Alemtuzumab (Campath ®) ist ein monoklonaler Antikörper, der die körpereigene Immunabwehr unterdrückt.
Das Wichtigste
Kurzgefasst |
Alemtuzumab ist ein künstlicher Antikörper zur Unterdrückung der körpereigenen Abwehr und wird als Medikament zur Behandlung einer lymphatischen Leukämie, einer Organabstoßung nach Transplantation und der Multiplen Sklerose (MS) verwendet. Es unterdrückt die Wirkung von Lymphozyten, die für die Immunreaktion des Körpers mitverantwortlich sind. Offenbar wird es recht gut vertragen; allerdings besteht ein etwas erhöhtes Risiko für Autoimmunkrankheiten. |
Wirkungen
Alemtuzumab ist ein monoklonaler Antikörper, der gegen Lymphozyten (CD52-Zellen) gerichtet ist und zu einer starken Verminderung bzw. Depletion der B-Zellen führt. Er hat sich als Erfolg versprechende therapeutische Option für Erkrankungen herausgestellt, bei denen die Unterdrückung der B-Zellen angestrebt wird.
Die Anwendung erfolgt für 5 Tage und ist für weitere 12 Monate nicht mehr erforderlich. Eine häufige Dosierung ist 12 mg oder 24 mg pro Tag an 5 aufeinander folgenden Tagen und an 3 aufeinander folgenden Tagen der Monate 12 und 24. 1
Nach Absetzen regeneriert sich das lymphatische Immunsystem, allerdings mit einer relativen Überproduktion von regulatorischen und autoreaktiven T-Zellen. Daher ist in der Folge ein Anstieg sekundärer Autoimmunkrankheiten zu gewärtigen. 2
Mögliche Behandlungsindikationen
B-CLL
Alemtuzumab kann seit einigen Jahren als first-line-Therapie bei der chronischen B-Zell-lymphozytäre Leukaemie (B-CLL) verwendet werden 3; eine subkutane Applikation scheint ebenso effektiv wie eine intravenöse zu sein 4. Laut einer Cochrane-Zusammenstellung profitieren Patienten mit chronisch lymphozytischer Leukaemie (CLL) von Alemtuzumab bezüglich Gesamtüberleben und progressionsfreiem Überleben. Jedoch kommt es zu erhöhtem Risiko einer Cytomegalievirus (CMV)-Infektion oder -Reaktivierung (14 % symptomatischer CMV-Infektionen)5. Eine Studie stellt fest, dass Alemtuzumab plus Methylpredisolon derzeit die wirksamste Induktionstherape der CLL mit TP53-Depletion darstellt 6. In einer Studie wurde festgestellt, dass weitgehend therapierefraktäre CLL-Patienten unter Lenalidomid und Alemtuzumab mehrheitlich (11 von 19) ansprachen. 7
Organtransplantation
Bei Patienten nach Nierentransplantation erweist sich Alemtuzumab in Studien als hoch wirksam zur Verhinderung einer akuten Abstoßungsreaktion insbesondere bei niedrigem immunologischen Risiko [5]. In einer Metaanalyse wurde gezeigt, dass Alemtuzumab zu einer geringeren Abstoßungsreaktion als bisher verwendete Antikörper führt; der Vorteil verschwand bei Patienten mit hohem immunologischen Risiko 8. Eine Zusammenstellung von Studien besagt, dass Alemtuzumab als Induktionstherapie nach Nierentransplantation gegenüber anderen Antikörpern (Basiliximab) besser und gegenüber Kaninchen-Anti-Thymozytenglobulin (rATG) gleichgut abschneidet. 9
Auch nach Lungentransplantation wurden günstige Ergebnisse bezüglich Reduktion schwerer Abstoßungsreaktionen erzielt. 10
Bei einer Immunsuppression mit Alemtuzumab nach Organtransplantation sollte der Reaktivierung einer Tuberkulose ggf. durch Chemoprophylaxe vorgebeugt werden. 11
Multiple Sklerose
Alemtuzumab ist bei der Multiplen Sklerose (MS) bemerkenswert wirksam, dies gilt bei intravenöser und offenbar auch bei subkutaner Applikation 12. Der Antikörper erweist sich bezüglich der Verhinderung von Rückfällen und Behinderungen als wirksamer als Interferon beta-1a 13 und wird als wesentlicher Fortschritt in der Behandlung der Multiplen Sklerose angesehen 14. Eine Cochrane-Auswertung vorliegender Studien besagt, dass der Antikörper bei einer immer wieder aufflammenden MS zu besseren Ergebnissen (Progressionsfreiheit während 36 Monaten) führte als eine Behandlung mit subcutanem Interferon-beta-1a. 15
Als Nebenwirkung wird eine Neigung zu Autoimmunreaktionen wie immun-thrombocytopenischer Purpura berichtet 16. Auch ist eine Alopezie als Folge beobachtet worden. 17
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Verweise
Referenzen
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