Therapie der hepatischen Enzephalopathie

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Die Therapie der hepatischen Enzephalopathie setzt eine genaue Diagnose der Ursache vorraus. Meist tritt sie als eine Funktionsstörung des Gehirns im Rahmen einer schweren Lebererkrankung auf (siehe hier). Sie kann jedoch durch verschiedene Auslöser manifest werden. Ziel einer Therapie ist die Ausschaltung des jeweiligen Auslösers und eine Verbesserung der Leberfunktion.

Die Therapie zur Reduktion der Stoffwechselprodukte, die für die hepatische Enzephalopathie verantwortlich sind, zielt auf eine Reduktion von Eiweiß-Abbauprodukten und speziell von Ammonium (NH4-Ionen).


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Therapie

Folgende Therapieoptionen der hepatischen Enzephalopathie stehen zur Verfügung:

  • Proteinrestriktion
    • Bei akuter hepatischer Enzephalopathie 20-30 mg Eiweiß pro kg Körpergewicht pro Tag max. 3 Tage, dann allmähliche Steigerung bis auf ca. 1 g/kg KG/d.
    • Bei chronischer hepatischen Enzephalopathie: wenn eine Proteinzufuhr von 1 g/kg KG/d nicht toleriert wird, können pflanzliches Protein und verzweigtkettige Aminosäuren verwendet werden (s. u.). Es sollte eine Proteinrestriktion unter das Minimum von ca. 60 g/d (1 mg/kg/d) nicht auf Dauer durchgeführt werden, um einen Muskelabbau zu vermeiden.
  • Lactulose: Lactulose bewirkt eine Ansäuerung des Koloninhaltes, was zu einer Veränderung der Stoffwechselaktivität der Darmkeime führt. Bei akuter hepatische Enzephalopathie (HE) vermag Lactulose zusammen mit weiteren Maßnahmen die Hirnleistung rasch zu verbessern. (1)Hepatology. 2007 Mar; 45(3):549-59
    Dosis sollte so eingestellt werden, bis 2-3 breiige Stühle/Tag entstehen
    Nebenwirkungen: schlechter Geschmack, Übelkeit, Erbrechen, Blähungen. Bei komatösen Patienten kann Lactulose auch über eine Ernährungssonde oder als Einlauf appliziert werden; Lactitol (gleicher therapeutischer Effekt, Nebenwirkungen geringer)
  • Verzweigtkettige Aminosäuren: Verzweigtkettige Aminosäuren können bei hepatischer Enzephalopathie zur Verbesserung der Symptomatik führen
    Falls die Beseitigung der auslösenden Faktoren, eine Proteinrestriktion und Lactulose, bzw. Lactitol nicht zum erwarteten Erfolg führen, können verzweigtkettige Aminosäuren als Infusionen verabreicht werden.
  • Antibiotika: Antibiotika können bei akuter hepatischer Enzephalopathie indiziert sein, beispielsweise
    Neomycin (nephro- und ototoxisch), Rifaximin (2)Am J Gastroenterol. 2011 Feb; 106(2):307-16, Metronidazol, Paromomycin oder Vancomycin. Rifaximin reduziert die Rezidivrate bei Langzeitapplikation (siehe hier).
  • Ornithin-Aspartat
    Es zeigt die beste Wirkung bei starker hepatischer Enzephalopathie und beim Coma hepaticum.
  • Zink: Eine Supplementierung mit Zink führt zur Verminderung der Endotoxinämie und entzündlicher Prozesse und auch zu einer Verbesserung der hepatischen Enzephalopathie, speziell gemessen am Number-connection-Test. (3)Nutr J. 2013 Jun 6;12:74. doi: 10.1186/1475-2891-12-74.
  • Therapie, sonstige Maßnahmen
    Flumazenil (Benzodiazepinrezeptorantagonist) kann bei Patienten mit Leberzirrhose und akuter Somnolenz zur Erweckbarkeit führen. Mannitol (zusätzlich) ist beim akuten Leberversagen zur Therapie des Hirnödems erfolgversprechend.
  • Lebertransplantation: Eine Lebertransplantation (LTX) kommt in Frage, wenn die hepatische Enzephalopathie bei akutem Leberversagen trotz Therapie progredient ist oder wenn eine chronische oder häufig rezidivierende hepatische Enzephalopathie vorliegt, die nicht durch die obigen Maßnahmen beherrschbar ist. Die sonstigen Vorbedingungen für eine LTX müssen gegeben sein (siehe hier).

Verweise

Patienteninfos

 


Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).


 

Literatur[+]