Lungenfibrose

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Das Wichtigste verständlich

Kurzgefasst
Die Lungenfibrose ist eine narbige Verhärtung der Lungen, die allmählich zunimmt und in einem Funktionsverlust der Lungen (pulmonale Insuffizienz) mündet. (1)Expert Rev Respir Med. 2017 May;11(5):343-359. doi: 10.1080/17476348.2017.1312346. (2)Clin Respir J. 2022 Feb;16(2):84-96. doi: 10.1111/crj.13466

Ursachen: Eine Reihe von Ursachen sind bekannt; zu ihnen gehören Medikamente, chronische Lungenentzündungen und Kollagenkrankheiten. Etwa 10 % sind genetisch bedingt. Die genetische Prädisposition lässt sich testen.

Symptome: Die Erkrankung behindert zunehmend den Gasaustausch und die Lungendurchblutung und führt damit zu einer Reihe von Symptomen und Komplikationen.

Folgen: Folge ist eine „respiratorischen Insuffizienz“ mit einer Sauerstoffuntersättigung des Bluts (Hypoxämie) und eine mangelhafte Sauerstoffversorgung der Organe inklusive von Herz und Gehirn. Die Organe beginnen, unzureichend und fehlerhaft zu arbeiten. Kohlendioxid (CO2) wird ungenügend abgeatmet und vergiftet den Körper. Folge ist zudem eine Widerstandserhöhung der Lungen für das vom rechten Herzen kommende Blut. Sie führt schließlich zu einer Überlastung der rechten Herzkammer. Die Rechtsherzbelastung, später Rechtsherzinsuffizienz, ist selbst wieder komplikationsträchtig. Sie verursacht einen Blutrückstau in den gesamten Körper mit Entwicklung von Ödemen.

Therapie: Die Behandlung zielt auf eine bessere Sauerstoffversorgung des Körpers, eine Senkung des Drucks in der Lungenarterie, eine Vermeidung der Ursachen und ggf. eine Behandlung der Grundkrankheit (s. u.). Ein Ziel der Forschung liegt auf einer Unterbrechung der narbigen Umwandlung des Lungengewebes durch gezielte medikamentöse Intervention.

Die Lungen


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Entstehung

Es gibt eine Reihe von Faktoren, die wahrscheinlich eine Lungenfibrose auslösen können. Wichtige Ursachen sind:

Auslösung durch infektiöse Agenzien: Ein Konzept beinhaltet eine fehlerhafte Wundheilung nach wiederholten alveolären Schädigungen bei genetischer Prädisposition. Es kommt zu chronischen Entzündungen und einer übermäßigen Ablagerung von Kollagen, was eine Vernarbung des Lungengewebes bedeutet. Zu solchen Schädigungen kann es durch infektiöse Agenzien (Bakterien, Viren, Pilze) kommen. (3)Yale J Biol Med. 2017 Jun 23;90(2):219-227.

Genetische Grundlage: In etwa 10 % der Fälle wird keine Ursache gefunden; diese Fälle wurden als „idiopathische Lungenfibrose“ zusammengefasst. Heute kennt man ihre genetischen Grundlagen. Zu den verantwortlichen Genen gehören solche, die die Funktionalität der Telomerase verändern, und solche, die die Surfactant-Proteine determinieren. (4)Hum Genome Var. 2019 Mar 5;6:12. doi: 10.1038/s41439-019-0044-z. eCollection 2019.

