Allgemeines
Das Erythema nodosum ist eine schmerzhafte rötlich-livide Schwellung, die im jugendlichen und jungen Erwachsenenalter auftritt und häufig vor den Schienbeinen lokalisiert ist. Ihr liegt eine lokale Entzündung des Unterhautfettgewebes (Pannikulitis) zugrunde. Sie kann durch viele Ursachen ausgelöst sein kann: Relativ häufige sind es eine Sarkoidose und ein Morbus Crohn. Frauen sind deutlich häufiger als Männer betroffen. 1 2 3
Ursachen und Entstehung
Das Erythema nodosum ist eine lokale Entzündung des subkutanen Fetts (Panniculitis) 4, die in 23 bis 55 % primär ohne erkennbare Ursache auftritt. Die sekundäre Form tritt im Rahmen von Infektionskrankheiten, Autoimmunerkrankungen, bösartigen Erkrankungen oder Impfungen, sowie schwangerschaft- oder medikamentenbedingt auf.
Die Entstehung beinhaltet immunologische Mechanismen. Es bestehen Hinweise auf eine verzögerte Hypersensitivitätsreaktion Typ IV auf verschiedene Antigene.
Histologisch findet man in den Septen des Unterhautfettgewebes Infiltrate neutrophiler Granulozyten und Histiozyten mit Granulombildungen um proliferierende Kapillaren; kleine Blutungen können vorkommen. 5
Auslöser: Meist ist ein Auslöser nicht eruierbar; über 50 % der Fälle sind idiopathisch. Einige Auslöser sind jedoch bekannt. Zu ihnen zählen:
- Streptokokkeninfektionen z. B. des Rachens: die Streptokokken-Pharyngitis gehört zu den häufigsten Auslösern (etwa 30 %),
- andere bakterielle Infektionen (z. B. Yersinien, Mykoplasmen, Chlamydien),
- Tuberkulose (früher häufigster Auslöser),
- akute Sarkoidose (Löfgren-Syndrom) (bis 25 % der Fälle),
- Morbus Behçet (entzündliche Systemkrankheit, ca. 50 %)
- chronisch entzündliche Darmerkrankungen,
- Medikamente (bis 10 %) wie Antibiotika oder Kontrazeptiva (ca. 10 %),
- Schwangerschaft.
Klinische Manifestation

Das Erythema nodosum tritt meist nach einem Prodromalstadium von 1 bis 3 Wochen mit allgemeinem Krankheitsgefühl, leichtem Fieber, manchmal auch Husten und Gelenkbeschwerden auf.
Die oft mehrere Zentimeter messenden lividen und schmerzhaften Knoten befinden sich meistens symmetrisch prätibial, aber können auch an anderen Stellen der Haut, so z. B. an den Streckseiten der Arme lokalisiert sein. Sie sind unscharf begrenzt, können ähnlich einem subkutanen Bluterguss aussehen und ulzerieren nicht. Neue Knoten können in einem Zeitraum von 2 bis 6 Wochen entstehen; sie verschwinden nach 1 bis 2 Monaten meistens vollständig ohne Narbenbildung. Begleitende Gelenkbeschwerden können noch jahrelang fortbestehen.
Diagnostik
Das Erythema nodosum ist eine prima-vista-Diagnose. Wird die Diagnose für wahrscheinlich gehalten, folgen Untersuchungen nach auslösenden Erkrankungen 6:
- Anamnese: Suche nach Prodromalsymptomen (vorausgehende Beschwerden, s. o.), neuen Medikamenten, Stuhlverhalten
- Rachenabstrich: Streptokokken?
- Stuhlprobe: Yersinien? Parasiten? Bei Verdacht auf eine chronisch entzündliche Darmkrankheit ggf. Koloskopie
- Röntgenbild des Thorax: Sarkoidose? Tuberkulose? Ggf. weitere Abklärung.
Differenzialdiagnosen
Als Differenzialdiagnosen kommen gelegentlich andere Formen einer Panniculitis, eine Hautmanifestation eines Lupus erythematodes (Lupus-Panniculitis), leukämische Infiltrate oder eine Lipodystrophie in Betracht. In Zweifelsfällen klärt eine Biopsie.
Therapie
Das Erythema nodosum ist häufig eine innerhalb von 2 – 6 Wochen selbstlimitierende Erkrankung (s. o.). 2 NSAR sowie Glukokortikoide führen jedoch sehr rasch zu einer Verbesserung der Beschwerden und zum Verschwinden des Erythems. Bei besonders langwierigen Verläufen, wie beim Behçet -Syndrom können auch Immunsuppressiva und Colchizin eine Option sein 3.
Im Zentrum steht jedoch die Behandlung der auslösenden Ursache, wenn sie bekannt ist, wie Antibiotika bei einer bakteriellen Infektion, Absetzen verdächtigter Medikamente oder Therapie eines Morbus Crohn, einer Sarkoidose oder einer Tuberkulose.
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Verweise
Referenzen
- Z Rheumatol. 2024 Oct;83(8):641-649[↩]
- Children (Basel). 2022 Apr 4;9(4):511. DOI: 10.3390/children9040511[↩][↩]
- Lancet. 2024 Mar 16;403(10431):1093-1108. doi: 10.1016/S0140-6736(23)02629-6[↩][↩]
- Dermatol Online J. 2014 Apr 16;20(4):22376. PMID: 24746312[↩]
- J Am Acad Dermatol. 2001;45:163–83[↩]
- Am J Clin Dermatol. 2021 May;22(3):367-378. doi: 10.1007/s40257-021-00592-w[↩]