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IL-6-Familie
Interleukin-6 (IL-6) ist ein Botenstoff und Entzündungsmediator, der von vielen Zelltypen produziert werden kann, insbesondere von Monozyten und Makrophagen, auch von Endothel- und Epithelzellen. Er wird in der Labordiagnostik auf zur Akutdiagnostik entzündlicher Prozesse und von Gefäßschädigungen verwendet.
IL-6 gehört zur IL-6-Familie, die durch den gemeinsamen Rezeptorbestandteil gp130 und ähnliche Funktionen gekennzeichnet sind. Ebenfalls dazu gehören IL-11, IL-27, „ciliary neurotrophic factor“ (CNTF), „leukemia inhibitory factor“ (LIF), Oncostatin M (OSM), Cardiotrophin 1 (CT-1) und Cardiotrophin-like cytokine (CLC). Alle sind an der Regulation der akute-Phase-Reaktion bei Infektionen und an der Regulation einer Immunantwort beteiligt. Eine Blockade der IL-6-Familien-Zytokine scheint eine Therapieoption bei Autoimmunkrankheiten zu sein, allerdings mit dem Risiko bakterieller Infektionen. (1)Cold Spring Harb Perspect Biol. 2018 Feb 1;10(2):a028415. doi: 10.1101/cshperspect.a028415. PMID: … Continue reading
IL-6-Funktionen
Interleukin-6 (IL-6) beeinflusst die Entzündungsreaktionen im Körper. Es wird nach Stimulation durch TNF-alpha gebildet und verweilt nur kurz im Blut (Halbwertszeit im Minutenbereich). Durch IL-6 wird die Bildung von CRP in der Leber angeregt, welches häufig als akuter Entzündungsparameter genutzt wird.
IL-6 führt zu einer Vielzahl von Organveränderungen, am Herzen beispielsweise zu einer myokardialen Fibrose und konzentrische Hypertrophie der Herzmuskulatur mit diastolischer Dysfunktion in Versuchstieren. (2)Hypertension. 2010 Aug;56(2):225-31
IL-6 stimuliert die Bildung von Glukokortikoiden.
Die Bildung von IL-6 wird durch Statine gehemmt, was beim akuten Koronarsyndrom therapeutisch ausgenutzt wird (siehe hier).
Der Il-6-Antagonist Tocilizumab kommt in der Rheumatologie zur Behandlung therapierefraktärer Verläufe bei der rheumatoiden Arthritis, dem Morbus Bechterew und der Polymyalgia rheumatica in Betracht (siehe hier).
Antikörper gegen den IL-6-Rezeptor
Eine Unterdrückung der IL-6-Wirkung wird durch den monoklonale Antikörper Tocilizumab gegen den IL-6-Rezeptor erzielt. Er wird zur Behandlung akuter, schwer verlaufender Entzündungen eingesetzt und ist für die Behandlung der rheumatoiden Arthritis zugelassen. Bei COVID-19-Pneumonie reduzierte Tocilizumab das Risiko einer Progredienz zur Beatmungspflichtigkeit, nicht jedoch die Mortalität. (3)N Engl J Med. 2021 Jan 7;384(1):20-30. DOI: 10.1056/NEJMoa2030340. Epub 2020 Dec 17. PMID: … Continue reading (4)Eur J Clin Pharmacol. 2021 Feb 2:1–6. doi: 10.1007/s00228-021-03087-z. Epub ahead of print. PMID: … Continue reading Tocilizumab bessert die Orbitopathie bei entzündlichen Schilddrüsenerkrankungen (Exophthalmus bei Morbus Basedow, Graves Orbitopathie) und wird zur Ersparnis von Glukokortikoiden verwendet (5)Am J Ophthalmol Case Rep. 2017 Jul 8;7:146-148. doi: 10.1016/j.ajoc.2017.07.001. PMID: 29260102; … Continue reading Bei der autoimmunologisch bedingten Neuritis optica wirkt es ebenfalls günstig. (6)Curr Neuropharmacol. 2021;19(2):220-232. doi: 10.2174/1570159X18666200429010825. PMID: 32348222. Siehe unter Tocilizumab.
Indikationen zur Il-6-Bestimmung
Die IL-6-Bestimmung erfolgt meist auf Intensivstationen zur Diagnostik und Verlaufskontrolle akut entzündlicher, traumatischer und ischämischer Prozesse.
Da IL-6 bereits innerhalb weniger Stunden und damit rascher als CRP und die Leukozytenzahl im Blut ansteigt, dient es als Parameter zur kurzzeitigen Kontrolle hochakuter Infektionen und Gewebsschädigungen.
IL-6 reagiert
- auf infektiöse Entzündungsprozesse wie Sepsis und SIRS sowie auch
- auf nicht-infektiöse Gewebsschädigungen, wie sie durch eine Ischämie hervorgerufen wird.
IL-6 hat keine wesentliche diagnostische Bedeutung bei chronischen Infektionen oder Entzündungen.
Referenzwert
Die obere Normgrenze von Interleukin-6 liegt bei 10 pg/ml.
Die Normwertangaben der jeweiligen Laborinstitute sind zu beachten.
Erhöhte Werte
Erhöhte Werte können nicht speziellen Krankheiten zugewiesen werden; sie sind nicht diagnoseweisend. Sie können durch Bakterien, Bakterientoxine, Gewebsquetschungen, Operationen oder Gewebs- und Organischämien hervorgerufen werden. Von Bedeutung ist die Verlaufskontrolle von IL-6 unter Therapie, beispielsweise unter Antibiotika-Therapie bei nachgewiesener oder wahrscheinlicher bakterieller Infektion.
Werte oberhalb 1000 pg/ml sind mit einer hohen Letalität verbunden.
Folgende Erkrankungen können besonders hohe Werte bewirken:
- Sepsis,
- Neugeborenensepsis, Nabelschnursepsis,
- SIRS,
- Herzinfarkt (kardiale Ischämie).
Erniedrigte Werte
Eine diagnostisch bedeutsame Untergrenze für IL-6 gibt es nicht.
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Verweise
Literatur