Diabetische Gastroparese

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Diabetische Gastroparese bedeutet Magenlähmung bei der Zuckerkrankheit. Bei ihr handelt es sich um die funktionelle Auswirkung einer diabetischen Nervenstörung im Magen (intestinale diabetische Neuropathie). Sie führt zu einer Entleerungsstörung des Magens mit frühem Völlegefühl, Übelkeit und vermehrtem Aufstoßen. (1)J Smooth Muscle Res. 2022;58(0):1-10. doi: 10.1540/jsmr.58.1


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Entstehung

Zu den häufigsten Ursachen einer Entleerungsstörung des Magens (Gastroparese) gehören der Diabetes sowie postoperative und postinfektiöse Erkrankungen. In vielen Fällen sind die Ursachen unbekannt (idiopathische Gastroparese). (2)Gut. 2019 Dec;68(12):2238-2250. doi: 10.1136/gutjnl-2019-318712

Bei der Zuckerkrankheit (Diabetes) hängt die Entstehung der Gastropathie wahrscheinlich mit einer Nervenstörung (diabetische intestinale Neuropathie) zusammen. Eine Störung der NO-Bildung im Bereich der neuromuskulären Signalübertragung soll dabei mitverantwortlich sein.

Differenzialdiagnostisch kommen idiopathischen Fälle in Betracht. Bei ihnen liegt vermutlich eine angeborene Immunschwäche und Schädigung der interstitiellen Cajal-Zellen und anderer Komponenten des enterischen Nervensystems durch parakrine und oxidative Stressmediatoren vor. (3)Gut. 2019 Dec;68(12):2238-2250. doi: 10.1136/gutjnl-2019-318712 (4)Curr Gastroenterol Rep. 2023 Apr;25(4):75-90. doi: 10.1007/s11894-023-00865-w

Folgen

Durch die verlängerte Verweilzeit der Nahrung im Magen kommt es zu einem frühem Sättigungsgefühl, Völlegefühl, Neigung zu Übelkeit und Aufstoßen. Der Wirkeintritt oraler Medikamente ist generell verzögert und schlecht vorhersehbar. So lässt sich auch der Zuckerspiegel durch Tabletten nur noch schlecht oder gar nicht mehr einstellen. Dies gilt für die orale Therapie anderer Krankheiten ebenfalls, die mit einer Zuckerkrankheit häufig assoziiert sind, wie einer Hypertonie oder einer Herzinsuffizienz.

Diagnostik

Anamnese

Wenn bei Diabeskranken eine frühe Sättigung und Völlegefühl eintreten, die über lange Zeit anhalten und bei der eine andere Ursache ausgeschaltet werden kann (z. B. Enteritis, Gastritis, Magengeschwür (Magenulkus), Schwangerschaft, Lebererkrankung, Pankreatitis oder Tumorerkrankung) muss an eine diabetische Gastropathie gedacht werden.

Magenszintigraphie

Gesichert werden kann die Motilitätsstörung in Zweifelsfällen durch eine Magenentleerungsszintigraphie, was aber meist nicht erforderlich ist.

Gastroskopie

Um andere Magenerkrankungen auszuschließen, ist eine Gastroskopie anzuraten.

Weitere Diagnostik

Andere Krankheiten oder Bedingungen, die ein Völlegefühl und Übelkeit hervorrufen können, sollten ebenfalls ausgeschlossen werden: Laborwerte (z. B. Leberwerte, Lipase, Entzündungsparameter (wie BSG, CRP oder Leukozyten)), Sonographie des Oberbauchs, ggf. weitere Diagnostik wie CT, MRT, MR-Sellink.

Therapie

Medikamente

Die Behandlung ist oft schwierig. (5) 2015 Mar;44(1):39-57. doi: 10.1016/j.gtc.2014.11.005. Besonders fortgeschrittene Stadien sind praktisch therapieresistent. (6)Drugs. 2009 May 29;69(8):971-86 Grundlage sind kleine verteilte Mahlzeiten und Prokinetika. Therapeutisch verwendet werden Antiemetika (Aprepitant), Prokinetika (Prucaloprid, Relamorelin) und Fundusrelaxantien (Acotiamid, Buspiron). (7)Gut. 2019 Dec;68(12):2238-2250. doi: 10.1136/gutjnl-2019-318712

Magnschrittmacher

Neue Entwicklungen beinhalten die Einpflanzung eines Magenschrittmachers (“gastric pacing”) (8)Dig Dis. 2006;24(3-4):260-6. DOI: 10.1159/000092879, mit dem in therapieresistenten Fällen eine Verbesserung der Ernährungssituation und des Befindens sowie auch der diabetischen Stoffwechsellage (inkl. des HbA1c) herbeigeführt werden kann. (9)Exp Clin Endocrinol Diabetes. 2005 Jan;113(1):38-42 Eine elektrische Stimulierung des Magens mit dem “Enterra Therapy gastric neurostimulator” hat zu ersten relativ guten Ergebnissen geführt (10)Expert Rev Med Devices. 2010 May;7(3):319-32. Heute gilt die Kombination von Magenschrittmacher und Pyloroplastik oft als “Goldstandard” bei schwerer Gastroparese. (11) 2018 Sep 25;11:347-363. doi: 10.2147/CEG.S131650. Die elektrische Magenstimulation  wirkt möglicherweise zentral über eine afferente Vagusnervstimulation. Eine potenzielle Alternative dazu ist eine nicht invasive Vagusnervstimulation, die in ersten Anwendungen erfolgversprechend war. (12)Frontline Gastroenterol. 2017 Oct;8(4):325-330. doi: 10.1136/flgastro-2017-100809 (13)J Transl Int Med. 2023 Jan 13;10(4):281-285. doi: 10.2478/jtim-2022-0060

Verweise

Fachinformationen

Diabetes-Kompendium

Diabetes mellitus

Diabetes mellitus – Neues

 

Informationen für Patienten

 

 


Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).


 

Literatur[+]