Peutz-Jeghers-Syndrom

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Allgemeines

Das Peutz-Jeghers-Syndrom (PJS) ist ein seltenes, autosomal dominant vererbtes Polyposis-Syndrom mit erhöhtem Risiko für Krebserkrankungen. Ursächlich liegt dem PJS eine Keimbahnmutation in den Genen Serin/Threoninkinase 11 oder Leberkinase B1 (STK11/LKB1) vor. Sie wird autosomal dominant vererbt. Die Inzidenz beträgt 1/25.000-1/280.00 Personen/Jahr. Charakteristisch für das Peutz-Jeghers-Syndrom sind hamartomatöse (geweblich aus versprengtem Keimgewebe fehlgebildete) Polypen im Magendarmtrakt, häufig kombiniert mit Pigmentflecken an den Lippen und Schleimhäuten. Im Kindesalter können die Dünndarmpolypen zu Ileus, Invaginationen (Intussusception) und Blutungen und zu plötzlichen heftigen Bauchschmerzen führen. Betroffene Personen haben ein erhöhtes Krebsrisiko und sollte regelmäßig kontrolliert werden. (1)Curr Opin Gastroenterol. 2021 May 1;37(3):245-254. DOI: 10.1097/MOG.0000000000000718. (2)Exp Ther Med. 2021 Dec;22(6):1387. DOI: 10.3892/etm.2021.10823

PJS, ein hamartomatöses Polyposis-Syndrom

PJS gehört zu der Gruppe der “hamartomatösen Polyposis-Syndrome”. Sie ist eine heterogene Gruppe von Erkrankungen, zu denen die folgenden gehören: familiäres juveniles Polyposis-Syndrom, PJS, Phosphatase- und Tensin-Homolog-Gen (PTEN)-Hamartom-Tumorsyndrom (Cowden- und Bannayan-Riley-Ruvalcaba-Syndrom), multiples endokrines Neoplasie-Syndrom 2B, hereditäres gemischtes Polyposis-Syndrom, Cronkhite-Canada-Syndrom, Basalzellen Naevus-Syndrom und Neurofibromatose 1. (3)World J Gastroenterol. 2009 Nov 21;15(43):5397-408. DOI: 10.3748/wjg.15.5397


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Diagnostik

Das Peutz-Jeghers-Syndrom (PJS) lässt sich diagnostizieren durch Nachweis von

  • 2 oder mehrere PJS-Polypen oder
  • 1 PJS-Polyp + typische Pigmentierung oder + PJS-Familienanamnese.

Heute gehört eine genetische Untersuchung auf STK11/LKB1 (s. u.) zur Diagnostik hinzu. Ist ein Familienmitglied positiv, sollten enge Verwandte ebenfalls untersucht werden.

Die Diagnostik beinhaltet eine Untersuchung des gesamten Magendarmtrakts inkl. des endoskopisch schwer erreichbaren Dünndarms, in dem ebenfalls hamartomatöse Polypen auftreten. Seit die Methode der Kapselendoskopie zur Verfügung steht, ist eine vollständige Darmdiagnostik möglich. Eine Sellink-Untersuchung (MR-Sellink) ist eine alternative Methode. Eine Push-Enteroskopie oder Ballon-Enteroskopie ist eine weitere diagnostische Option, wird aber hauptsächlich therapeutisch eingesetzt. (4)Int J Clin Pract. 2022 Feb 1;2022:7849055. DOI: 10.1155/2022/7849055.

Histologie

Der Polyp ist mikroskopisch hamartomatös mit Einbeziehung einer sich baumartig verzweigenden Lamina muscularis mucosae.

