Die spontan bakterielle Peritonitis (SBP) ist eine Entzündung des Bauchfells (Peritoneum), die auf dem Boden einer Ansammlung von Flüssigkeit (Aszites) ohne erkennbaren Anlass auftritt. In der Regel entsteht sie im Rahmen einer Leberzirrhose mit Pfortaderhochdruck (portaler Hypertension). (1)Hepat Med. 2019 Jan 14;11:13-22. DOI: 10.2147/HMER.S164250. Die Prävalenz einer SBP lag in einer Untersuchung bei 27 % von hospitalisierten Patienten mit Leberzirrhose. (2)Dig Liver Dis. 2018;50(1):2–3, DOI: 10.11604/pamj.2013.15.128.2702
Inhaltsverzeichnis
Entstehung
Als Hypothese der spontan bakteriellen Peritonitis wird favorisiert, dass Bakterien die Darmwand durchwandern und entweder direkt in vorbestehenden Aszites gelangen oder indirekt über die Lymphwege und die Blutbahn den Aszites infizieren. Bakterien lassen sich nicht immer nachweisen (bis etwa 10 %). Darunter sind am häufigsten E. coli und gram-positive Kokken, seltener Klebsiellen und andere Bakterien.
Assoziation mit Leberkrankheiten
Eine griechische Zusammenstellung fand als Ursachen bei 77 Patienten 38-mal eine alkoholbedingte Zirrhose, 17-mal eine virale Hepatitis, 6-mal eine nicht-alkoholische Steatohepatitis, 6-mal eine autoimmune Lebererkrankung und 10-mal eine kryptogene Zirrhose. Ein hepatozelluläres Karzinom (HCC) lag bei 23 (29,9 %) und eine Pfortaderthrombose bei 10 (13 %) vor. (3)Ann Gastroenterol. 2022 Jan-Feb;35(1):80-87. DOI: 10.20524/aog.2021.0674.
Klinik
Aszites ist bei der spontan bakteriellen Peritonitis in der Regel bereits klinisch, jedoch fast immer sonographisch nachweisbar. Er ist therapeutisch schlecht oder nicht effektiv ausschwemmbar, da die Entzündung zu ständig neuer Aszitesproduktion veranlasst. Oft kommt es unter der dadurch forcierten Bemühung einer medikamentösen Diurese zu einem Kreatininanstieg. Bauchschmerzen und Fieber sind eher selten. Der durch Punktion gewonnene Aszites wird diagnostisch untersucht (s. u.) und erlaubt die Diagnosestellung.
Während einer Episode mit einer SBP besteht ein hohes Risiko einer Verschlechterung der vorbestehenden Leberkrankheit, sodass z. B. eine Zunahme der Aszitesbildung, eine Niereninsuffizienz (hepatorenales Syndrom) und eine hepatische Enzephalopathie zu gewärtigen sind.
Diagnostik
Aszitesnachweis; Punktion: Nachweis von > 250 Neutrophilen pro µl. Eine Probe wird zur bakteriologischen Untersuchung verwendet. Oft Nachweis gram-negativer Bakterien (Colibakterien). In einer Untersuchung (Nigeria) waren 33 % Gram-positive Bakterien (davon 60& Streptokokken, 40% Staphylococcus aureus). (4)Pan Afr Med J. 2013 Aug 9;15:128. DOI: 10.11604/pamj.2013.15.128.2702. Erstellung eines Antibiogramms.
→ Weiteres siehe unter Asizites Diagnostik.
Komplikationen
- Niereninsuffizienz: für sie gibt es verschiedene Erklärungsmöglichkeiten; zu beachten sind beispielsweise eine Nephritis (z. B. IgA-Nephritis) oder eine Verminderung des zentral wirksamen Kreislaufvolumens (z. B. bei zu starker diuretischer Therapie).
- Hepatorenales Syndrom: es kommt durch einen starken Gefäßspasmus der Nierenarterien zustande, der sich medikamentös nicht gut behandeln lässt; daher ist eine Vorbeugung (z. B. durch Vorbeugung einer zu starken Ausschwemmung und einer Hypotonie) besonders wichtig
Therapie
- Diuretika: Spironolacton bei Leberzirrhose, Schleifendiuretika
- Paracentese: Bei massivem Aszites muss eine Paracentese in Betracht gezogen werden, d. h. eine Aszitespunktion mit Ablassen von großen Flüssigkeitsmengen (z. B. 3 – 5 Liter, ggf. mit Albuminersatz intravenös).
- Antibiotika: Cephalosporine der dritten Generation werden empfohlen; Levofloxacin gilt als Alternative. Bei nosokomial, d. h. im Krankenhaus aufgetretener SBP ist Piperazillin plus Tazobactam eine Behandlungsmöglichkeit. Eine Albumin-Supplementierung durch Infusion kann den Erfolg unterstützen. (5)Aliment Pharmacol Ther. 2015 Jun;41(11):1116-31. DOI: 10.1111/apt.13172. Eine Möglichkeit ist Cefotaxim 2 – 3 × 2 g/Tag, bei rezidivierenden spontan bakteriellen Peritonitis ggf. Rezidivprophylaxe mit z. B. 400 mg / Tag Norfloxacin.
Prognose
Aszites bei Leberzirrhose ist prognostisch per se ungünstig. Die Letalität ist besonders hoch, wenn eine spontan bakterielle Peritonitis oder Diuretikaresistenz eintritt und sich ein hepatorenales Syndrom entwickelt. Nach einer ersten SBP-Episode wird das Überleben nach 1 Jahr um 40 % angegeben. (6)J Hepatol. 2006 Jan;44(1):217-31. DOI: 10.1016/j.jhep.2005.10.013.
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Verweise
Literatur