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Allgemeines
Die Beruhigungsspritze bei einer Spiegelung (Endoskopie) ist eine Erleichterung für Patienten, die eine Spiegelung vor sich haben, aber auch für den Untersucher, der gelegentlich Manipulationen zu tätigen hat, bei denen der Patient sehr ruhig liegen muss. Vor allem für länger dauernde Untersuchungen werden häufig Kombinationen von einem Sedativum (Beruhigungsmittel / Schlafmittel) und einem Analgetikum (Schmerzmittel) verwendet.
Angst vor einer Spiegelung?
Manche Patienten haben Angst vor einer endoskopischen Untersuchung. Es wird auch viel über die Schmerzhaftigkeit erzählt. Manches davon stimmt, anderes ist übertrieben oder falsch.
Einerseits stimmt es,
- dass jeder Mensch etwas anders reagiert; der eine ist empfindlicher, der andere weniger,
- dass die Untersuchung bei unruhigen Patienten schwieriger verlaufen kann als bei ausgeglichenen und weniger ängstlichen,
- dass innere Anomalien oder Verwachsungen zu Schwierigkeiten bei der Untersuchung führen können (aber nicht müssen).
Andererseits stimmt es auch,
- dass viele Untersuchungen ohne Narkose (d. h. ohne eine Beruhigungs- und Schmerzspritze) problemlos und ohne unzumutbare Belastung durchgeführt werden kann,
- dass manche Schwierigkeit durch eine gute Aufklärung vor der Untersuchung und eine ruhige Atmosphäre bei der Untersuchung vermieden werden kann,
- dass die Verträglichkeit der Untersuchung von der Routine und vom Können der Untersucher abhängt, wobei nicht nur der Arzt, sondern auch die mit untersuchende Endoskopiehilfe (Schwester, Pfleger) Erfahrung mitbringen müssen.
Information und Beratung
Die Ärzte informieren ihre Patienten darüber und lassen ihnen auch die Wahl. Ihre Empfehlung für oder gegen eine Spritze ist abhängig von verschiedenen Umständen:
- von der vermutlichen Dauer des Eingriffs,
- von der vom Arzt erwarteten Patientenbelastung,
- von der Erfahrung des Patienten aus vorangegangenen Untersuchungen,
- von gleichzeitig vorhandenen anderen Erkrankungen,
- vom ersten Eindruck: Ängstlichkeit teilt sich nicht nur verbal, sondern auch nonverbal oft ganz schnell mit; und darauf wird die Beratung und meist auch die Entscheidung für eine Schlafspritze ausgerichtet.
Häufig empfiehlt man den Unerschrockenen, die Untersuchung ohne Spritze zu beginnen, eine Sedierung aber sofort zu verabreichen, wenn die Belastung dies erfordert. Man richtet sich nach der Situation.
Die Erfahrung zeigt, dass manche Patienten keine Spritze haben möchten, da sie danach über einige Stunden eingeschränkt sind und den Tag nicht verlieren oder noch arbeiten wollen. In über 70% kann ein geübter Untersucher ohne medikamentöse Hilfe eine vollständige Darmspiegelung durchführen, eine Magenspiegelung in über 90%. Aber die Wahl sollte der Patient haben.
Eine Sedierung ist für den Patienten sehr komfortabel: er spürt von der Untersuchung nichts und ist, besonders bei der Wahl von Propofol als Sedativum, bei Beendigung der Untersuchung gleich wieder ansprechbar. Wer aus diesen Gründen in jedem Fall eine Sedierung möchte, kann sie von vorne herein vereinbaren.
Wann Schlafspritze?
Eine Schlafspritze dient der Ruhigstellung der Patienten und dem Schutz vor Stress. Sie wird bei einer Darmspiegelung meist mit einer Schmerzmedikation verbunden. Die Kombination wird als Analgosedierung bezeichnet.
