Alemtuzumab

Alemtuzumab (Campath ®) ist ein monoklonaler Antikörper, der die körpereigene Immunabwehr unterdrückt.


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Das Wichtigste

Kurzgefasst
Alemtuzumab ist ein künstlicher Antikörper zur Unterdrückung der körpereigenen Abwehr und wird als Medikament zur Behandlung einer lymphatischen Leukämie, einer Organabstoßung nach Transplantation und der Multiplen Sklerose (MS) verwendet. Es unterdrückt die Wirkung von Lymphozyten, die für die Immunreaktion des Körpers mitverantwortlich sind. Offenbar wird es recht gut vertragen; allerdings scheint ein gewisses Risiko für Autoimmunkrankheiten zu bestehen.

Wirkungen

Alemtuzumab ist ein monoklonaler Antikörper, der gegen Lymphozyten (CD52-Zellen) gerichtet ist und zu einer starken Verminderung bzw. Depletion der B-Zellen führt. Er hat sich als Erfolg versprechende therapeutische Option für Erkrankungen herausgestellt, bei denen die Unterdrückung der B-Zellen angestrebt wird.

Die Anwending erfolgt für 5 Tage und ist für weitere 12 Monate nicht mehr erforderlich. Eine häufige Dosierung ist 12 mg oder 24 mg pro Tag an 5 aufeinander folgenden Tagen und an 3 aufeiander folgenden Tagen der Monate 12 und 24. (1) 2017 Nov 27;11:CD010968. doi: 10.1002/14651858.CD010968.pub2.

Nach Absetzen regeneriert sich das lymphatische Immunsystem, allerdings mit einer relativen Überproduktion von regulatorischen und autoreaktiven T-Zellen. Daher ist in der Folge ein Anstieg sekundärer Autoimmunkrankheiten zu gewärtigen. (2) 2013 Jan;10(1):29-33. doi: 10.1007/s13311-012-0159-0.

Mögliche Behandlungsindikationen

B-CLL

Alemtuzumab kann seit einigen Jahren als first-line-Therapie bei der chronischen B-Zell-lymphozytäre Leukaemie (B-CLL) verwendet werden [1]; eine subkutane Applikation scheint ebenso effektiv wie eine intravenöse zu sein [2]. Laut einer Cochrane-Zusammenstellung profitieren Patienten mit chronisch lymphozytischer Leukaemie (CLL) von Alemtuzumab bezüglich Gesamtüberleben und progressionsfreiem Überleben. Jedoch kommt es zu erhöhtem Risiko einer Cytomegalievirus (CMV)-Infektion oder -Reaktivierung (14% symptomatischer CMV-Infektionen) [3]. Eine Studie stellt fest, dass Alemtuzumab plus Methylpredisolon derzeit die wirksamste Induktionstherape der CLL mit TP53-Depletion darstellt [4]. In einer Studie wurde festgestellt, dass weitgehend therapierefraktäre CLL-Patienten unter Lenalidomid und Alemtuzumab mehrheitlich (11 von 19) ansprachen. (3) 2017 Jan;66(1):91-102. doi: 10.1007/s00262-016-1922-6

Organtransplantation

Bei Patienten nach Nierentransplantation erweist sich Alemtuzumab in Studien als hoch wirksam zur Verhinderung einer akuten Abstoßungsreaktion insbesondere bei niedrigem immunologischen Risiko [5]. In einer Metaanalyse wurde gezeigt, dass Alemtuzumab zu einer geringeren Abstoßungsreaktion als bisher verwendete Antikörper führt; der Vorteil verschwand bei Patienten mit hohem immunologischen Risiko [6]. Eine Zusammenstellung von Studien besagt, dass Alemtuzumab als Induktionstherapie nach Nierentransplantation gegenüber anderen Antikörpern (Basiliximab) besser und gegenüber Kaninchen-Anti-Thymozytenglobulin (rATG) gleichgut abschneidet. (4) 2018 Feb;57(2):191-207. doi: 10.1007/s40262-017-0573-x.

Auch nach Lungentransplantation wurden günstige Ergebnisse bezüglich Reduktion schwerer Abstoßungsreaktionen erzielt. (5) 2014 Aug;14(8):1839-45. doi: 10.1111/ajt.12824.

Bei einer Immunsuppression mit Alemtuzumab nach Organtransplantation sollte der Reaktivierung einer Tuberkulose ggf. durch Chemoprophylaxe vorgebeugt werden. (6) 2013 Feb;15(1):E33-9. doi: 10.1111/tid.12048.

Multiple Sklerose

Alemtuzumab ist bei der Multiplen Sklerose (MS) bemerkenswert wirksam, dies gilt bei intravenöser und offenbar auch bei subkutaner Applikation [7]. Der Antikörper erweist sich bezüglich der Verhinderung von Rückfällen und Behinderungen als wirksamer als Interferon beta-1a [8] und wird als wesentlicher Fortschritt in der Behandlung der Multiplen Sklerose angesehen [9]. Eine Cochrane-Auswertung vorliegender Studien besagt, dass der Antikörper bei einer immer wieder aufflammenden MS zu besseren Ergebnissen (Progressionsfreiheit während 36 Monaten) führte als eine Behandlung mit subcutanem Interferon-beta-1a. (7) 2016 Apr 15;4:CD011203. doi: 10.1002/14651858.CD011203.pub2.

Als Nebenwirkung wird eine Neigung zu Autoimmunreaktionen wie immun-thrombocytopenischer Purpura berichtet [10]. Auch ist eine Alopezie als Folge beobachtet worden. (8) 2017 Oct 30;8:569. doi: 10.3389/fneur.2017.00569

Verweise

Literatur

  1. ? Leukemia. 2009 Nov;23(11):1980-8
  2. ? J Clin Oncol. 2009 Aug 20;27(24):3994-4001
  3. ? Cochrane Database Syst Rev. 2012 Feb 15;2:CD008078
  4. ? J Clin Oncol. 2012 May 10;30(14):1647-55
  5. ? N Engl J Med. 2011 May 19;364(20):1909-19
  6. ? Transpl Immunol. 2012 Aug 30. pii: S0966-3274(12)00091-3. doi: 10.1016/j.trim.2012.08.006
  7. ? Mult Scler. 2012 Aug;18(8):1197-9
  8. ? Neurology. 2012 Apr 3;78(14):1069-78
  9. ? Lancet Neurol. 2011 Apr;10(4):338-48
  10. ? N Engl J Med. 2008 Oct 23;359(17):1786-801

 


Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).


 

Literatur[+]