Lambert-Eaton-Syndrom

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Das Lambert-Eaton-Syndrom (engl.: Lambert-Eaton myasthenic syndrome (LEMS) ) ist eine seltene, immunvermittelte neuromuskuläre Erkrankung mit allgemeiner Muskelschwäche, die häufig als Paraneoplasie bei Tumoren, am häufigsten beim kleinzelligen Bronchialkarzinom (small cell lung carcinoma (SCLC)), auftritt.


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Entstehung

Beim Lambert-Eaton-Syndrom sind Autoantikörper gefunden worden, die für die Pathogenese verantwortlich sein sollen.

  • In den meisten Fällen (ca 85%) liegen Autoantikörper gegen Kalziumkanäle (gegen den präsynaptischen spannungsabhängigen Cav2.1-Calciumionenkanal) an den Synapsen zwischen Nerven und Muskulatur vor. Die dadurch verminderte Freisetzung von Acetylcholin (ACh) aus den Nervenenden verhindert eine normale Muskelkontraktion.
  • Häufig sind zudem solche gegen SOX1 und den M1-Typ muskarinischer Acetylcholinrezeptoren der Synapsen nachweisbar. (1)Brain Nerve. 2010 Apr;62(4):419-26

SOX1-Antikörper lassen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit auf ein zugrunde liegendes kleinzelliges Bronchialkarzinom schließen. (2)Clin Oncol. 2009 Sep 10;27(26):4260-7 (3)Neurology. 2008 Mar 18;70(12):924-8

Die durch Antikörper bedingte Hemmung der Freisetzung von Acetylcholin an den Synapsen, führt zu einer motorischen Funktionsstörung. Dies erklärt die beim Lambert-Eaton-Syndrom zu beobachtende Schwäche der Skelettmuskulatur (s.u.).

Symptomatik

Das Lambert-Eaton-Syndrom tritt selten vor dem 30. Lebensjahr auf. Im Vordergrund stehen trockener Mund, Obstipation, Ptosis der Augenlider, Areflexie, Ataxie (selten liegt eine cerebelläre Degeneration vor) und zunehmende Schwäche der stammnahen Muskulatur mit Gangstörungen.

Diagnostik

Die LEMS-Diagnose beruht auf dem klinischen Bild einer proximalen Muskelschwäche und dem Fehlen von Sehnenreflexen. Zudem gibt es Anzeichen einer autonomen Dysfunktion mit Fehlfunktionen des Magendarmtrakts. Beweisend sind immunologische Tests (Anti-VGCC-Antikörper-Assay) und elektrophysiologischen Studien (Nachweis eines präsynaptischen Defekts der neuromuskulären Übertragung). (4) 2017 Sep;96(38):e7839. doi: 10.1097/MD.0000000000007839.

Die wichtigste Differenzialdiagnose ist die Myasthenia gravis. Sie ist eine postsynaptische Störung der Erregungsübertragung auf den Muskel. Bei ihr sind Anti-Acetylcholinrezeptor-Antikörper (AchR-Antikörper) mit hoher Sensitivität bis zu 95% und einer Spezifität von praktisch 100% positiv. Sie fehlen beim Lambert-Eaton-Syndrom.

Bei Lambert-Eaton-Syndrom sind dagegen Auto-AK gegen Kalziumkanäle (VGCC) in 80-90 % positiv.

Wenn ein LEMS nachgewiesen ist, wird eine Tumorsuche notwendig (siehe hier). Es gibt jedoch auch eine Form, die als reine, nicht tumorassoziierte Autoimmunkrankheit gilt.

Therapie

Das nicht tumorassoziierte LAMS ist schwierig zu behandeln. Am effektivsten haben sich Aminopyridine erwiesen. Sie verstärken die Freisetzung von ACh an den Synapsen (durch Blockade der spannungsaktivierte K + -Kanäle) und verbessern so die neuromuskuläre Übertragung. Die Substanz 3,4-Diaminopyridinphosphat (3,4-DAPP) hat den Vorteil, dass sie kaum in das Gehirn eindringt und daher zu nur wenigen neurologischen Nebenwirkungen (speziell Krampfanfällen) führt. Es ist als Medikament für seltene Erkrankungen (“Firdapse”) erhältlich. (5) 2017 Sep;96(38):e7839. doi: 10.1097/MD.0000000000007839.

Die Therapie des tumorassoziierten Lambert-Eaton-Syndroms besteht zudem in der Chemotherapie des zugrunde liegenden Tumors. Bei mangelhaftem Ansprechen kann in vielen Fällen laut Studienergebnissen eine symptomatische Besserung durch den Kalium-Kanal-Blocker 3,4-Diaminopyridin (3,4-DAP) (s.o.) erwartet werden. (6)Curr Med Res Opin. 2010 Jun;26(6):1363-75 Auch intravenöse Applikation von Immunglobulinen erhöhen die Muskelkraft. (7)Cochrane Database Syst Rev. 2005 Apr 18;(2):CD003279

Verweise

 


Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).


 

Literatur[+]