Allgemeines
Affenpocken (engl.: monkeypox, kurz: Mpox) sind eine vorwiegend sexuell übertragene Infektionskrankheit, die auch beim Menschen vorkommt und sich im Mai 2022 weltweit auszubreiten begann 1. Sie werden durch das Monkeypoxvirus (MPXV) hervorgerufen und gehen mit Fieber und auffälligen Hautpusteln einher.
Mpox wurden 1959 entdeckt. Im Mai 2022 wurde ein Ausbruch registriert, bei dem Einzelfälle in verschiedenen Ländern der Welt auftraten, hauptsächlich im engen Umkreis von homosexuellen Männern. Die Assoziation scheint der Einschätzung von Forschern zufolge zufällig zu sein und hat nichts mit Homosexualität zu tun. 2
Die Krankheit ist außerhalb Afrikas selten. In verschiedenen Ländern Afrikas waren immer wieder kleinere Ausbrüche beobachtet worden. 2003 in den USA, wahrscheinlich zurückzuführen auf einen Import von Nagetieren, über die Präriehunde infiziert wurden 3. Nach der Ausbreitung in den USA wurde vermehrt über das Virus diskutiert, da es als für Bioterrorismus geeignet angesehen wurde. 4
Die Ausbreitung der Affenpocken beschleunigte sich in den letzten Jahren, was mit der Einstellung der Pockenimpfung in Zusammenhang gebracht wird. 5
Im Mai 2022 wurden beim Menschen eigenartigerweise fast gleichzeitig Ausbrüche der Erkrankung in verschiedenen Ländern der Welt festgestellt. Ihre Genese und Ausbreitungswege haben wegen der zuvor erlebten Pandemie mit SARS-CoV-2 großes Interesse bezüglich der Forschung zur Weltgesundheit (global health research) hervorgerufen. Ein Vergleich wird jedoch als abwegig betrachtet. Der Verlauf ist meist milde. In schweren Fällen stehen Medikamente und vorbeugend eine Impfung zur Verfügung. 6 7 1
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Erreger
Der Erreger ist ein doppelsträngiges DNA-Virus, das mit dem Pockenvirus eng verwandt ist (zugehörig den Poxviridae). Die Poxviridae werden auch als alte Viren bezeichnet, da sie offenbar vor der Aufteilung der Tiere in Wirbellose und Wirbeltiere auftraten. 8 Das Genom der Viren wurde sequenziert und ist bekannt. 9 10
Übertragung
Das Virus wird von Affen und Nagetieren auf Menschen durch engen Kontakt übertragen. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch kommt ebenfalls durch engen Kontakt zustande, nicht dagegen durch eine Tröpfcheninfektion.
Affenpocken wurden beim Menschen erstmals 1970 in der Demokratischen Republik Kongo (DRK) festgestellt. Sie breiteten sich zunächst hauptsächlich in West- und Zentralafrika aus. Bei der weltweiten Ausbreitung im Mai 2022, die in kurzer Zeit viele Länder der Erde erreichte, wird eine „stumme Ausbreitung“ diskutiert, da die Infektionswege nicht alle nachvollziehbar sind. Dies wird als Besorgnis erregend angesehen, da bisher unbekannte symptomlose Zwischenschritte bei einer ansonsten praktisch regelmäßig symptomatischen Erkrankung vermutet werden müssen. 2 11
Laut Berichten kann das Virus durch direkten Kontakt (sexuell oder Haut-zu-Haut), über Atemtröpfchen sowie über verkeimte Handtücher und Bettwäsche übertragen werden. 12 Zunehmende Evidenzen zeigen, dass die sexuelle Übertragung der vorherrschende Übertragungsweg für das Mpox-Virus darstellt. 13 14 Das aktuelle Mpox weist viele genomische Mutationen auf, die den APOBEC3-Signalweg betreffen, wodurch die Widerstandskraft des Wirts überwunden werden kann. 15
Symptome, Verlauf
