Glitazone

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Glitazone, die auch als Thiazolidindione bekannt sind, sind „Insulinsensitizer“: Sie erhöhen die Empfindlichkeit der peripheren Zellen bezüglich Insulin und wurden zur Behandlung des Typ-2-Diabetes entwickelt. Thiazolidine sind die einzigen pharmakologischen Wirkstoffe, die spezifisch die Insulinresistenz behandeln. Allerdings sind sie wegen ihrer potenziellen Nebenwirkungen etwas in den Hintergrund gerückt. Inzwischen zeigen neuere Studien eine deutlich bessere Wirkungs-/Nebenwirkungsrelation, sodass Thiazolidindione (besonders zu sammen mit GLP1-Agonisten) offenbar eine Renaissance erleben. 1

Das Wichtigste verständlich

Kurzgefasst
Glitazone (wie Rosiglitazon (Avandia ®) oder Pioglitazon (Actos ®)) sind Medikamente zur Behandlung der Zuckerkrankheit, speziell des Typ-2-Diabetes. Sie erhöhen die Insulinempfindlichkeit der Körperzellen (bzw. senken ihre Insulinresistenz) und wirken antientzündlich. Allerdings steigern sie auch die Bildung von Wachstumsfaktoren, was die Gefahr von dadurch bedingten Komplikationen erhöht. Auch andere potenzielle Nebenwirkungen der Glitazone wie Gewichtszunahme, Ödeme oder Knochenschwund sind schwerwiegend, sodass die Indikation der Glitazone streng gestellt werden sollte.

Eine weitere Indikation von Gliatzonen scheinen neurodegenerative Krankheiten, wie die Parkinson-Krankheit werden zu können.

Antidiabetika

Wirkungen

Über spezielle Rezeptoren des Zellkerns (PPAR) werden offenbar eine Vielzahl von Wirkungen ausgelöst, die im einzelnen noch nicht voll verstanden sind. Der Transkriptionsfaktor PPAR-γ entwickelt sich zu einem therapeutischen Ziel für verschiedene neurodegenerative Erkrankungen und Stoffwechselstörungen.

Glitazone gehören zu den PPAR-gamma-Agonisten und üben eine Vielzahl von Effekten aus. Sie wirken über eine Erniedrigung der TNF-alpha-Produktion antientzündlich; zusammen mit einer Erhöhung der Visfatin-Produktin senken sie die Insulinresistenz. Sie hemmen zudem die Expression von Leptin. Auch bestehen Wirkungen auf die Zellproliferation und die Adipozytenreifung.

Nebenwirkungen

Thiazolidindione erhöhen die Flüssigkeitsretention im Körper (Ödemneigung) und werden bei Patienten mit Herzinsuffizienzstadien NYHA III oder IV nicht empfohlen. 2

Unter Glitazon-Wirkung steigt der Plasmaspiegel von VEGF (vascular endpothelial growth factor) an 3, was Komplikationen hervorrufen kann: VEGF wird mit der Entwicklung der diabetischen Retinopathie und Nephropathie und der Tumorangiogenese in Zusammenhang gebracht. 4 Langzeituntersuchungen wurden gefordert. Bis dahin sollte mit einer Indikation Zurückhaltung geübt werden. 5

Inzwischen zeigen neuere Studien, dass die angenommene kardiovaskuläre Toxizität von Rosiglitazon und die Zunahme von Blasenkrebs unter Pioglitazon sich als nicht tragfähig erwiesen haben und keine signifikanten Probleme mehr darstellen. 6

Die Entwicklung von Medikamenten zur Insulinsensibilisierung (Glitazone), die weniger Nebenwirkungen aufweisen und in Kombination mit GLP-1-Rezeptor-Agonisten (Inkretinmimetika, wie Liraglutid) eingesetzt werden können, wird derzeit vorangetrieben 1.

Rosiglitazon bei jugendlichem Typ-2-Diabetes

In einer Studie erwies sich die Kombination von Metformin mit Rosiglitazon bei jugendlichen Typ-2-Diabetikern zwischen 10 und 17 Jahren als der Monotherapie mit Metformin signifikant überlegen und war auch tendenziell besser als ein Regime aus Metformin und Gewichtsabnahme; allerdings waren fast 20 % unerwünschte Arzneimittelnebenwirkungen zu verzeichnen. 7

Glitazone bei neurodegenerativen Erkrankungen

Pioglitazon scheint ein potenzieller Wirkstoff zur Behandlung der Parkinson-Krankheit und des Morbus Gaucher zu sein, indem es die lysosomale Autophagie verbessert, bei dem fehlgefaltete oder aggregierte Proteine entfernt werden. 8


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Verweise

Diabetes-Kompendium

Referenzen

  1. Lancet Diabetes Endocrinol. 2024 Sep;12(9):674-680. doi: 10.1016/S2213-8587(24)00127-X[][]
  2. Am Fam Physician. 2024 Apr;109(4):333-342[]
  3. Diabetes 2001; 50: 1166-1170; Diabetes Care 2001; 24: 953-954[]
  4. Arzneitelegramm, Berlin 6/2001[]
  5. BDI-Rundschreiben 8/9-2001[]
  6. Curr Diab Rep. 2019 Nov 27;19(12):151. doi: 10.1007/s11892-019-1270-y[]
  7. N Engl J Med 2012; 366:2247-2256[]
  8. Int J Mol Sci. 2021 Nov 25;22(23):12740. doi: 10.3390/ijms222312740[]