Genetik

Es besteht ein Gendefekt für eine Serin-Threonin-Kinase (STK11, auch bekannt als LKB1: einTumorsuppressor-Gen auf Chromosom 19); es ist ein Schlüsselregulator für das Überleben und Wachstum von Zellen. Multiple Gendefekte sind bekannt, die das Syndrom hervorrufen können. Daher ist eine genetische Analyse aufwendig. Die Mutation führt zu einer verringerten mTOR-Hemmung (Rapamycin-Targets). Dies fördert ein unkontrolliertes Zellwachstum (Polypen, Krebs). Selektive mTOR-Hemmer, wie Rapamycin und Everolimus, wurden daher als Medikamente gegen die Zellproliferation beim PJS diskutiert. (5)Fam Cancer. 2011 Sep;10(3):469-72. doi: 10.1007/s10689-011-9471-9

Therapie und Prophylaxe

Endoskopie

Eine Ballon- oder Pushenteroskopie steht für interventionelle Aufgaben zur Verfügung (Stillen einer Blutung, Entfernung eines Polypen). Sie kann auch intraoperativ angewendet werden und eine vollständige Behandlung der Polypen des Darms in etwa 90 % der Fälle ermöglichen. (6)United European Gastroenterol J. 2020 Mar;8(2):204-210. DOI: 10.1177/2050640619874525  (7)Ther Adv Gastrointest Endosc. 2020 May 14;13:2631774520919369. DOI: 10.1177/2631774520919369 (8)Int J Clin Pract. 2022 Feb 1;2022:7849055. DOI: 10.1155/2022/7849055.

Wegen des hohen Entartungsrisikos sollte ab dem 15. Lebensjahr alle 2 Jahre eine Vorsorgekoloskopie durchgeführt werden, auch eine Push-Enteroskopie des Dünndarms oder eine Kapselendoskopie zur Beurteilung einer möglichen Polypenbildung im Dünndarm gehören dazu. Ab dem 18. Lebensjahr sollte bei Frauen jährlich eine gynäkologische Untersuchung zur Krebsvorsorge erfolgen. Schilddrüse und Pankreas sind jährlich sonographisch zu untersuchen. (Genaue Empfehlungen siehe Lit. (9)World J Gastroenterol. 2009 Nov 21;15(43):5397-408. DOI: 10.3748/wjg.15.5397)

Eine chinesische Studie an 566 Patienten ergab, dass das Risiko einer Invagination und einer Krebserkrankung von PJS-Polypen mit zunehmendem Alter steigt. Die Autoren folgern: PJS-Patienten ≥ 10 Jahre sollten sich jährlich einer Enteroskopie unterziehen. Sie kann das Auftreten einer Polypeninvagination und von Krebs reduzieren. (10)World J Gastroenterol. 2023 Mar 14;29(10):1627-1637

Medikamente

Es werden Medikamente gesucht, die die Krebsentstehung beim PJS unterdrücken. COX-2-Hemmer reduzieren das Risiko deutlich. (11)Gastroenterology. 2004 Oct;127(4):1030-7. DOI: 10.1053/j.gastro.2004.07.059 Auch der antiproliferative Effekt von Rapamycin wurden in Erwägung gezogen. (12)Cancer Lett. 2009 May 18;277(2):149-54. doi: 10.1016/j.canlet.2008.11.036 Allerdings musste eine Studie mit Everolimus wegen mangelnder Patientenzahl und manelndem Therapieerfolg bei schlechter Verträglichkeit abgebrochen werden. (13)Oncologist. 2018 Apr;23(4):399-e33. DOI: 10.1634/theoncologist.2017-0682 Die Suche nach einer medikamentösen Vorbeugung hält an. (14)World J Gastrointest Surg. 2023 Jan 27;15(1):1-8.

Risiko für andere Krebsarten

Menschen, die am Peutz-Jeghers-Syndrom leiden, tragen ein erhöhtes Risiko für verschiedene maligne Tumore. Sie treten hauptsächlich ab dem 30sten Lebensjahr auf. Darunter sind Kolon- und Magenkarzinome, Mamma-, Uterus- und Pankreaskarzinome, sowie maligne Tumore der Lungen und der Hoden. Aus diesem Grunde sollten betroffene Personen in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden. (15)Curr Opin Gastroenterol. 2021 May 1;37(3):245-254. DOI: 10.1097/MOG.0000000000000718.


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Verweise

Literatur[+]