Erythrozyten

Allgemeines

Erythrozyten sind kernlose rote Blutkörperchen, die Hämoglobin als roten Farbstoff enthalten und in erster Linie dem Sauerstofftransport im Körper dienen. Sie sind der Hauptbestandteil des Blutbildes.

  • Erythrozyten werden im Knochenmark aus kernhaltigen Erythroblasten gebildet. Bei einer starken Nachproduktion (z. B. nach einer Blutung) findet man im peripheren Blut gelegentlich vereinzelte Erythroblasten. An der Nachbildung sind regulierend Sauerstoffmangel und Erythropoetin (EPO, überwiegender Bildungsort sind die Nieren) beteiligt. Zur Erythropoese (Bildung roter Blutkörperchen) siehe hier.
  • Retikulozyten: Sie sind die ersten Vorstufen, die aus den Erythroblasten entstehen und schon keinen Kern mehr enthalten. Dafür besitzen sie als Kernreste retikuläre Strukturen, die in Spezialfärbungen erkennbar sind. Retikulozyten gelangen als noch unreife Erythrozyten ins periphere Blut. Normalerweise machen sie etwa 1 % der roten Blutkörperchen aus. Mehr dazu siehe unter Retikulozyten.
  • Die Lebensdauer normaler Erythrozyten entspricht etwa 100 Tagen; d. h. 1 % der Erythrozyten geht pro Tag zugrunde und wird im Wesentlichen von der Milz abgefangen. Zur Aufrechterhaltung der Populationsgröße müssen daher täglich auch 1 % nachgeliefert werden (das sind die 1 % Retikulozyten, s. o.). Zur Regulation der Nachbildung siehe hier.
    • Eine Verkürzung der Lebensdauer bewirkt eine Erhöhung der Nachproduktion, was an einer Erhöhung der Retikulozytenzahl ablesbar ist. Kommt die Nachproduktion nicht ganz nach, entsteht eine hämolytische Anämie.
  • Erythrozytenparameter dienen der Zellcharakterisierung (siehe auch hier). Sie spielen eine bedeutende Rolle bei der Erkennung bestimmter Krankheiten:
    • Das MCV (mittleres Zellvolumen): es schwankt zwischen 78 und 94 fl (Femtoliter)
    • Das MCH (mittlerer Gehalt an Hämoglobin): es schwankt zwischen 28 und 34 pg (Picogramm)
    • Das MCHC (mittlere Konzentration von Hämoglobin pro Zellvolumen): es schwankt zwischen 30 und 36 g/dl (Gramm pro Deziliter).
      • Die Größe und der Hämoglobingehalt der roten Blutkörperchen schwankt in nur geringen Grenzen. Wenn bei einem Eisenmangel nicht genügend Hämoglobin gebildet werden kann, sind die Zellen zu klein (Mikrozytose) und zu blass (Hypochromasie). Liegt ein Mangel an Vitamin B12 vor, so werden sie zu groß (Makrozytose) und zu reich an Hämoglobin (Hyperchromasie); beides sind Zeichen einer perniziösen Anämie.
  • Der Hämatokrit: Der Hämatokrit definiert das erythrozytäre Volumen als Sedimentanteil der Erythrozyten am Gesamtvolumen des Bluts nach einer Zentrifugation. Die gleiche Erythrozytenzahl verschiedener Blutproben führt bei unterschiedlicher Erythrozytengröße (Zellvolumen) zu unterschiedlichem Hämatokrit. Entsprechend können verschiedene Erythrozytenzahlen bei unterschiedlicher Zellgröße gleichen Hämatokrit haben.
    • Eine Erniedrigung der Gesamtmasse von roten Blutkörperchen lässt sich durch den Hämatokrit feststellen. Liegt der Wert unter einem Grenzwert, so liegt eine Anämie vor. Der untere Grenzwert wird bei Frauen bei 37 % und bei Männern bei 40 % angesetzt.
    • Eine Erhöhung der Gesamtmasse von roten Blutkörperchen lässt sich ebenfalls durch das Hämatokrit feststellen. Der obere Grenzwert liegt bei Frauen bei 47 %, bei Männern bei 54 %. Eine Erhöhung kommt zustande bei zu geringer Flüssigkeitszufuhr oder bei zu hoher Knochenmarksaktivität (z. B. bei der Polyglobulie oder Polyzythämie)

Referenzbereiche

Die Normgrenzen ändern sich mit dem Lebensalter.

Erythrozytenzahl in Millionen pro Mikroliter:
Kinder
5 – 10 Jahre: 3,9 – 5,1
10 – 12 Jahre: 4,1 – 5,2
Erwachsene
Frauen 4,1 – 5,1
Männer 4,5 – 5,9

Verschiedene Labore geben gering unterschiedliche Normgrenzen an: bitte beachten!

Erhöhte Werte

Erhöhte Erythrozytenzahlen findet man bei

  • Bluteindickung, Flüssigkeitsmangel,
  • vermehrter Bildung im Knochenmark als Reaktion auf Sauerstoffmangel oder bei
  • Erkrankung des Knochenmarks, wie sie im Rahmen einer „Polyglobulie“ oder einer „Polyzythämie“ vorkommen kann.

Erhöhte Werte für Erythrozyten steigern das Risiko für die Bildung von Blutgerinnseln (Thrombose, Embolie).

Erniedrigte Werte

Erniedrigte Erythrozytenzahlen findet man bei

  • Blutarmut (Anämie). Zur Differenzierung der verschiedenen Anämieformen werden die Retikulozytenzahlen und zusätzliche Erythrozytenparameter zu Hilfe gezogen, insbesondere die Erythrozytengröße (das MCV) und ihren Gehalt an Hämoglobin (das MCH).

Häufige Anämieformen sind

Erniedrigte Werte für Erythrozyten bedeuten eine herabgesetzte Verfügbarkeit von Sauerstoff im Körper und bewirken je nach Ausprägung Luftnot bei Belastung oder schon in Ruhe, sowie Schlappheit, Antriebslosigkeit, Konzentrationsschwäche und vermehrte Müdigkeit.

Erythrozytenkrankheiten

Eine Reihe von krankhaften Veränderungen an Erythrozyten sind mikroskopisch erkennbar:

  • Heinzkörper in Erythrozyten: toxisch bedingte Körnelung z. B. als Folge eines toxischen Medikamenteneinflusses (beispielsweise durch Salazasulfapyridin, Azulfidine).

Erythrozytenkrankheiten durch einen angeborenen Enzymdefekt sind beispielsweise folgende:

  • Die paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie (PNH): sie ist durch einen Mangel an N-Acetylglukosaminyltransferase gekennzeichnet, wodurch das im Blut vorhandene Komplementsystem die Erythrozyten angreifen kann. Ihre Zerstörung bedeutet eine erhöhte Hämolyse mit der Neigung zu Mikrothromben und Gefäßspasmen (was sich in Bauchschmerzen und Kopfschmerzen auswirken kann). Sie kann auch – wie schon länger bekannt ist – durch einen Glucose-6-Phosphatdehydrogenase-Mangel (G6Pdh-Mangel) bedingt sein („Favismus“).

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Verweise

Patienteninfos

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