Belimumab (Benlysta®, früher LymphoStat-B) ist ein monoklonaler Antikörper und gehört zu den Biologica. Er wurde 2011 von der FDA zur Behandlung des systemischen Lupus erythematodes (SLE) zugelassen.
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Inhaltsverzeichnis
Das Wichtigste
Kurzgefasst |
Belimumab ist ein Medikament zur Behandlung des Lupus erythematodes (LE). Es ist ein Antikörper, der die Funktion der Lymphozyten, einem Zelltyp des Immunsystems, hemmt. Damit werden Entzündungsvorgänge bei rheumatischen Erkrankungen und insbesondere beim LE unterdrückt. Offenbar muss bei generell guter Verträglichkeit mit verschiedenen Nebenwirkungen vor allem des Magendarmtrakts und gelegentliche allergische Reaktionen gerechnet werden. Auch wird auf die Möglichkeit eines erhöhten Krebsrisikos hingewiesen. Das Sicherheitsprofil wird in einer Studie als akzeptabel bezeichnet. Die Kosten einer Infusion werden als immens hoch angesehen, so dass sich Fragen zur Relation von Kosten, Nutzen und Nebenwirkungen stellen. |
Wirkmechanismus
Belimumab hemmt den B-Zell-aktivierenden Faktor (BAFF), der auch als B-Lymphozyten-Stimulator (BLyS) bezeichnet wird. Dieser Faktor wird von Monozyten und Makrophagen unter dem Einfluss von Interferon-gamma (IFN-gamma) gebildet und fördert die B-Zell-Antwort auf Infektionen. Er wird unter Krankheitsbedingungen auch von weiteren Zelltypen produziert, so von
- Synovialzellen der Gelenke: hier fördert er immunologisch unterhaltene Gelenkentzündungen, wie bei der rheumatoiden Arthritis
- Epithelzellen der Speicheldrüsen: hier fördert er immunologisch unterhaltene Entzündungen der Speicheldrüsen, wie beim Sjögren Syndrom.
Der Antikörper bindet primär an zirkulierenden BAFF und reduziert die Zahl der B-Lymphozyten des Bluts ähnlich wie Rituximab, ein Antikörper gegen CD20.
Nebenwirkungen
Als mögliche schwere Nebenwirkungen werden von der Herstellerfirma angegeben:
- Krebs (wegen Beeinträchtigung des Immunsystems),
- Allergie oder Hypersensitivitätsreaktionen mit Juckreiz, Schwellungen im Gesicht, Atembeschwerden, Angstgefühle, Blutdruckabfall, Hautrötung, Kopfschmerzen.
Die häufigsten Nebenwirkungen betreffen Übelkeit und Brechreiz, Diarrhö, Bauchschmerzen, Fieber, Bronchitis mit Husten, Schlafstörungen, Depression, Kopfschmerzen, Harnwegsinfektion. In einer Langzeitbeobachtung erwies sich das Medikament als nebenwirkungsarm: 93,7% hatten keine Verschlechterung in der ärztlichen Beurteilung, 20,6% hatten ≥1 schwere Relapse, die mittlere Abnahme der Prednison-Dosis betrug 31,4%. (1)Arthritis Rheumatol. 2018 Feb 6. doi: 10.1002/art.40439.
Warnhinweise
Im März 2012 wurde von der Herstellerfirma GlaxoSmithKline eine Rote-Hand-Warnung veröffentlicht, wonach Belimumab zu schweren und lebensbedrohlichen Infusionsreaktionen führen kann. Diese Reaktion kann auch verzögert auftreten, weshalb Patienten einige Zeit nach den Infusionen unter ärztlicher Kontrolle bleiben sollen.
Klinischer Nutzen und Kosten
Die Kosten für eine Infusion sind immens hoch (für 400 mg über 400 Pfund (Engl.) oder fast 1000 Euro), so dass das National Institute for Health and Clinical Excellence (NICE) in England ein ungünstiges Verhältnis zum klinischen Nutzen feststellt. Zur Abwägung wurde der Leitwert ICER („incremental cost-effectiveness ratio“) verwendet, der zwischen 64.410 und 71.000 Pfund pro gewonnenes Lebensjahr angesetzt wurde. Als noch vertretbar wurden von NICE 20-30.000 Pfund angesehen. Die Preisgestaltung kann sich daher noch ändern.
Erfahrungen mit Belimumab
- In der Zulassungsstudie an 867 Patienten über 18 Jahren mit Lupus Erythematodes Lancet. 2011 Feb 26;377(9767):721-31 wurden nach Woche 52 signifikant höhere Ansprechraten in der 1-mg/kg- und der 10-mg/kg-Gruppe gegenüber der Placebogruppe gefunden (51 und 58% vs. 44%; Odds-Ratio 1,55 bzw. 1,83); es wurden nicht signifikant mehr Verschlechterungen in beiden Verum-Gruppen gegenüber der Placebogruppe festgestellt; schwere Infektionen traten bei 22 (8%), 13 (4%) und 17 (6%) der Patienten auf.
- In einer Phase-III-Studie wurde die Kombination von 1 und 10 mg/kg Belimumab und einer Standardtherapie beim Lupus erythematodes geprüft. Es wurde mit 10 mg/kg nach Woche 52 mit Belimumab ein signifikant höheres Ansprechen gegenüber Placebo gefunden (43.2% versus 33.5%); mit 1 mg/kg lag die Ansprechrate bei 40,6%; zu Woche 76 lagen die Raten einer Verbesserung bei 32.4% (mit 1 mg/kg) und 39.1% (mit 10 mg/kg) vs. 38.5% mit Placebo. Die Nebenwirkungen waren in allen Gruppen etwa gleich.
- In einer Langzeitstudie an Lupus-Patienten über 4 Jahre wurde Belimumab mit einer Standardtherapie kombiniert; es wurde eine generell gute Verträglichkeit und ein akzeptables Sicherheitsprofil bescheinigt Arthritis Rheum. 2012 Oct;64(10):3364-73. doi: 10.1002/art.34564.
- In einem Review über bisherige klinische Erfahrungen bei der Behandlung von Patienten mit Lupus erythematodes wird festgestellt, dass effizient und allgemein gut vertragen wird Clin Ther. 2012 May;34(5):1006-22.
Verweise
Literatur
Literatur