Eculizumab (Soliris®) ist ein humanisierter monoklonaler Anti-C5-Antikörper, der die terminale Aktivierung des Komplementsystems hemmt. Zugelassen ist er zur Therapie der paroxysmalen nächtlichen Hämoglobinurie (PNH). 1 Auch beim hämolytisch urämischen Syndrom kann es günstig wirken [2]. Das Medikament wird als gut verträglich beschrieben.
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Das Wichtigste
Eculizumab (Soliris®) ist ein humanisierter monoklonaler Anti-C5-Antikörper, der die terminale Aktivierung des Komplementsystems hemmt. Zugelassen ist er zur Therapie der paroxysmalen nächtlichen Hämoglobinurie (PNH). 1 Günstige Wirkungen werden auch beim hämolytisch urämischen Syndrom beschrieben. Das Medikament wird als gut verträglich beschrieben.
Prinzipiell kommt Eculizumab zur Therapie aller Komplement-vermittelter Erkrankungen in Betracht, so neben der PNH und dem aHUS 2, der thrombotischen Mikroangiopathie und des HELLP-Syndroms 3. Eculizumab wird relativ gut vertragen. Vor einer Therapie wird eine Meningokokkenimpfung empfohlen. |
Erfahrungen
PNH
Bei der überwiegenden Zahl der Patienten mit paroxysmaler nächtlicher Hämoglobinurie (PNH) führt Eculizumab zur Reduktion der Hämolyse und Steigerung des Allgemeinbefindens. In einer Veröffentlichung aus Japan wird von folgenden Verbesserungen berichtet 4:
- 87% Reduktion der Hämolyse auch unabhängig der Verbesserung der Anämie,
- Verbesserung von Müdigkeit und Atemnot in Folge der Verbesserung des Hämoglobin-Werts,
- 41% Verbesserung der Nierenwerte (die bei 66% der Patienten erhöht waren),
- 45% Normalisierung der D-Dimere (Spaltprodukte des Fibrins infolge der Bildung von Mikrothromben bei Hämolyse.
PNH in der Schwangerschaft
In der Schwangerschaft kann die PNH zu Komplikationen und einem Absterben der Frucht führen. Eculizumab erhöht die Überlebensrate der Feten und senkt die mütterliche Komplikationsrate 5. Das Komplementsystem des Neugeborenen wird nicht beeinträchtigt 6. Andere Untersuchungen haben keinen Effekt von Eculizumab zur Verhinderung einer Präeklampsie oder des HELLP-Syndroms ergeben. 7
Hämolyse bei EHEC-Infektion
Eine positive Wirkung von Eculizumab wird bei der durch eine EHEC-Infektion ausgelösten Hämolyse (Auflösung von roten Blutkörperchen) beschrieben 8 (siehe dort).
Hämolyse bei CMML
Auch die lebensbedrohliche Hämolyse (keine Kältehämolyse!) bei einer chronischen myelomonozytären Leukämie wurde erfolgreich durch Eculizumab unterbrochen. 9
HELLP-Syndrom
Eine neue Indikation scheint die schwere Form eines HELLP-Syndroms zu sein; ein erster Erfahrungsbericht schildert die deutliche Verbesserung der Blutwerte und des klinischen Symptome, sodass die Schwangerschaft verlängert werden konnte. 10 Einzelfälle mit gutem Ansprechen unter Eculizumab zeigen, dass der Anti-C5-Antikörper zu den potenziellen Optionen gehört. 11
Akute Präeklampsie-assoziierte Nierenschädigung
Eine akute Niereninsuffizienz im Rahmen einer Präeklampsie ist meist durch eine exzessive Komplementaktivierung induziert. In Einzelfällen wird eine günstige Wirkung des Anti-C5-Antikörpers beschrieben. 12
Thrombotische Mikroangiopathie
Eine thrombotische Mikroangiopathie (TMA) kann rasch lebensbedrohlich verlaufen. Sie kommt beispielsweise im Rahmen eines Lupus erythematodes bzw. eines Antiphospholipidsyndroms vor. Pathogenetisch spielt eine Komplementaktivierung eine führende Rolle. Einzelbeobachtungen zeigen, dass Eculizumab eine sekundäre TMA gut beherrschen kann. In einer Zusammenstellung konnten 3 von 4 Patienten von der Dialyse befreit werden. Es wurde daher von den Autoren zur Behandlung akuter Erkrankungen dieser Art empfohlen. 13 14 Auch bei einer transplantationsbedingten TMA, die noch 3 Monate nach hämatopoetischer Stammzell-Transplantation auftreten kann, wirkte der Antikörper in vielen Fällen eine Studie gut. 15
Behandlung der Kälteagglutininkrankheit
Die Kälteagglutininkrankheit ist eine seltene hämolytische Anämie, die durch Autoantikörper (Immunglobuline der Klasse M, IgM) ausgelöst wird. Sie binden bei Kälte an die Erythrozytenoberfläche und aktivieren das Komplementsystem des Bluts. Eculizumab (gegen C5 gerichtet) hemmt den letzten Schritt der Komplementaktivierung und vermindert die Hämolyse und damit die Transfusionsbedürftigkeit der Krankheit signifikant. Es hatte jedoch keinen Einfluss auf die Symptomatik. 16
Warnhinweis
Wegen der Gefahr einer Meningokokken-Enzephalitis (Entzündung des Gehirns durch Bakterien) unter Therapie mit Eculizumab wird dringend empfohlen, vor Therapiebeginn unbedingt eine Meningokokken-Impfung durchzuführen. 17
Die Warnhinweise der Fachinformationen (des Beipackzettels) sollten beachtet werden.
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Verweise
Referenzen
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- Clin Kidney J. 2017 Oct;10(5):600-624. doi: 10.1093/ckj/sfx081[↩]
- Placenta. 2013 Feb;34(2):201-3. doi: 10.1016/j.placenta.2012.11.014[↩]
- Int J Hematol. 2011 Jan;93(1):36-46[↩]
- N Engl J Med. 2015 Sep 10;373(11):1032-9[↩]
- Immunobiology. 2015 Apr;220(4):452-9[↩]
- Nephrol Dial Transplant. 2016 Dec;31(12):2122-2130.[↩]
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- Front Immunol. 2020 Apr 3;11:548. doi: 10.3389/fimmu.2020.00548DOI: 10.3389/fimmu.2020.00548. PMID: 32308654; PMCID: PMC7145984.[↩]
- BMJ Case Rep. 2019 Sep 5;12(9):e228709. doi: 10.1136/bcr-2018-228709. PMID: 31492725; PMCID: PMC6731826.[↩]
- Semin Arthritis Rheum. 2019 Aug;49(1):74-83. doi: 10.1016/j.semarthrit.2018.11.005. Epub 2018 Dec 4. PMID: 30598332.[↩]
- BMC Nephrol. 2020 Jun 30;21(1):245. doi: 10.1186/s12882-020-01888-5. PMID: 32605540; PMCID: PMC7329551.[↩]
- Eur J Haematol. 2018 Sep;101(3):389-398. doi: 10.1111/ejh.13127. Epub 2018 Jul 27. PMID: 29920784.[↩]
- Blood Adv. 2018 Oct 9;2(19):2543-2549. doi: 10.1182/bloodadvances.2018024190. PMID: 30291112; PMCID: PMC6177646.[↩]
- Drugs Today (Barc). 2007 Aug;43(8):539-46[↩]