Magenspiegelung (Gastroskopie)
Hierbei ist gelegentlich eine Schlafspritze (Sedierung) erforderlich. In der Regel wird Midazolam verwendet. Dies ist ein Medikament, welches beruhigt und je nach Dosierung auch einschlafen lässt. Oft erinnert sich der Patient anschließend nicht mehr an die Untersuchung (retrograde Amnesie). Auch Propofol kann infrage kommen.
Dickdarmspiegelung (Koloskopie)
Hierbei wird bei Bedarf ebenfalls Midazolam und als Schmerzmittel zusätzlich Pethidin verwendet. Eine geringe Dosis von Midazolam bringt eine innerliche Ruhe und einen Schutz vor vegetativer Übererregung, eine höhere bringt Schlaf. Die Kombination aus Beruhigungs- oder Schlafmittel und Schmerzmittel nennt man Analgosedierung; sie wird von Patienten häufig als Narkose bezeichnet. Wenn es darauf ankommt, einen kontrollierten Tiefschlaf zu verwenden, aus dem man rasch wieder aufwacht, benutzt man meist Propofol. Inzwischen wird Propofol auch häufig schon für eine flache Sedierung verwendet.
Untersuchung der Gallenwege mit Kontrastmittel (ERCP)
Hierbei verwendet man ebenfalls meist Midazolam und Pethidin oder Fentanyl, manchmal auch Kombinationen mit Propofol oder andere Substanzen wie Ketamin.
Überwachung bei Analgosedierung
Die Dosierung der Medikamente wird individuell gewählt und nach Effekt eingestellt. Während einer Analgosedierung werden routinemäßig kontinuierlich Puls und Sauerstoffgehalt des Bluts kontrolliert. Droht die Sättigung des Bluts mit Sauerstoff zu gering zu werden, wird Sauerstoff über eine Nasensonde zugeführt. Bei zu niedriger Herzfrequenz kann medikamentös gegengesteuert werden; auch kann eine günstigere Lage des Endoskops bei der Dickdarmspiegelung (Koloskopie) bereits zu einer Verbesserung der Kreislaufsituation führen. Die Überwachung erfolgt durch Geräte (meist werden “Pulsoximeter” verwendet) automatisch; sie geben bei Grenzüberschreitungen Alarm. Eine Korrektur ist im Allgemeinen problemlos möglich; nur sehr selten muss eine Untersuchung abgebrochen werden. Personal zu Überwachung und Steuerung der tiefen Sedierung unabhängig von der Pulsoximetrie und zur Beherrschung seltener ernstlicherer Komplikationen muss natürlich vorgehalten werden. Unter Umständen muss eine Untersuchung im Bereich einer Klinik durchgeführt werden, die auf solche schwierigen Fälle eingerichtet ist.
Entlassung nach einer Analgosedierung
In der Regel kann eine Patientin oder ein Patient etwa 2 Stunden nach einer Sedierung aus der Überwachung entlassen werden. Von der Entlassfähigkeit muss sich ein Arzt überzeugen. Dazu gehört eine Untersuchung auf die vitalen Funktionen des Körpers und die Wachheit. Das Gespräch wird von ihm auch meist dazu genutzt, über das Untersuchungsergebnis aufzuklären. Wenn nach einer Midazolam-Sedierung zur Beschleunigung des Aufwachvorgangs ein Gegenmittel (Anexate) gespritzt wurde, wird der Arzt dies in besonderer Weise berücksichtigen: Anexate wirkt kürzer als Midazolam, so dass nach Abklingen seiner Wirkung erneut Midazolam die Oberhand gewinnen und eine Müdigkeit und damit eine Gefährdung im Straßenverkehr auftreten kann. Daher wird der Arzt bereits im vorbereitenden Gespräch vor einer Dickdarmspiegelung in aller Regel darauf bestehen, dass eine Begleitperson bei der Entlassung zum Abholen kommen soll. Bei Propofol ist in aller Regel mit solch einem Nachhang nicht zu rechnen.