Interkostalneuralgie bedeutet Schmerzen durch Überempfindlichkeit eines oder mehrerer Nerven, die entlang der Rippen (im Zwischenrippenraum) im Brustbereich oder im oberen Bauchbereich verlaufen, durch eine Einengung im Nervenwurzelkanal an der Wirbelsäule. Abzugrenzen ist der Nervenschmerz nach einer Gürtelrose.
Ursachen
Ursache ist meistens eine degenerative Wirbelsäulenerkrankung mit Verengung der Löcher, durch welche die dem Rückenmark entspringenden Nerven austreten (Foramina intervertebralia). Der auf die Nervenwurzeln ausgeübte Druck führt zu einer Reizung, die schmerzhaft empfunden wird. Betroffen sind vor allem die sensorischen, seltener die motorischen Fasern.
Eine entzündliche Weichteilschwellung im Bereich der Foramina (Zwischenwirbellöcher für den Nervenaustritt) kann zu einer Nervenreizung führen. Sie kann beispielsweise im Rahmen eines banalen Infekts relativ rasch auftreten und ist reversibel.

Schmerzen nach Gürtelrose
Eine postherpetische Neuralgie (PHN, nach Herpes zoster) manifestiert sich oft im Zwischenrippenbereich und kann lange nach Abheilung der Hautbläschen andauern. Sie ist eine wichtige Differenzialdiagnose, da sie einer besonderen Therapie bedarf. 1
Symptomatik
Im Versorgungsgebiet des betroffenen Nerven kommt es zu ausstrahlenden scharfen, brennenden oder stechenden Schmerzen, auch zu Missempfindungen (Parästhesien) wie Taubheit und Kribbeln. Es kann zu schmerzhafter Atemeinschränkung führen.
Der Schmerz kann schwach beginnen und allmählich an Stärke zunehmen oder nach einer unglücklichen Bewegung plötzlich vorhanden sein. Er kann intermittierend auftreten oder anhalten. Typischerweise breitet sich der Schmerz oder die Parästhesie bandartig entlang der Brust, des Rückens oder in einem Dermatom (Nervenversorgungsgebiet der Haut) aus. Bei einer entzündlichen Genese verschwinden die Beschwerden meist wieder vollständig.
Abzugrenzen sind die nach einem Herpes zoster (Gürtelrose) in dem betroffenen Dermatom empfundenen Schmerzen. Sie können lange andauern und einer Interkostalneuralgie ähneln.
Differenzialdiagnosen
- Wenn bei jungen, sonst gesunden Menschen eine solche Symptomatik auftritt, sollte nach einem Infekt gefragt werden. In dessen Folge kann es zu Weichteilschwellungen kommen, die den Nervenaustritt einengen.
- Bei älteren Menschen kommt zudem eine degenerative Wirbelsäulenkrankheit mit Osteochondrose und Spondylose infrage. Sie lässt sich durch bildgebende Verfahren (CT, MRT) leicht erkennen. Wenn die Beschwerden anhalten und sich schlecht therapieren lassen, ist auch an eine bösartige Knochenerkrankung im Bereich der Wirbelsäule zu denken. Eine Computertomographie klärt dies in der Regel.
- Nervenschmerzen nach einer Gürtelrose (postherpetische Neuralgie) macht sich ebenso wie eine Interkostalneuralgie durch Schmerzen im Bereich des betroffenen Nerven bemerkbar, ist jedoch nicht auf eine Einengung der Nervenwurzel, sondern auf eine Reizung des Ausgangsganglions im Hinterhorn des Rückenmarks zurückzuführen.
- Eine Pleurodynie und bei Frauen eine Mastodynie können eine Interkostalneuralgie imitieren.
- Eine atypische Angina pectoris sollte bei Lokalisation der Schmerzen in linken Brustbereich als Differenzialdiagnose mitbedacht werden.
Therapie
Die Behandlung zielt auf eine Druckentlastung der betroffenen Nervenwurzel. Wenn die Neuralgie im Rahmen eines Infektes auftritt, kann eine antientzündliche Medikation (beispielsweise durch ein Antiphlogistikum, NSAID) Abhilfe schaffen.
Einfache Verfahren bei schweren, anhaltenden Schmerzen sind eine Interkostalnervenblockaden (Neurolyse), eine Blockade des Gangion stellatum, eine paravertebrale Neurolyse, epidurale Steroidinjektionen und eine Spinalganglion-Hochfrequenzablation. 2
Ansonsten sind die therapeutischen Erfolge häufig nur gering und unzuverlässig. Bei einer therapierefraktären Interkostalneuralgie werden bei besonders quälender Symptomatik operative Verfahren angewendet. Eine Neurektomie (Durchtrennung des betroffenen Nerven) hat in einer kleinen Serie zu einer wirksamen Verbesserung des Befindens geführt. 3 Die Behandlung kann inzwischen auch endoskopisch erfolgen. In einer kleinen Behandlungsserie hatten alle 13 Patienten eine deutliche Reduktion der Schmerzen (nach der VAS, visuelle analoge Schmerzskala) angegeben. 4
Postherpetische Neuralgie
Der anhaltende Nervenschmerz nach einer Gürtelrose (postherpetische Neuralgie), welcher der Interkostalneuralgie ähnelt, spricht nicht auf eine Entlastungstherapie nicht an, da der Nerv selbst durch Entzündungsprozesse bzw. immunologische Reaktionen alteriert ist.
Die am häufigsten angewendeten Medikamente sind Antiepileptika (Gabapentin oder Pregabalin), trizyklische Antidepressiva (Amitriptylin), selektive Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmern (Duloxetin) und eine lokale Anwendung von Lignocain- (5 %) und Capsaicin-Pflastern (8 %).
Bei therapie-refraktären Fällen kommen spezielle Behandlungsverfahren infrage, wie Rückenmarksstimulatoren 5 2 oder eine Stimulation des zuständigen Ganglions der dorsalen Nervenwurzel 6 7. Eine Sympathikus-Nervenblockade (z. B. durch Blockade des Ganglion coeliacum) kann theoretisch die Wechselwirkungen zwischen Sympathikus und Sensorik unterbrechen und so eine Schmerzlinderung bewirken 8 9.
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Verweise
Weiteres
- J Cutan Aesthet Surg. 2020 Oct-Dec;13(4):265-274. DOI: 10.4103/JCAS.JCAS_45_20.[↩]
- J Cutan Aesthet Surg. 2020 Oct-Dec;13(4):265-274. doi: 10.4103/JCAS.JCAS_45_20[↩][↩]
- Ann Thorac Surg. 2008 May;85(5):1766-70. DOI: 10.1016/j.athoracsur.2007.11.058[↩]
- Pain Physician. 2021 Nov;24(7):E1147-E1153. PMID: 34704724.[↩]
- Neuromodulation. 2014 Jun;17(4):386-8. doi: 10.1111/ner.12082[↩]
- Cureus. 2019 May 7;11(5):e4615. DOI: 10.7759/cureus.4615[↩]
- Pain. 2000;87:121–9. doi: 10.1016/S0304-3959(00)00230-X[↩]
- Front Neurosci. 2019;13:170. doi: 10.3389/fnins.2019.00170.[↩]
- J Cutan Aesthet Surg. 2020 Oct-Dec;13(4):265-274. doi: 10.4103/JCAS.JCAS_45_20.[↩]