Zystizerkose

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Die Zystizerkose (engl.: cysticercosis) ist eine Infektion mit Larven des Schweinebandwurms (Taenia solium, engl. pork tapeworm). Sie kommt vor allem in Entwicklungsländern (Subsaharazone Afrikas, Lateinamerika, Südostasien, Ozeanien/Indonesien) vor, wird aber durch Einwanderung zunehmend auch in Industrieländern gesehen. (1)Lancet. 2003 Aug 16;362(9383):547-56 Während der Schweinebandwurm im Darm wenig oder keine Symptome hervorruft, so ist die Zystizerkose eine schwerwiegende Infektionskrankheit. Zystizerken sind das Finnenstadium des Bandwurms und entwickeln sich als Blasen in Zwischenwirten. Im Fall des Schweinebandwurms kann der Mensch als Zwischenwirt fungieren (vergl. Echinokokkose).


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Infektion

Da der Mensch für den Schweinebandwurm nicht nur Endwirt, sondern auch Zwischenwirt sein kann, kann es in diesem Fall über eine fekal-orale Übertragung von Eiern auch zu einer Larveninfektion (Zystizerken) kommen, die – im Gegensatz zur Infektion mit adulten Würmern – schwere Symptome und schließlich den Tod herbeiführt. Die Zystizerken können sich überall im Körper ansiedeln; sie werden häufig im Gehirn angetroffen. Dort können sie jahrelang ruhen, sich abkapseln und verkalken und nur zufällig in bildgebenden Untersuchungen entdeckt werden. (2)Am J Neuroradiol. 1998 Jan;19(1):79-82. Wenn das Immunsystem die Oberhand bekommt, können die Larven absterben. Bei Unterlegenheit des Immunsystems können sie symptomatisch werden und schwere, je nach Lokalisation variable neurologische und psychiatrische Erscheinungen hervorrufen. (3)Cureus. 2023 Mar 14;15(3):e36133. DOI: 10.7759/cureus.36133 (4)Res Vet Sci. 2021 Jan;134:69-77. doi: 10.1016/j.rvsc.2020.11.015

Symptomatik

Die Larven befallen verschiedene Organe, machen jedoch vor allem dann Symptome, wenn sie das Gehirn befallen (Neurozystizerkose, zerebrale Zystizerkose). Es können neurologische und psychiatrische Symptome entstehen, so beispielsweise epileptische Anfälle, Symptome eines gesteigerten Hirndrucks bei zunehmendem Hydrozephalus und psychische oder psychiatrische Auffälligkeiten. Die Zystizerkose ist die weltweit häufigste Ursache einer erworbenen Epilepsie. (5)Cureus. 2023 Mar 14;15(3):e36133. DOI: 10.7759/cureus.36133

Diagnostik

Die Diagnose eines Wurmbefalls im Darm wurde bisher durch Nachweis von Würmern im Stuhl gesichert. Dabei kann der Nachweis von Taenia-Eiern, der bis etwa 1990 als Hauptnachweis zur Verfügung stand, wegen der Ähnlichkeit von Taenia solium und Taenia saginata (Rinderbandwurm, engl.: beef tapeworm) problematisch sein. Heute stehen ELISA-Tests von Taenia-spezifischen Antigenen und besonders parasitenspezifische DNA-Tests zur Verfügung. (6)J Clin Microbiol. 2009 Jan;47(1):168-74
Zum Nachweis einer Zystizerkose steht ebenfalls ein ELISA-Test zur Verfügung, der aber nicht sehr spezifisch ist. Bei neurologischen Symptomen wird Liquor für den Test verwendet.
Durch bildgebende Verfahren (CT oder MRT) können Verkalkungen im Gehirn nachgewiesen werden, die auf abgestorbene Zystizerken hinweisen. (7)Cureus. 2023 Mar 14;15(3):e36133. DOI: 10.7759/cureus.36133

Therapie

Eine Zystizerkose außerhalb des Nervensystems und Gehirns bedarf keiner spezifischen Behandlung. (8)Lancet. 2003 Aug 16;362(9383):547-56 Die Neurozystizerkose dagegen ist oft behandlungswürdig, aber schwierig. (9)Curr Opin Infect Dis. 2011;24:423–427 (10)Cureus. 2023 Mar 14;15(3):e36133. DOI: 10.7759/cureus.36133 Es gibt Untergruppen, die von einer medikamentösen Therapie nicht profitieren. Multiple und große Zysten können schwere Symptome hervorrufen, so dass eine Behandlung erforderlich wird. Die Indikation wird individuell gestellt. Die neurologische und psychiatrische Symptomatik kann auf Kortikosteroide ansprechen. Ansonsten ist in einigen Fällen ein Versuch mit Albendazol (11)Arch Intern Med. 1987 Apr; 147(4):738-41 oder Praziquantel (12)N Engl J Med. 1996 Jan 11; 334(2):125 erfolgreich.
Die Behandlung von Würmern im Darm erfolgt mit Niclosamid (wirkt nur im Darm, wird nicht resorbiert). (13)Ann Intern Med. 1985 Apr; 102(4):550-1

Bekämpfung – Vorbeugung

In Ländern der Dritten Welt, speziell der Subsaharazone, verbreiten sich die Taeniasis und die Zystizerkose durch die dort frei gehaltenen Schweine, die direkten Kontakt mit menschlichen Ausscheidungen haben. Eine Bekämpfung der Taeniasis und Zystizerkose beinhaltet Gesundheitserziehung, Hygienemaßnahmen, Fleischbeschau, genügende Fleischerhitzung vor dem Verzehr, abgetrennte Schweinehaltung und Schweineimpfung.

Eine Unterbrechung des Kreislaufs zwischen Tier und Mensch bedarf nach Erfahrungen aus einer Feldstudie in armen und durchseuchten Gebieten (wie Burkina Faso) großer Anstrengungen. Dazu gehört der Bau von Toilettenhäuschen (Latrinen), in denen die menschliche Feces von der Erreichbarkeit durch Schweine abgetrennt ist, und eine “Erziehung” zu ihrer Nutzung. (14) 2017 Jun 1;6(1):95. doi: 10.1186/s40249-017-0308-0.

Verweise

 

Literatur[+]