Intussuszeption

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Intussuszeption bedeutet Einstülpung eines Darmwandanteils in das anschließende Segment des Darms hinein. Eine ringförmige Einstülpung wird auch als Invagination bezeichnet. An der Stelle einer solchen Einstülpung wird das Lumen erheblich eingeengt und der peristaltische Vorschub des Darminhalts stark behindert. Es kann zu einem vollständigen oder unvollständigen Darmverschluss (Ileus oder Subileus) kommen. Eine Intussuszeption kann überall im Darm auftreten. Eine Invagination ist die häufigste Ursache für einen Dünndarmverschluss bei Kleinkindern. 1

Intussuszeption bei Kindern

Bei Kindern tritt eine Intussuszeption deutlich häufiger auf als bei Erwachsenen. Sie kommt vorwiegend im Alter zwischen 3 Monaten und 6 Jahren vor und ist in der Regel im Dünndarm lokalisiert.
Symptomatik: In wechselndem Ausmaß treten folgende Symptome auf:

Die klassische Symptomtrias ist oft nicht vollständig ausgeprägt. Die Symptome sind dann nicht alle oder nicht in eindeutiger Ausprägung vorhanden, was die Diagnose verzögern kann. 3 In einer Zusammenstellung von 402 Kindern mit Invaginationen (4/4 männlich, 1/4 weiblich) betrug die durchschnittliche Invaginationstiefe 4,0 ± 1,4 cm; es fanden sich folgende Symptome: 2,0 %  hatten die typische Symptomtrias, 167 (41,5 %) hatten Erbrechen, 6,0 % hatten blutigen Stuhl und 67,9 % hatten eine tastbare Bauchmasse. 4

Therapie: Laut einem Cochrane-Artikel sollte die Behandlung möglichst konservativ durch Luftinsufflation (air enema) erfolgen. 5 Eine Invagination bei Kleinkindern kann wiederkehren (rezidivieren), wobei das Risiko eines Relapses in einer Studie mit zunehmendem Alter (bis 3 Jahre) abnahm. 6 Eine Zusammenstellung ergab, dass in 344 von 402 Fällen eine Lufteinsufflation durchgeführt und in 97,3 % erfolgreich war. Bei 58 von 402 Kindern wurde mit intravenösem Phloroglucinol (2 mg/kg) behandelt, was in 91,4 % erfolgreich war. Die Rückfallrate von 16,8 %. 4

Intussuszeption bei Erwachsenen

Bei Erwachsenen ist eine Intussuszeption (Invagination) eher selten und tritt in 8-20% ohne erkennbare Ursache ein. Unter den nachweisbaren Ursachen sind Tumore (beispielsweise aufgrund eines voluminösen entzündlichen Myompolypen 7 ), eine entzündliche Darmkrankheit, postoperative Adhäsionen und ein Meckelsches Divertikel. In eine Zusammenstellung von 15 Fällen hatten 8 Fälle eine gutartige, nicht-neoplastische Ursache, 7 Fälle eine neoplastische Ursache. 8 Die Diagnose beruht auf einem computertomographischen Bild. Die Therapie ist operativ. 9

Rektale Intussuszeption

Im fortgeschrittenen Alter tritt bei einer Schwächung des Bindegewebes (assoziiert mit einer Beckenbodensenkung) eine Intussuszeption im Bereich des Rektums auf und führt zu einer erheblichen Verstärkung der meist sowieso schon vorhandenen Obstipation. Sie ist verbunden mit einer obstruktiven Defäkationsstörung. Durch eine Druckbelastung der Schleimhaut kann es zu einem solitären rektalen Geschwür kommen, das chronisch verläuft und erst durch eine Behandlung der rektalen Senkung und des Rektumprolapses zur Heilung gebracht werden kann.

Diagnostik

Die Darmsonographie kann die Einstülpung eines Darmwandabschnitts oft gut sichtbar machen und die Diagnose sichern.

Bei Erwachsenen wird neben einer BAuchsonographie wegen der Akuität der Symptomatik und der anstehenden Entscheidung zu einer Operation meistens eine Computertomographie durchgeführt. Eine Luftinsufflation kann die Invagination häufig sichern. 10 In Notfällen ist eine röntgenologische Abdomenübersichtsaufnahme gerechtfertigt, um eine Darmperforation, einen Darmverschluss oder andere Krankheiten auszuschließen. 11 Die rektale Intussuszeption bei Erwachsenen wird am eindeutigsten radiologisch durch eine Defäkographie diagnostiziert.


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Verweise

Referenzen

  1. Pediatr Surg. 2020;55:1023–5[]
  2. Pediatr Emerg Care. 2008 Nov;24(11):793-800. DOI: 10.1097/PEC.0b013e31818c2a3e[]
  3. Emerg Med Australas. 2007 Feb;19(1):45-50. DOI: 10.1111/j.1742-6723.2007.00923.x. []
  4. BMC Pediatr. 2023 Mar 30;23(1):143. doi: 10.1186/s12887-023-03961-y[][]
  5. Cochrane Database Syst Rev. 2017 Jun 1;6(6):CD006476. DOI: 10.1002/14651858.CD006476.pub3. []
  6. Medicine (Baltimore). 2023 Sep 1;102(35):e34727. doi: 10.1097/MD.0000000000034727[]
  7. Acta Biomed. 2022 Jun 10;93(S1):e2022117[]
  8. J Gastrointest Cancer. 2022 Sep;53(3):511-519[]
  9. Marinis A, Yiallourou A, Samanides L, et al. Intussusception of the bowel in adults: a review. World J Gastroenterol. 2009;15(4):407-411. DOI: 10.3748/wjg.15.407[]
  10. J Gastroenterol Hepatol. 2006 May;21(5):842-6. DOI: 10.1111/j.1440-1746.2005.04031.x []
  11. Eur Radiol. 2004 Mar;14 Suppl 4:L146-54. DOI: 10.1007/s00330-003-2033-2 []