Fibrinogen ist ein Gerinnungsfaktor (Faktor 1), der in der Leber gebildet und an das Blut abgegeben wird. Aus ihm entsteht durch Einwirkung von Thrombin Fibrin, welches bei Verletzungen der Gefäßabdichtung dient. Seine biologische Halbwertszeit beträgt 3 – 5 Tage. Durch das Enzym Plasmin kann Fibrin in Spaltprodukte zerlegt werden, was zur Auflösung von Blutgerinnseln dient. Bei akuten Entzündungsreaktionen des Körpers und bei Tumoren wird Fibrinogen vermehrt gebildet, was bei der Interpretation erhöhter Werte berücksichtigt werden muss.
→ Plasmin
→ Gerinnungsparameter
Inhaltsverzeichnis
Bedeutung
Die Bestimmung von Fibrinogen erlaubt Rückschlüsse auf die Gerinnungssituation des Bluts sowie auf die Syntheseleistung der Leber. Sie dient zudem zur Verlaufskontrolle bei einer Fibrinolysetherapie (medikamentöse Auflösung von Blutgerinnseln, z. B. mit Streptokinase oder Urokinase).
Fibrinogen wird bei Entzündungen im Körper vermehrt gebildet; es ist ein Akute-Phase-Protein. Ebenso wird es bei einigen Tumoren vermehrt gebildet, was zu einer tumorbedingten Thromboseneigung beiträgt (eine Paraneoplasie).
Referenzwert
Der Normbereich liegt bei 1,8 – 3,5 g/l. Bei Schwangerschaft gelten Werte bis 4,5 g/l als noch normal. (Grenzwerte können je nach Bestimmungsmethode schwanken!)
Erniedrigte Werte
Eine erniedrigte Konzentration im Blut findet sich bei
- der Verbrauchskoagulopathie: ständig ablaufende Gerinnungs- und Fibrinolyseprozesse (Hyperfibrinolyse), z. B. bei der disseminierten intravasalen Gerinnung (DIC), wie bei einer Hämolyse oder beim Schock,
- einer Leberinsuffizienz, z. B. im Rahmen einer fortgeschrittenen Leberzirrhose oder einer akuten Leberdystrophie, wie bei der Knollenblätterpilzvergiftung, einer Tetrachlorkohlenstoffintoxikation oder einer akuten rechtskardialen Leberstauung.
Dysfibrinogenämie: Bei einer Dysfibrinogenämie liegen funktionsuntüchtige Fibrinogenmoleküle vor. Das gerinnungsaktive Fibrinogen (durch Koagulationstests messbar) ist vermindert, das immunologisch nachweisbare jedoch nicht; das meiste im Blut befindliche Fibrinogen ist bei dieser Erbkrankheit nicht gerinnungsaktiv.
Kryofibrinogen ist ein in Kälte präzipitierendes Fibrinogen, welches in Einzelfällen bei Entzündungen und Tumoren (paraneoplastisch) gebildet wird.
Folgen eines Fibrinogenmangels
Erniedrigte Werte führen zu einer Blutungsneigung. Sie ist durch punktförmige oder flächige Hautblutungen äußerlich erkennbar.
Erhöhte Werte
Eine erhöhte Fibrinogenkonzentration im Blut findet sich bei folgenden Bedingungen:
- Entzündungen im Körper,
- metabolischem Syndrom und Diabetes mellitus,
- Verbrennungen,
- Tumoren,
- Urämie (schwere Niereninsuffizienz),
- hereditärer Ursache (genetisch bedingt).
Folgen einer Hyperfibrinogenämie
Bei erhöhten Werten steigt das Risiko für eine Thrombose und Lungenembolie sowie für Herzinfarkt und Schlaganfall.
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