Urologische Leitsymptome

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Urologische Leitsymptome ermöglichen eine frühzeitige Diagnosestellung, da sie den weiteren Gang der Diagnostik nahelegen.

Stressinkontinenz

Stressinkontinenz bedeutet unwillkürlicher Urinabgang bei intraabdomineller Druckerhöhung durch insuffizienten Sphinktertonus oder Beckenbodenschwäche. Bei der Frau ist sie die häufigste Form der Inkontinenz.

Grad1: bei schwerer körperlicher Aktivität, Husten
Grad2: bei leichter körperlicher Belastung
Grad3: spontan ohne Aktivität (z.B. im Liegen)

Therapie: Beckenbodengymnastik oder operativ

Dranginkontinenz

“Urge-Inkontinenz”: Unfreiwilliger Urinabgang bei Harndrang als Folge von nicht unterdrückbaren Detrusorkontraktionen. Der Sphinctermechanismus ist dabei intakt (siehe unter Reizblase). Sekundäre Form z.B. bei Blasenentzündungen (Zystitis, siehe unter Harnwegsinfektion).

Therapie: medikamentös (Anticholinergika)

Blasentamponade

Ansammlung von Blutkoagel, die nicht mehr über die Harnröhre abgehen und sich im Laufe der Zeit fester organisieren. Häufig bei Harnblasentumoren, Prostataoperationen oder Blutungen eines Nierenkarzinoms.

Notfallsituation wegen Harnverhalt und starken Schmerzen.

Neuropathische Blase

Harnverhalt durch neurogene Ursachen

Ätiologie: Angeborene Fehlbildungen (Spina bifida etc.), diabetische Polyneuropathie, Tumoren. Alles was die somatische, parasymphatische und symphatische Innervation der Blase beeinflußt.

Querschnitt oberhalb S2-S4 (Miktionszentrum) = Reflexblase
Querschnitt unterhalb S2-S4 = atone Blase (ohne Reflexe)

Pollakisurie

Häufiges Wasserlassen und erhöhte Urinausscheidung pro Tag (siehe hier)

Differentialdiagnose: u.a. Zystitis, Benigne Prostatahyperplasie, Harnblasenkarzinom

Dysurie

Erschwertes Wasserlassen (siehe hier)

Algurie

Schmerzhaftes Wasserlassen (siehe hier)

Hämaturie

Hämaturie bedeutet vermehrte Ausscheidung roter Blutkörperchen (Erythrozyten) mit dem Urin (mehr als 3000/ml).
Makrohämaturie: Blutige Verfärbung des Urins.
Mikrohämaturie: der Urin ist nicht rot (wie bei einer Makrohämaturie). Die Ausscheidung von Erythrozyten mit dem Urin ist nur mikroskopisch sichtbar.

Differentialdiagnosen:

  • Initiale Makrohämaturie (1.Glas): Blutung im urethralen Bereich
  • Totale Makrohämaturie (2.Glas): Blutung im mittleren und/oder oberen Urogenitaltrakt (u.a. auch Nierenzellkarzinom)
  • Terminale Makrohämaturie (3.Glas): Blutung am Blasenhals

Mehr dazu siehe hier.

Bakteriurie

Erst ab einer urinalen Keimkonzentration von über 10^5 Bakterien/ml Urin spricht man von einer signifikanten Bakteriurie, da die urethrale Flora schon physiologischerweise Keime enthält. Anschliessend Keimanzucht zur Differenzierung und Antibiogramm.

Differentialdiagnose: u.a. Harnwegsinfekt (bei gleichzeitiger Leukozyturie)

Leukozyturie

Mehr als 5000 Leukozyten/ml Urin.

Differentialdiagnose: u.a. Harnwegsinfekt, Urogenitaltuberkulose (bei negativem Keimnachweis)

Anurie

Urinproduktion ist auf unter 100ml pro 24h abgesunken. (prärenale, renale und postrenale Ursachen). Abgrenzung zum Harnverhalt: Blase ist leer.

Differentialdiagnose: prärenales, renales, postrenales Nierenversagen

Harnverhalt

Unerträglicher Harndrang mit Unvermögen der Blasenentleerung. Starke Unterleibsschmerzen. Notfallsituation!

Ätiologie: Phimose, Meatusstenose, Prostatakarzinom, Benigne Prostatahyperplasie, neurogene Schädigung des M. detrusor vesicae.

Therapie: transurethraler oder suprapubischer Katheter zur Entlastung. Danach Ursachensuche.

Ischuria paradoxa

Harntröpfeln bei Überlaufblase aufgrund einer Abflußbehinderung, z.B. bei Benigner Prostatahyperplasie, Harnröhrenstriktur.

Azoospermie

Fehlen von Spermien im Ejakulat

Differentialdiagnose: Verschluss des Samenleiters durch Epididymitiden oder Leisten-OPs.

Oligospermie

Spermienanteil im Ejakulat <= 25 Mio.

Normalbefund des Spermiogramms: (nach 5-tägiger sexueller Karenz)

  • Volumen 2-6ml
  • 60-120 Mio. Spermien/ml (davon noch ca. 70-90% nach 2h gut beweglich)
  • 70-90% der Spermien funktionell
  • pH 7,2 – 7,8 (bei Entzündungen der männlichen Adnexe pH > 8, bei pH < 6 Fehlen des Samenblasensekrets möglich)

Symptome beim Wasserlassen

Hierzu gehören: Dysurie, Pollakisurie, Strangurie, Algurie (siehe hier).

Verweise