Das Lassa-Fieber ist eine lebensbedrohliche Virusinfektion der Subsaharazone, benannt nach der Nigerianisches Stadt Lassa (1)J Vector Borne Dis. 2007 Mar;44:1-11, wo die Erkrankung 1969 zuerst identifiziert wurde. Etwa 15% der symptomatisch Erkrankten sterben. Eine ursächlich wirksame Therapie sowie ein Impfstoff stehen noch nicht zur Verfügung.
→ Über facebook informieren wir Sie über Neues auf unseren Seiten!
Inhaltsverzeichnis
Das Wichtigste
Kurzgefasst |
Das Lassa-Fieber ist eine hochansteckende und oft tödlich verlaufende Erkrankung der Subsahara-Zone. Es wird durch ein RNA-Virus ausgelöst, dessen Reservoir Langschwanzmäuse sind. Wegen einer möglichen Mensch-zu-Mensch-Übertragung durch Reisende kann Lassa-Fieber auch hier ausbrechen.
Typisch sind hohes Fieber und Schleimhautblutungen im Magendarmtrakt (hämorrhagisches Fieber), Bauchschmerzen, Erbrechen, gerötete Augen und ein geschwollenes Gesicht. Zu den Differenzialdiagnosen gehören eine Reihe anderer Tropenkrankheiten. Die Behandlung sollte so früh wie möglich erfolgen. Ribavirin hat einen günstigen Einfluss nur innerhalb der ersten 6 Tage. Eine wirksame Impfung existiert nicht. |
Epidemiologie des Lassa-Fiebers
Das Lassa-Virus (LASV) ist ein hochvirulentes und hoch kontagiöses RNA-Virus (LASV), das zur Familie der Arenaviridae gehört.
Virus-Reservoire stellen Langschwanzmäuse (Mastomys natalensis: eine “multimammate rat”) der Subsaharazone dar, die mit dem Virus hoch durchseucht sind.
Zu den Hauptverbreitungsgebieten gehören Sierra Leone, Guinea, Liberia und Nigeria, wo die Tiere in ländlichen Gegenden und in den Slums der Großstädte in direkter Nähe zu den Menschen hausen, so dass das Infektionsrisiko (u. a. über den Urin der Tiere) dort hoch ist (2)J Infect Dev Ctries. 2016 Feb 28;10(2):199-200 (3)Zoonoses Public Health. 2012 Sep;59 Suppl 2:43-7. Die in den verschiedenen Ländern zirkulierenden Viren unterscheiden sich genetisch geringfügig (4)J Virol. 2000 Aug;74(15):6992-7004.
Jährlich werden bis 500000 Neuerkrankungen mit etwa 5000 Todesfällen durch Lassa-Fieber in Westafrika verursacht werden (5)J Vector Borne Dis. 2007 Mar;44(1):1-11. Da die Mehrzahl der Infizierten nur leicht erkranken und überleben, finden sich in der Bevölkerung in unterschiedlich hohem Prozentsatz Antikörper gegen das Lassa-Virus (z. B. 7% in Guinea, etwa 20% in Nigeria, bis über 50% in Sierra Leone (6)PLoS Negl Trop Dis. 2012; 6(9):e1839. )
Mehrere dem Lassa-Virus verwandte Arten der Arenaviren verursachen beim Menschen ähnliche Infektionskrankheiten mit schweren hämorrhagisch fiebrigen Verläufen; einige von ihnen haben ihre Verbreitung in Süd- und Mittelamerika (7)Infect Dis Clin North Am. 2000 Mar;14(1):167-84.
Infektionswege
Menschen werden über Langschwanzmäuse und deren Ausscheidungen infiziert. Infizierte Nager bleiben ihr gesamtes Leben eine Infektionsquelle.
Die Ansteckung verläuft über den Magendarmtrakt (fekal-orale Infektionsroute). Staub von Exkrementen kann zu einer Infektion auch über die Lungen führen. Die Gefahr einer Mensch-zu-Mensch-Übertragung ist extrem hoch. Infizierte verbreiten das Virus über ihre Exkremente, Blut, Speichel und Samenflüssigkeit über mehrere (bis zu 4) Wochen und in Einzelfällen auch länger (8)Zoonoses Public Health. 2012 Sep;59 Suppl 2:43-7.
Wegen der Möglichkeit einer Mensch-zu Mensch-Übertragung gefährdet Lassa-Fieber das betreuende medizinische Personal hochgradig. Reisende können die Infektion (z. B. während der Inkubationszeit) in gemäßigte Zonen importieren, wie ein Lassa-Fall in Belgien zeigt (9)Acta Clin Belg. 2002 Sep-Oct;57(5):233-40.
Während der Schwangerschaft ist eine diaplazentare Infektion des Kindes mit dem Lassa-Virus möglich (vertikale Virustransmission) (10)Case Rep Obstet Gynecol. 2016;2016:9673683. doi: 10.1155/2016/9673683..
