Milch als Risikofaktor für Krankheiten

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Allgemeines

Milch gilt als gesund. Für Säuglinge ist Muttermilch unentbehrlich. Sie wirkt auf vielfältige Weise wachstumsfördernd und günstig auf das Immunsystem. Bei Erwachsenen jedoch ist dauerhafter Konsum von Kuhmilch differenziert und kritisch zu betrachten.

Epidemiologische Studien weisen eine Korrelation zwischen Kuhmilchkonsum und Akne vulgaris, Typ-2-Diabetes, Prostatakrebs, Brustkrebs, Leberkrebs, Lymphom-Krankheiten, neurodegenerative Krankheiten und Gesamtmortalität auf. 1 Die zugrunde liegenden Pathomechanismen beinhalten die in der Milch vorhandenen Wachstumsfaktoren und eine Stimulierung des mTORC1-Signalwegs.

Andererseits beinhaltet Kuhmilch in großer Menge MikroRNA, welche auch günstige Effekte, z. B. bezüglich Schutz vor Brust- und Darmkrebs, auf. Sie beinhaltet damit auch therapeutisches Potenzial.

→ Zu Milch siehe hier

Kuhmilch und Zivilisationserkrankungen

Westliche hochkalorische Ernährung zusammen mit anhaltendem Milchkonsum über das Kindesalter hinaus wird als wesentliche Ursache für die große Zivilisationskrankheit, den Diabetes mellitus, angesehen. Die ständige zusätzliche Stimulierung der Insulinproduktion durch Faktoren der Milch (verzweigtkettige Aminosäuren und mikroRNA)kann zu einer beschleinigten Erschöpfung der Insulinproduktion führen, besonders bei Menschen einem metabolischen Syndrom.

Es wird daher geraten, dass vor allem Diabetes-gefährdete Menschen, auf Milchkonsum verzichten. Auch zu anderen Zivilisationserkrankungen, wie der Adipositas, dem arteriellen Hypertonus und der Akne bestehen krankheitsfördernde (pathogenetische) Verbindungen. Dabei spielt eine Dauerstimulation des m-TORC1-Weges die Hauptrolle. 2

Milch als Risikofaktor für Krebs?

Der Einfluss von Kuhmilch auf die Krebsentstehung ist unterschiedlich zu betrachten. 3

Milch fördert Prostatakrebs

Faktoren der Kuhmilch fördern die Zellproliferation und bedeuten für Kleinkinder einen physiologischen Stimulus für Wachstum (siehe hier). Für Erwachsene jedoch gilt der ständige Wachstumsstimulus als ein potenzieller Risikofaktor für Krebskrankheiten. Der Mechanismus beinhaltet zentral den mTORC1-Stoffwechselweg, der ein zentraler Schalter für die Zellproliferation darstellt.

Die anhaltende Überstimulierung der Wachstumsfaktoren wird als Ursache für das bei Milchtrinkern erhöhte Risiko für Prostatakrebs angesehen. 4 Die in Kuhmilch vorhandene mikroRNA miR-21 gilt als Onkogen und Risikofaktor für das Nierenzellkarzinom 5 und das Prostatakarzinom. 6

Milch senkt das Risiko für Darmkrebs und Brustkrebs

Andererseits wird moderater Milchkonsum mit einem vermindertem Risiko für Blasenkrebs in Zusammenhang gebracht, in einer Arbeit um 16 %. 7 Bei hohem Verbrauch von Vollmilch wurde dagegen ein erhöhtes Risiko für Blasenkrebs (+21%) gegenüber niedrigem Verbrauch festgestellt. 8

Auch andere Krebsarten werden durch Milchkonsum eher zurückgedrängt. 9 Es wurde festgestellt, dass

  • das Risiko für Darmkrebs in der Gruppe derjenigen, die Milch vertragen, um 5 % niedriger war als in der Gruppe derjenigen mit Milchunverträglichkeit.
  • das Risiko für Blasenkrebs und das Mammakarzinom etwa gleich hoch wie in der Kontrollgruppe lag.
  • das Risiko für Prostatakrebs in einer Studiengruppe etwa gleich hoch, das in einer anderen (der Studiengruppe des FinnGen Konsortiums) um 7 % höher als in der Gruppe derjenigen mit Milchunverträglichkeit lag.

Der schützende Effekt auf bestimmte Krebsarten wird auf die in der Milch in hoher Konzentration enthaltenen MikroRNA zurückgeführt. Ihnen wird therapeutisches Potenzial zugesprochen. 10

Verweise

Referenzen

  1. Biomolecules. 2021 Mar 9;11(3):404. DOI: 10.3390/biom11030404[]
  2. Nutr J. 2013 Jul 25;12:103. doi: 10.1186/1475-2891-12-103[]
  3. Biomolecules. 2021 Mar 9;11(3):404. DOI: 10.3390/biom11030404 []
  4. J Nutr. 2013 Feb;143(2):189-96[]
  5. PLoS One. 2012;12:e37366. doi: 10.1371[]
  6. Nutr Metab (Lond). 2012 Aug 14;9(1):74. doi: 10.1186/1743-7075-9-74. PMID: 22891897; PMCID: PMC3499189.[]
  7. Nutr Cancer. 2011 Nov;63(8):1263-71. doi: 10.1080/01635581.2011.614716. Epub 2011 Nov 1. PMID: 22043867.[]
  8. Adv Nutr. 2019 May 1;10(suppl_2):S224-S238. doi: 10.1093/advances/nmy119. PMID: 31089737; PMCID: PMC6518155.[]
  9. BMC Med. 2020 Dec 2;18(1):370. doi: 10.1186/s12916-020-01839-9[]
  10. Int J Mol Sci. 2020 Oct 3;21(19):7327. DOI: 10.3390/ijms21197327[]