Pleuraerguss (engl.: pleural effusion) bedeutet Flüssigkeit im Spaltraum zwischen Lungenoberfläche (Pleura visceralis, Lungenfell) und innerer Auskleidung der Brustwand (Pleura patietalis, Rippenfell). 1 Eine analoge Flüssigkeitsansammlung im Bauchraum ist der Aszites.
Diagnostik
- Klinischer Untersuchungsbefund: Perkussion und Auskultation: bei ausgedehnten Ergüssen Dämpfung, verschärftes Atemgeräusch. Randwinkelergüsse können klinisch nicht erfasst werden.
- Röntgen-Thorax, CT: Flüssigkeitsansammlung basal, gleichzeitig Feststellung der Ursache: Herzvergrößerung, Lungenstauung, Tumor, Rippenfraktur (u. a. auch Pneumothorax möglich)
- Pleurapunktion zur Gewinnung von Ergussflüssigkeit: Farbe und Transparenz, spezifisches Gewicht (Differenzierung von Transsudat und Exsudat), Kultur auf Keime, Zytologie (Tumorzellen?). Eine Pleurapunktion ist in der Regel bei größeren Ergüssen indiziert, insbesondere wenn sie nachlaufen.
Kleine Randwinkelergüsse sind meist nicht tumorös bedingt und brauchen i. d. R. nicht punktiert und untersucht zu werden.
Einteilung, Ursachen, Differenzialdiagnosen
Eine gängige Einteilung richtet sich nach dem Befund des Punktats.
Klarer seröser Erguss
- Transsudat, spezifisches Gewicht unter 1015: kommt vor bei kardial bedingter Lungenstauung (meist durch eine Linksherzschwäche bedingt),
- Exsudat, spezifisches Gewicht über 1015: kommt vor bei einer Entzündung (bakteriell oder virusbedingte Lungenentzündung mit Lungenfellentzündung (Pleuritis) oder einem Tumor (Lungenkrebs oder Metastasen anderer Tumore).
Trüber Erguss
- eitrig: Hinweis auf bakterielle Entzündung der Pleura (eitrige Pleuritis),
- blutig: z. B. bei Trauma (z. B. Rippenfraktur), hämorrhagischer Entzündung, Tumor mit Arrosion der Blutgefäße der Pleura,
- chylös (weißlich): Hinweis auf Lymphe im Pleuraspalt (bedingt meistens durch ein Trauma oder einen Tumor).
Ursachen
Häufige Ursachen sind
- eine Lungenentzündung: Ergüsse treten bei begleitender Pleurabeteiligung auf und verschwinden mit der Heilung.
- eine Herzinsuffizienz (vorwiegend Linksherzinsuffizienz): Der Erguss verschwindet mit ihrer Behandlung.
Weniger häufige Ursachen sind
- eine Lungenembolie,
- ein Tumor (Lungentumor, Lungenmetastasen),
- eine Wassereinlagerung in den Körper im Rahmen
- einer Leberinsuffizienz, insbesondere bei bestehendem Aszites,
- einer Niereninsuffizienz.
Auswirkungen
Größere Ergüsse schränken die Atemfläche der Lungen wirksam ein und können sich, abhängig von der Gasaustauschleistung der Lungen, auf die Atmung auswirken. Es kann eine Ateminsuffizienz und Dyspnoe eintreten oder verstärkt werden. Umschließt oder verdrängt ein großer Erguss das Herz, können Kreislaufkomplikationen mit Abnahme der Herzleistung, Rhythmusstörungen und Blutdruckabfall hinzutreten.
Therapie
Die Behandlung zielt auf die Grunderkrankung. Bei ausgeprägtem Erguss mit Einschränkung der Atmung und Auswirkungen auf Herz und Kreislauf kann eine therapeutische Pleurapunktion erforderlich werden. Bei linksseitigem großem Pleuraerguss mit Kompression des Herzens wird meist eine langsame Entlastung (z. B. mehrfaches Ablassen je 1/2 Liter) empfohlen, damit es nicht zu einer Herzerweiterung mit Rhythmusstörungen und Insuffizienz kommt.
Verweise
Referenzen
- Dtsch Arztebl Int. 2019 May 24;116(21):377-386. doi: 10.3238/arztebl.2019.0377[↩]