Hämatom (engl.: hematoma, bruise) bedeutet Bluterguss in ein Gewebe des Körpers. Es handelt sich um eine Ansammlung von Blut außerhalb des Blutgefäßsystems und kommt i. d. R. durch eine Verletzung der Wand von Blutgefäßen zustande. Große Hämatome der Haut (über 1 cm Durchmesser) werden als Ekchymosen bezeichnet. Für Blutergüsse in vorgeformte Höhlen wird der Begriff Hämatom nicht verwendet sondern meist eine direkte Bezeichnung, wie Hämarthros (für eine Gelenkblutung), Hämobilie (für eine Blutung in das System der Gallenwege), hämorrhagischer Aszites (für blutiges Bauchwasser), Einblutung des Harnblase, blutige Blasentamponade, hämorrhagischer Perikarderguss etc.).
Adäquates – inadäquates Trauma
Ein Hämatom tritt meist durch eine Verletzung (Trauma) auf. Ist das Trauma inadäquat geringfügig, so muss nach einer Störung des Gerinnungssystems gesucht werden.
- Eine plasmatische Gerinnungsstörung (z. B. bei einer Hämophilie oder unter dem Einfluss von Gerinnungshemmern) kann zu ausgedehnten Einblutungen unter die Haut, in Gelenke und in andere Gewebe und Organe führen.
- Dagegen führen Gerinnungsstörungen durch einen Mangel oder eine herabgesetzte Funktion von Blutplättchen (Thrombozytopenie bzw. Thrombozytopathie) zu punktförmigen Blutaustritten ohne größere Verletzung von Blutgefäßen (Petechien).
Ausbreitung
Hämatome in lockerem Bindegewebe breiten sich weit aus, im Inneren des Körpers enlang von festeren Strukturen, wie Faszien und Muskellogen. Sie können entfernt vom eigentlichen Ort der Blutung an die Oberfläche treten und als Hämatom in der Haut sichtbar werden. Der Ort der Sichtbarkeit ist dann nicht der Ort der Blutung. Das ist beispielsweise bei einer retroperitonealen Blutung besonders eklatant, die als Hämatom in der Leiste erkennbar werden kann.
Symptome
In den Ausbreitungsgebieten sind Hämatome weitgehend schmerzlos. Einblutungen in festes Gewebe oder unter Kapseln können durch Druck sehr schmerzhaft sein; dies gilt insbesondere bei Blutungen unter die Nierenkapsel und unter die Knochenhaut. Ein Hämatom unter der Schädelkalotte (Subarachnoidalblutung, Subduralblutung) kann auf das Gehirn drücken und zu Bewusstlosigkeit führen. Hämatome im Körperinneren können je nach Lokalisation und Ausdehnung zu Organverdrängungen und Funktionsstörungen führen (Beispiel: Perikardtamponade).
Diagnostik
Ein Hämatom im Körperinneren lässt sich durch geeignete bildgebende Verfahren (Sonographie, Computertomographie, Magnetresonsanztomographie) leicht nachweisen. Von Bedeutung ist dabei, ob die Blutung die Funktion innerer Organe behindert. Beispiel: eine retroperitoneale Blutung kann den Harnabfluss aus den Nieren unterbrechen, so dass es zu einer Hydronephrose und zu einer Urämie (Nierenvergiftung) kommt, die akut behoben werden muss. (1)CVIR Endovasc. 2020 Sep 9;3:64. doi: 10.1186/s42155-020-00157-8. PMID: 32923979; PMCID: PMC7479391.
Laborwerte weisen nach, ob eine Gerinnungsstörung als Ursache vorliegt und ob eine Anämie eingetreten ist.
Der Nachweis von mit dem Auge nicht leicht erkennbaren Hautblutungen durch Verletzungen sind Thema der Forensik. (2)J Forensic Leg Med. 2020 Jan;69:101893. doi: 10.1016/j.jflm.2019.101893. Epub 2019 Dec 19. PMID: … Continue reading
Therapie
Die Behandlung zielt auf eine Blutstillung, ggf. durch radiologische Katheterembolisation des blutenden Gefäßes oder operativ. (3)Int J Clin Pract. 2008 Oct;62(10):1604-13. doi: 10.1111/j.1742-1241.2007.01494.x. Epub 2007 Oct 19. … Continue reading Wenn das Hämatom stark schmerzhaft ist oder eine andere Struktur oder ein Organ in seiner Funktion beeinträchtigt, kann eine Entlastung erforderlich werden. Meist ist eine Punktion ausreichend, ggf. auch mit Einlage eines Drainagekatheters; seltener ist eine operative Entlastung nötig. Bei hypovolämischem Schock ist das Blutvolumen aufzufüllen. Eine höhergradige Anämie sollte durch Blutersatz ausgeglichen werden.
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Siehe auch:
Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).
Literatur