Carfilzomib (Kyprolis) ist ein neues Krebsmittel und beim multiplen Myelom wirksam. Als Proteasom-Inhibitor (PI) ist es, ebenso wie das erste orale PI Ixazomib (Ninlaro), ein Nachfolger von Bortezomib (Velcade), das wegen seiner Neigung Resistenzen hervorzurufen, Nachteile aufweist.
Bei der Behandlung des mehrfach vorbehandelten multiplen Myeloms hat Carfilzomib in einer relativ hohen Zahl von Fällen zu einem Ansprechen geführt. Es wird als Erfolg versprechendes Krebsmittel angesehen, von dem angenommen wird, dass es sich auch zur Kombination mit anderen Chemotherapeutika eignet. 1
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Proteasome
Proteasome sind große Proteinkomplexe, die multiple enzymatische Aktivitäten entfalten und Zellproteine in Peptide spalten. Das Ubiquitin-Proteasom-System fördert, ebenso wie die Autophagie, die Entfernung unerwünschter Proteine. 2 In einigen Krebsarten ist die Proteasom-Aktivität stark erhöht, in Krebs-Stammzellen dagegen oft erniedrigt. Das Bild ist komplex, da Schlüsselproteine, die Krebs fördern, von Proteasomen degradiert werden können. Ursprünglich wurden Proteasominhibitoren entwickelt, um die krebsassoziierte Gewichtsabnahme und Kachexie zu verhindern. 3 4
Zu Proteasom-Inhibitoren siehe hier.
Carfilzomib beim multiplen Myelom
Das multiple Myelom ist durch eine unkontrollierte Proliferation von Plasmazellen charakterisiert, die das Knochenmark infiltrieren und abnorme Mengen eines monoklonalen Proteins ins Blut abgeben (siehe hier). Proteasominhibitoren führen zu einer Down-Regulation des NF-κB-Signalwegs, einem Stillstand des Zellzyklus und zu einer Apoptose-Anregung. 5
Carfilzomib hemmt irreversibel die Chymotrypsin-ähnliche katalytische Aktivität des 20S Proteasom-Kernpartikels mit der Folge einer Hemmung der Zellteilung und Förderung der Apoptose.
Carfilzomib hat in einer Phase-2-Studie an Patienten mit fortschreitendem und Therapie resistentem multiplem Myelom, die im Mittel bereits 5 verschiedene Therapieregime (darunter Bortezomib, Lenalidomid und Thalidomid) durchlaufen hatten, einen positiven Effekt gezeigt: Die Über-alles-Ansprechrate lag bei 23.7%, die Ansprechdauer bei 7,8 Monate und das mittlere Überleben bei 15,6 Monaten. 6
Die ENDEAVOR und CASTOR-Studien ergaben eine Überlegenheit von Carfilzomib über Bortezomib. 7 8
Nebenwirkungen
Das Medikament wurde verhältnismäßig gut vertragen. Unter den häufigeren, gut behandelbaren Nebenwirkungen waren Müdigkeit (49%), Anämie (46%), Übelkeit (45%) und Thrombozytopenie (39%) und eine eher leichte periphere Neuropathie (12.4%). Allerdings musste die Therapie bei 12.4% der Patienten wegen Unverträglichkeit abgebrochen werden. 9 10
Verweise
Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).
Referenzen
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- The Journal of Cell Biology. 2018;217(1):51–63. doi: 10.1083/jcb.201709072[↩]
- J Cancer Res Clin Oncol. 2013 Jul;139(7):1105-15. doi: 10.1007/s00432-013-1412-6. Epub 2013 Mar 28. PMID: 23535871; PMCID: PMC7087863.[↩]
- Nature Reviews. Clinical Oncology. 2017;14(7):417–433. doi: 10.1038/nrclinonc.2016.206.[↩]
- Pharmacol Ther. 2020 Sep;213:107579. doi: 10.1016/j.pharmthera.2020.107579. Epub 2020 May 19. PMID: 32442437; PMCID: PMC7236745.[↩]
- Blood October 4, 2012 vol. 120 no. 14 2817-2825[↩]
- Blood. 2019 Jan 10;133(2):147-155. doi: 10.1182/blood-2018-06-860015. Epub 2018 Nov 26. PMID: 30478094; PMCID: PMC6346374.[↩]
- Leuk Lymphoma. 2020 Jan;61(1):37-46. doi: 10.1080/10428194.2019.1648806. Epub 2019 Oct 22. PMID: 31640435.[↩]
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