Klinisches Bild
Die Inkubationszeit beträgt 5 – 16 Tage. Etwa 80% der Infizierten bleiben asymptomatisch oder zeigen nur geringe unspezifische Symptome. Das klinische Bild schwerer Verläufe ist geprägt durch vieldeutige Symptome wie hohes Fieber, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Halsschmerzen, Übelkeit und Erbrechen sowie Bauchschmerzen. Spezifischere Symptome sind rote Augen (bedingt durch eine Conjunctivitis), retrosternale Schmerzen, geschwollenes Gesicht und Schleimhautblutungen (u. a. Magendarmblutungen) (11)PLoS Negl Trop Dis. 2014 Mar 20;8(3):e2748. doi: 10.1371/journal.pntd.0002748. Etwa 15% der Lassa-Kranken sterben an schwerem hämorrhagischen Schock und Multiorganversagen. Steigt die ASAT (Leberenzym, eine Transaminase) unter den Laborwerten über 150 U/l an, sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit auf unter 50% (12)N Engl J Med. 1986 Jan 2;314(1):20-6.
Diagnostik und Differenzialdiagnosen
Jedes unerklärte plötzlich auftretende hohe Fieber in den Endemiegebieten der Subsaharazone, besonders in ländlichen Bereichen bei schlechten hygienischen Verhältnissen, muss an Malaria und lebensbedrohliche Virusinfektionen (wie Lassa-Fieber oder Ebola) denken lassen.
Gerötete Augen und Magendarmblutungen fokussieren besonders auf ein hämorrhagisches Fieber. Alleine der hochgradige Verdacht auf eine Infektion mit dem Lassa-Virus erfordert eine rasche Überführung in ein medizinisches Zentrum und den Beginn einer entsprechenden Überwachung und Therapie (s. u.).
Das Lassa-Fieber kann sich wegen der z. T. starken Erhöhung der Transaminasen frühzeitig als akute oder fulminante Hepatitis darstellen (13)Case Rep Obstet Gynecol. 2016;2016:9673683. doi: 10.1155/2016/9673683..
Dort, wo eine Labordiagnostik möglich ist (in Endemiegebieten ist dies nicht überall der Fall), wird in der Regel auf folgende Viren getestet: Dengue-Virus (DENV), West Nile Virus (WNV), Gelbfiebervirus (YFV), Rift Valley fever Virus (RVFV), Chikungunya-Virus (CHIKV), Ebola-Virus (EBOV), Marburg-Virus (MBGV) und Crimean-Congo hemorrhagic fever Virus (CCHFV) (14)Emerg Infect Dis. 2014 Jul;20(7):1176-82.
Therapie
Ribavirin (off-label use) zeigt in den ersten 6 Tagen eine deutliche Wirksamkeit gegen das Lassa-Virus; die Letalität ließ sich in einer Studie bei einer Patientengruppe mit hohem Letatilätsrisiko (gemessen an den ASAT-Werten und der Viruslast im Blut) auf 9% senken; begann die Ribavirin-Therapie dagegen nach dem 6. Tag, so lag die Letalität bei 47% (15)N Engl J Med. 1986 Jan 2; 314(1):20-6.
Die unterstützenden medizinischen Maßnahmen konzentrieren sich auf Bekämpfung der Symptome und Komplikationen: Ersatz von Flüssigkeit und Elektrolyten, Schockbekämpfung, Transfusionen, Aufrechterhaltung der Nierenfunktion. Auch für Schwangere, die frühzeitig behandelt werden, bessert sich die Prognose, auch wenn für das Kind weiterhin eine extrem hohe Letalität besteht (16)Virol J. 2011 Aug 15;8:404. doi: 10.1186/1743-422X-8-404.
Vorbeugung
Obwohl inzwischen verschiedene Vakzine-Kandidaten entwickelt wurden, ist ein wirksamer Impfstoff gegen das Lassa-Fieber bisher nicht zugelassen worden, (17)Viruses. 2012 Oct 29;4(11):2514-57. Ein neuer Ansatz hat zu rekombinanten attenuierten (lebensfähigen, aber nicht krankheitsauslösenden) Viren geführt, die eine schützende Immunität auszulösen vermögen (18)J Virol. 2016 Jan 6;90(6):3187-97; die Wirksamkeit in Feldversuchen muss abgewartet werden.
Vorbeugende Maßnahmen bestehen derzeit nur in der Einhaltung eines möglichst hohen Hygienestandards und einer Ratten- und Mäusebekämpfung. Organisationen fördern diese Maßnahmen, so vor allem das „Mano River Union Lassa Fever Network“ (MRU LFN) (19)Antiviral Res. 2008 Apr;78(1):103-15.
→ Über facebook informieren wir Sie über Neues auf unseren Seiten!
Verweise
Literatur