Glinide sind Medikamente, die die körpereigene Bildung von Insulin anregen (Insulin-Sekretagoga). Sie wirken als essensabhängige (prandiale) Glukoseregulatoren. Beispiele sind Repaglinide (NovoNorm®) und Nateglinide (STARLIX®). Indikation ist der Prädiabetes bzw. der leichte Typ-2-Diabetes mellitus, bei dem noch Insulin produziert werden kann.
Wirkungen
Nateglinide und Repaglinide wirken schnell und kurzzeitig an den ATP-sensitiven Kaliumkanälen der ß-Zellen (Hemmung des Sulfonylharnstoffrezeptors, ähnlich wie die Sulfonylharnstoffe, die jedoch lang anhaltend wirken). Sie stimulieren die Freisetzung von Insulin aus den ß-Zellen des Pankreas (Bauchspeicheldrüse).
Hauptwirkung von Gliniden ist eine kurze Insulinausschüttung aus den ß-Zellen, wodurch eine pulsatile Insulinsekretion imitiert wird. Darüber hinaus haben sie eine Reihe weiterer Effekte: Sie verringern den Abbau von Insulin in der Leber, die Glukagon-Sekretion in der Bauchspeicheldrüse und die Insulinresistenz, indem sie die Empfindlichkeit des peripheren Gewebes gegenüber Insulin erhöhen. 1
Eine chinesische Studie besagt, dass Repaglinid in einer Gruppe von Diabetikern mit einem HbA1c unter 10 % nicht schlechter wirkt als Metformin. 2
Indikation
Wegen ihrer kurzen Wirkdauer (Quick-on-quick-off-Mechanismus) können sie gezielt zur Rekonstitution des ersten nahrungsabhängigen Insulinpeaks eingesetzt werden. Sie eignen sich zur Kombination mit Metformin oder Glitazonen. Ihre Wirksamkeit ist beschränkt auf ein Fenster in der Entwicklung einer Zuckerkrankheit von Typ 2, in dem die ß-Zellen der Bauchspeicheldrüse noch in der Lage sind, Insulin zu bilden. In späteren Phasen einer Zuckerkrankheit lässt sich mit Gliniden keine Insulinproduktion mehr erzielen.
Glinide werden einzeln oder in Kombination mit α-Glucosidaseinhibitoren, Biguaniden oder DPP4-Hemmern angewendet. 3
Individuelle Wirksamkeit
Die Wirkung der Glinide ist individuell sehr unterschiedlich, was von der Aktivität der metabolisierenden Enzyme (CYP2C9, CYP2C8 und SLCO1B1) abhängen soll. Auch die Gene, die für den Diabetes mellitus Typ 2 prädisponieren (KCNQ1, PAX4 und BETA2) haben einen Einfluss auf die Wirksamkeit. 4
Verträglichkeit
Glinide sind nicht nur sehr wirksam, sondern haben auch ein sehr gutes „Sicherheitsprofil“. 5 Ihr Risiko einer Unterzuckerung (Hypoglykämie ) ist deutlich geringer als das der Sulfonylharnstoffe. 6 3 Medikamente, die über dieselben Cytochrome metabolisiert werden wie Glinide (Beispiel Clopidogrel: CYP2C8), können das Risiko einer Hypoglykämie erhöhen. 7
Verweise
Referenzen
- Curr Top Med Chem. 2020;20(1):37-56. DOI: 10.2174/1568026620666191224141617. PMID: 31884929.[↩]
- Medicine (Baltimore). 2018 Sep;97(38):e12476. DOI: 10.1097/MD.0000000000012476. PMID: 30235745; PMCID: PMC6160250.[↩]
- J Pharm Health Care Sci. 2020 Mar 18;6:5. doi: 10.1186/s40780-020-00159-7[↩][↩]
- Pharmacogenomics. 2015 Jan;16(1):45-60. DOI: 10.2217/pgs.14.152. PMID: 25560470.[↩]
- Pharmacogenomics. 2015 Jan;16(1):45-60. doi: 10.2217/pgs.14.152. PMID: 25560470.[↩]
- Diabetes Care. 2000 Feb; 23(2):202-7[↩]
- J Pharm Health Care Sci. 2020 Mar 18;6:5. DOI: 10.1186/s40780-020-00159-7. PMID: 32206324; PMCID: PMC7081567.[↩]