Inhaltsverzeichnis
Einteilung
Hepatitis bedeutet Leberentzündung. Die Diagnose beruht auf dem Nachweis einer Erhöhung lebertypischer Laborwerte. Die Ursachen sind sehr vielfältig, und jede von ihnen bedarf einer speziellen Diagnostik und Therapie. Leberentzündungen lassen sich einteilen
- nach ihrer Ursache in
- infektiöse,
- autoimmunologisch und
- allergisch-hypererg bedingte,
- durch Medikamente oder sonstige Toxine hervorgerufene Formen, sowie
- durch Leberverfettung unterhaltene Hepatitiden (ASH und NASH) und
- nach ihrem Verlauf in
- akute,
- langwierig verlaufende und
- chronische Hepatitiden.
Während die akuten Hepatitiden meist ausheilen, führen die chronischen zu Vernarbungen in der Leber und münden vielfach über eine Leberfibrose in eine Leberzirrhose.
Akute Hepatitis
Eine akute Leberentzündung kann durch Viren, Bakterien oder autoimmunologisch ausgelöst werden. Differenzialdiagnostisch kommt auch ein akuter toxischer Leberschaden in Betracht.
Folgende Ursachen einer akuten Leberentzündung sind häufig:
- Hepatitis A
- Hepatitis B
- Hepatitis C
- Hepatitis D
- Hepatitis E
- EBV-Hepatitis
- CMV-Hepatitis
- Autoimmunhepatitis
- Leptospirose (Morbus Weil)
- Malaria
- perakute Verläufe siehe unter “akute Leberdystrophie“
Leberentzündung mit langwierigem Verlauf
Eine Leberentzündung mit langwierigem Verlauf kann folgende Differenzialdiagnosen beinhalten:
- Fettleberhepatitis,
- Granulomatöse Hepatitis,
- virale Hepatitiden bedingt durch HBV, HCV, EBV, CMV
Chronische Hepatitis
Eine chronische Leberentzündung kann folgende Differenzialdiagnosen beinhalten:
→ Mehr dazu siehe hier.
Akute Schübe bei chronischer Entzündung
Eine chronisch verlaufende Leberentzündung kann akute Schübe aufweisen. Ursachen können sein:
- Hepatitis B bei vorbestehender C-Infektion,
- Hepatitis C bei vorbestehender B-Infektion,
- Hepatitis D bei vorbestehender B-Infektion,
- Verschlechterung der vorbestehenden Leberentzündung bei veränderter Abwehrlage.
Besonderheiten
Hepatitis G
Das G-Virus (HGV) ist wohl identisch mit GB-Virus Typ C (GBV-C) und ist wahrscheinlich nicht pathogen, ebenso wenig die hepatotropen Viren der TTV-Familie. Eine HGV-Infektion kommt meist zusammen mit einer HCV-Infektion vor und verändert den Verlauf einer Entzündung durch eine C-Infektion nicht oder nicht entscheidend.
Autoimmunhepatitis
Eine Leberentzündung durch einen fehlgeleiteten Selbstangriff des Immunsystems verläuft häufig schleichend, kann aber auch akut beginnen. Genaueres siehe unter Autoimmunhepatitis.
Diagnostik
Die Diagnose einer Leberentzündung stützt sich im Wesentlichen auf eine Erhöhung der Leberwerte, wobei die Transaminasen gegenüber den Cholestaseparametern führen.
Die anschließende Differenzialdiagnostik hat die Klärung der Ursache zum Ziel: Virushepatitis? Fettleberhepatitis? Toxische Leberentzündung?
Leberwerte
Bei einer aktiven Leberentzündung sind die Transaminasen praktisch obligat erhöht. Sie erreichen höhere Werte als die Cholestaseenzyme. Bilirubin muss nicht erhöht sein, kann aber bei einer schwer verlaufenden akuten Form sehr hohe Werte erreichen. Bei schweren Verläufen ist mit einem Abfall der Syntheseleistungsparameter zu rechnen.
Hepatitisserologie
Die Übersichtsdiagnostik (Hepatitisserologie) bei Verdacht auf eine virale Leberentzündung beschränkt sich in der Regel auf folgende Parameter:
- Hepatitis-A-Diagnostik: Anti-HAV-IgM, HAV-PCR,
- Hepatitis-B-Diagnostik: HBsAg, HBeAg und Anti-HBc, HBV-PCR (Virus-Load und -Typisierung)
- Hepatitis-C-Diagnostik: Anti-HCV, HCV-PCR (Virus-Load und -Typisierung).
Wenn die Diagnostik bezüglich einer akuten Leberentzündung der Typen A, B und C negativ verlaufen ist, wird sie hinsichtlich einer EBV-, CMV- und Autoimmunhepatitis ergänzt:
- Anti-EBV und Anti-CMV, PCR (Polymerasekettenreaktion),
- Antinukleäre Antikörper (ANA) ggf. auch LMA und Anti-LKM (siehe hier),
- bei entsprechender Prädisposition Untersuchungen auf Morbus Weil, Malaria, Hepatitis E.
Verdacht auf Virushepatitis
Der erste Verdacht auf eine virale Ursache wird häufig durch folgende Informationen hervorgerufen :
- Kontakt mit Infizierten
- Zugehörigkeit zu einer Risikogruppe (Drogenabhängige, hwG)
- zufällig entdeckte Erhöhung von Transaminasen, speziell der GPT (ALAT)
- zufällig entdeckte Leberveränderung in der abdominellen Ultraschalluntersuchung, besonders eine Leberzirrhose oder eine HCC-verdächtige Läsion
Differenzialdiagnosen
Differenzialdiagnosen der akuten Leberentzündung
Das Bild einer akuten Leberentzündung kann nicht nur durch infektiöse und autoimmunologische sondern auch durch andere Ursachen ausgelöst sein. Dazu gehören vor allem:
- Toxischer Leberschaden: Ein akuter Leberzellzerfall durch Lebergifte (Toxine) kann eine akute Leberentzündung imitieren und kommt als Differenzialdiagnose einer akuten Leberentzündung in Betracht. Ursachen können Medikamente sowie pflanzliche und gewerbliche Gifte (Pilzgifte!) sein.
- Wilson-Krise: Bei einem akuten Leberzellzerfall durch Kupfer, welches beim Morbus Wilson vermehrt in Leberzellen gespeichert wird, können extrem starke Erhöhungen der Leberwerte auftreten, wie sie bei einer akuten Leberentzündung durch HAV oder HBV auftreten. Gleichzeitig ist das freie Serum-Kupfer stark erhöht.
Differenzialdiagnosen der chronischen Leberentzündung
Eine schleichend verlaufende Leberentzündung kann neben den infektiösen auch andere Ursachen haben. Dazu gehören Stoffwechselkrankheiten wie der Alpha-1-Antitrypsinmangel, die Hämochromatose und der Morbus Wilson.
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