprüft werden, ob die Beine gefährdet sind und eine Operation erforderlich ist.
- Bei einer Embolie in die Nierenarterien (z. B. aus einem Wandthrombus der Aorta bei Erkrankung der Aortenwand oder aus dem linken Herzen) ist eine mögliche Funktionseinbuße der Nieren zu klären (Nierenwerte, Kreatinin-Clearance, Urinbefund).
- Bei einer Embolie in die darmversorgenden Arterien (Arteriae mesentericae) ist zu klären, ob Teile des Darms abgestorben (nekrotisch geworden) sind und eine Segmentresektion durchgeführt werden muss (mit der möglichen Folge eines Kurzdarmsyndroms).
- Bei einer Hirnembolie mit Schlaganfall ist zu klären, wie hoch das Risiko eines neuerlichen Schlaganfalls (Reapoplex) ist, und wie man es verringern kann, z. B. durch Operation oder Stentung eines Plaques in der Arteria carotis oder durch Behandlung eines Thrombus im Herzen und Antikoagulation.
- Bei einer Hirnembolie ist das Gerinnsel nicht nur von einem arteriosklerotischen Plaque einer Halsschlagader (A. carotis) sondern auch aus dem linken Herzen, insbesondere aus dem Herzvorhof (dort aus dem “Vorhofohr”), stammen; eine absolute Arrhythmie prädisponiert zu dieser Komplikation. Ursache kann aber auch eine gekreuzte Embolie sein, bei der der Ursprung des Embolus in einer Thrombose einer tiefen Bein- oder Beckenvene zu suchen ist. Vorbedingung ist ein offenes Foramen ovale (siehe unter Vorhofseptumdefekt).
Therapie
Die Behandlung richtet sich nach der Lokalisation, der Ursache und den Auswirkungen (s. o.). Bei großen Embolien kann eine Lysetherapie indiziert sein. In speziellen Fällen kann eine kathetertechnische Absaugung des Embolus erfolgreich sein. In der Regel wird man bei einer großen oder rezidivierenden Embolie eine zeitbegrenzte oder dauerhafte Antikoagulation einleiten.
→ Medikamentöse Auflösung des Embolus / Thrombus
Die pulmonale Embolie (Lungenembolie, LE) ist eine Hauptmanifestation einer Embolie mit potenziell lebensbedrohlichen Auswirkungen. Die systemische Lysetherapie einer akuten LE kann lebensrettend sei. Sie ist jedoch mit einem Risiko von etwa 20 % einer größeren Blutung sowie einem 3 bis 5%-igen Risiko eines hämorrhagischen Schlaganfalls verbunden. Eine kathetertechnische Behandlung (Fragmentierung und Absaugung, lokale Injektion von Fibrinolytika in den Embolus) kann in geübten Händen eine sichere und effektive Alternative darstellen. Die Komplikationsraten betragen laut einer Metaanalyse für geringere Komplikationen 7,9 %, für größere etwa 2,4 % (1)J Vasc Interv Radiol. 2009 Nov;20(11):1431-40. DOI: 10.1016/j.jvir.2009.08.002. PMID: 19875060. Das Risiko steigt mit dem Alter. Die Insertion eines IVC-Filters (inferior vena cava filter) senkt die Mortalität. (2)J Clin Med. 2021 Oct 14;10(20):4716. doi: 10.3390/jcm10204716. PMID: 34682839; PMCID: PMC8537142.
→ Lungenembolie – verständlich
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Verweise
Literatur