Die meisten Menschen leiden an Fieber; es entwickeln sich Pusteln auf der gesamten Haut, die infektiös sind. Die Erkrankten erholen sich ohne Behandlung von selbst innerhalb einiger Wochen. Es kommen jedoch auch schwere Verläufe vor, wobei die Sterberate unterschiedlich ist: Gesamtsterblichkeitsrate von 8,7 %, bei Clades – Zentralafrikanern 10,6 % (95 %-KI: 8,4 % – 13,3 %), bei Westafrikanern 3,6 % (95 %-KI: 1,7 % – 6,8 %). 5
Diagnostik
Das klinische Bild mit ausgeprägten Pusteln lässt an Windpocken denken. Bei einem pustulösen Hautbild sind jetzt wegen des Ausbruchs 2022 auch Pocken und Affenpocken in Betracht zu ziehen. Die Diagnosestellung erfolgt über einen PCR-Nachweis. 16
Behandlung
Die meisten Fälle von Affenpocken verlaufen milde und selbstlimitierend. Eine unterstützende Behandlung ist in der Regel ausreichend. Es stehen Virostatika zur Verfügung; zu ihnen gehören z. B. Tecovirimat, Brincidofovir und Cidofovir. Sie können bei immungeschwächten Patienten, Kindern, schwangeren und stillenden Frauen sowie bei Läsionen in der Nähe von Mund, Augen und Genitalien den Verlauf abmildern. Eine intravenöse Applikation von Impfpocken-Immunglobulin (VIGIV) kann in schweren Fällen indiziert sein. 12
Vorbeugung
Affenpocken verlaufen zwar mehrheitlich selbstlimitierend, in bedeutendem Ausmaß jedoch auch schwer. Daher wird auf eine Eindämmung (u. a. durch Quarantänemaßnahmen und durch Impfung von Risikogruppen) gedrängt. Welche Maßnahmen empfohlen werden oder verpflichtend sind, ist jeweils in den Veröffentlichungen des Robert-Koch-Instituts nachzulesen (siehe hier).
Zwei Impfstoffe sind erhältlich: JYNNEOSTM (lebendes, replikationsinkompetentes Vacciniavirus) und ACAM2000® (lebendes, replikationskompetentes Vacciniavirus). 12 17
Infizierte Personen sollten laut einer Empfehlung unter Quarantäne gestellt werden. Vorbeugend wirken Handhygiene, alkoholbasierte Desinfektionsmittel und eine Mundnasenmaske. 18
Verweise
Referenzen
- World Health Organization Dis Outbreak News Multi-Country Monkeypox outbreak non-endemic Countries: Update. 2022 https://www.who.int/emergencies/disease-outbreak-news/item/2022-DON393 [Internet][↩][↩]
- Nature Mai 2022; https://www.nature.com/articles/d41586-022-01421-8 [↩][↩]
- Am J Trop Med Hyg. 2007 Apr;76(4):757-68. PMID: 17426184.[↩]
- Proc Natl Acad Sci U S A. 2008 Sep 23;105(38):14567-72. DOI: 10.1073/pnas.0800589105.[↩]
- PLoS Negl Trop Dis. 2022 Feb 11;16(2):e0010141. DOI: 10.1371/journal.pntd.0010141[↩][↩]
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- Viruses. 2020 Nov 5;12(11):1257. DOI: 10.3390/v12111257[↩]
- Microbiol Resour Announc. 2020 Mar 5;9(10):e01524-19. DOI: 10.1128/MRA.01524-19[↩]
- https://virological.org/t/first-draft-genome-sequence-of-monkeypox-virus-associated-with-the-suspected-multi-country-outbreak-may-2022-confirmed-case-in-portugal/799[↩]
- PLoS Negl Trop Dis. 2022 Feb 11;16(2):e0010141. DOI: 10.1371/journal.pntd.0010141[↩]
- Drugs. 2022 Jun;82(9):957-963. DOI: 10.1007/s40265-022-01742-y.[↩][↩][↩]
- Clin Infect Dis. 2022 Dec 22:ciac960. DOI: 10.1093/cid/ciac960[↩]
- New Microbes New Infect. 2022 Dec 16:101066. doi: 10.1016/j.nmni.2022.101066[↩]
- J Immunol. 2015 Nov 15;195(10):4565–4570. doi: 10.4049/jimmunol.1501504[↩]
- J Clin Virol. 2006 Jul;36(3):194-203. DOI: 10.1016/j.jcv.2006.03.012[↩]
- Antiviral Res. 2019 Feb;162:171-177. doi: 10.1016/j.antiviral.2018.11.004[↩]
- Int J Environ Res Public Health. 2022 Nov 25;19(23):15684. DOI: 10.3390/ijerph192315684[↩]