Miserere – Koterbrechen

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Allgemeines

Miserere bedeutet Koterbrechen. Es ist ein Symptom eines tiefsitzenden Darmverschlusses (Dünndarmileus, smal bowel obstruction, SBO), bei dem bereits Angedautes erbrochen wird. Radiologisch diagnoseweisend ist das „small bowel feces sign“, das die Ursache eines anamnestisch übelriechenden Erbrochenen und die Dringlichkeit einer möglicherweise erforderlichen operativen Behandlung erkennen lässt. 1 2

Ursachen

Ursachen solch eines Ileus können ein inkarzerierte Hernie, ein Dünndarmvolvulus, eine Darmstrangulation durch eine Bride oder eine Invagination (Einstülpung) einer Darmschlinge sein.

Begleitende Symptome und Befunde

Bei einem vollständigen Darmverschluss treten oft Fieber, niedriger Blutdruck (Hypotension) und starke, meist bereits peritonitische Bauchschmerzen auf.

Unter den Laborwerten weist eine Erhöhung des Laktatspiegels über > 1.16 mmol/l auf eine Unterbrechung der Blutversorgung hin. 3

Diagnostik

Die Ursache kann durch bildgebende Verfahren, wie vor allem eine Computertomographie (CT) und eine Ultraschalluntersuchung (Sonographie des Abdomens) geklärt werden 4.

Eine Computertomographie (CT) des Bauchraums kann bei starker Darmgasentwicklung (Meteorismus) und Adipositas Vorteile gegenüber der Ultraschalluntersuchung haben und relativ rasch und sicher zur Diagnose führen. Diagnostisch von Bedeutung ist das „small bowel feces sign“: Materialteilchen (der Nahrung) vermischt mit Gasblasen in erweiterten Dünndarmschlingen. 2 In einer retrospektiven Untersuchung an 35 Patienten mit klinischem Verdacht auf SBO (small bowel obstruction) wurde bei 25 ein SBO tatsächlich nachgewiesen, und bei zehn Patienten nicht. Die Gesamtsensitivität, Spezifität und Genauigkeit Schnittbildern betrug 96 %, 100 % bzw. 97 %. 5

Eine CT-Untersuchung kann helfen, eine dringende Operationsindikation zu stellen. Aber die klinischen Kriterien (Symptome und Untersuchungsbefunde) rechen in der Regel bereits aus, um die Notwendigkeit einer Operation festzustellen. 6

Therapie

  • Bei Miserere ist eine klinische und intensivmedizinische Behandlung indiziert. Die Therapie umfasst einen intravenösen Flüssigkeitsersatz, eine Schmerzbehandlung und im indizierten Fall eine operative Behandlung.
  • Eine nasogastrale Sonde ist bei erheblicher Dehnung und Erbrechen angezeigt, um den Überdrück im Magendarmkanal durch Flüssigkeitssekretion und Darmgasbildung abzulassen und so Erbrechen zu verhindern.
  • Wenn sich die Symptomatik durch Lagewechsel oder andere Maßnahmen nicht löst, und wenn eine Darmabschnürung mit irreversibler Schädigung und Nekrose droht, sollte so rasch wie möglich eine operative Exploration erfolgen. 7

Eine postoperative adhäsive Dünndarmobstruktion ist eine bedeutende Untergruppe eines Dünndarmileus, der zu Miserere führen kann. Bei ihm ist der Erfolg einer konservativen, nicht-operativen Therapie relativ hoch. In eine Auswertung brauchten 78 % der Patienten mit SBO nicht umgehend operativ behandelt zu werden.  Allerdings wurden 36,0 % im Verlauf operiert. Bei 10,0 % wurde eine Dünndarmresektion erforderlich. 8


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Verweise

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Referenzen

  1. Abdom Radiol (NY). 2016 Apr;41(4):794-5[]
  2. Acta Radiol Short Rep. 2014 Jul 30;3(7):2047981614540142. doi: 10.1177/2047981614540142[][]
  3. Surg Today. 2021 Aug;51(8):1261-1267. DOI: 10.1007/s00595-020-02213-1[]
  4. J Emerg Med. 2019 Feb;56(2):166-176. DOI: 10.1016/j.jemermed.2018.10.024[]
  5. J Med Assoc Thai. 2009 Dec;92(12):1651-61.[]
  6. JAMA Netw Open. 2023 Nov 1;6(11):e2341376. doi: 10.1001/jamanetworkopen.2023.41376.[]
  7. J Emerg Med. 2019 Feb;56(2):166-176. DOI: 10.1016/j.jemermed.2018.10.024.[]
  8. Int J Colorectal Dis. 2023 Sep 5;38(1):224. doi: 10.1007/s00384-023-04512-8[]