Tumorsuppressorgen p53: p53 ist ein Tumorsuppressorgen, dessen Rolle im Zellzyklus, der Apoptose, der Tumorentstehung gut untersucht ist. In mehreren Studien wurde ein Zusammenhang auch mit der Lungenfibrose entdeckt. Dies führt zu neuen Ideen bezüglich einer Behandlung. (5)Oxid Med Cell Longev. 2020 Nov 29;2020:6635794. DOI: 10.1155/2020/6635794

Epigenetik: M6A (N6-methyladenosine) ist eine der häufigsten epigenetischen Modifikationen, die bei der Entstehung der Lungenfibrose eine Rolle spielen. Eine Änderung der RNA-Methylierung wurde mit der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD), Atemwegstumoren,  der pulmonal-arteriellen Hypertonie und mit der idiopathischen Lungenfibrose (IPF) in Zusammenhang gebracht. Diese Kenntnis führt zu Überlegungen bezüglich neuer therapeutischer Ansätze für die IPF. (6)Front Pharmacol. 2022 Nov 28;13:993567. doi: 10.3389/fphar.2022.993567

Elastizitätsverlust: Die Fibrosierung der Lungen führt zu einer zunehmenden Versteifung (Verlust an Elastizität), was in der Lungenfunktionsprüfung als Verschlechterung der Compliance sichtbar wird. Subjektiv macht sich dies als Luftnot (zunächst bei Belastung: belastungsabhängige Dyspnoe) bemerkbar.

Folgen

Eine Lungenfibrose führt zur Erhöhung des pulmonalarteriellen Drucks (pulmonale Hypertonie) und damit zu einer Rechtsherzbelastung und bei Fortschreiten der Fibrosierung schließlich zur Rechtsherzinsuffizienz.

Die zunehmende Rigidität des Lungengewebes führt zu einer vermehrten Atemarbeit und einer Neigung zu Entzündungen der Atemwege und des Lungengewebes. Es steigt das Risiko einer chronischen Bronchitis und von Bronchopneumonien.

Die körperliche Belastbarkeit nimmt durch den Sauerstoffmangel ab, es kommt zu frühzeitiger Atemnot unter Belastung, die in späteren Stadien auch bereits in Ruhe auftritt (Ruhedyspnoe).

Therapie

Die Behandlung der Lungenfibrose richtet sich primär nach ihren Folgen und Komplikationen, so z. B.:

  • Sauerstofftherapie bei Hypoxämie,
  • Behandlung der Wassereinlagerungen bei Rechtsherzinsuffizienz durch Diuretika,
  • Therapie einer chronischen Bronchitis,
  • Behandlung der Grunderkrankung (z. B. eines Lupus erythematodes), um ein Fortschreiten zu verhindern; entsprechend Absetzen eines als Ursache verdächtigten Medikaments (z. B. Methotrexat),
  • Senkung der pulmonalen Hypertonie, in geeigneten Fällen z. B. durch Bosentan. Ansonsten zeigt Bosentan keine statistisch signifikante Wirkung. (7)Am J Respir Crit Care Med. 2008 Jan 1;177(1):75-81. doi: 10.1164/rccm.200705-732OC (8)Am J Respir Crit Care Med. 2011 Jul 1;184(1):92-9. doi: 10.1164/rccm.201011-1874OC
  • Gefitinib kann eine Bleomycin-induzierte Lungenfibrose mildern. (9)Oxid Med Cell Longev. 2018 Apr 12;2018:8249693. doi: 10.1155/2018/8249693. eCollection 2018.
  • Die Kombination von N-Acetylcystein (NAC) + Pirfenidon war in einer Studienzusammenstellung bezüglich Erhöhung der Lebensqualität am wirksamsten und besten verträglich. (10)EClinicalMedicine. 2023 Jun 29;61:102071. DOI: 10.1016/j.eclinm.2023.102071

In geeigneten Fällen (Alter, Allgemeinzustand, Compliance, fehlende Kontraindikationen) kann eine Lungentransplantation infrage kommen. Es gibt einen Trend, dabei eine bilaterale Lungentransplantation gegenüber der unilateralen Transplantation zu bevorzugen. Die Vor- und Nachteile müssen individuell abgewogen werden. (11)Expert Rev Respir Med. 2018 May;12(5):375-385. doi: 10.1080/17476348.2018.1462704


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Verweise

Literatur[+]