Allgemeines
Die Kapselendoskopie (engl.: capsule endoscopy) ist eine Methode zur Besichtigung des Verdauungstraktes mithilfe einer in einer kleinen Kapsel untergebrachten Kamera. Die Endoskopiekapsel sendet ihre Bilder kontinuierlich an einen Empfänger, der auf dem Körper getragen wird (PillCam: Kamera in Form einer Kapsel) und anschließend ausgelesen werden kann.
Solange die Kapsel nahen Kontakt zur Schleimhaut hat, sind gute Bilder erwartbar. Beeinträchtigt wird die Aussagefähigkeit durch eine zu rasche Passage der Kapsel über eine auffällige Stelle, und durch Magen-/Darminhalt.
Hauptindikation für eine Kapselendoskopie-Untersuchung ist der Dünndarm. Aber durch Fortschritte in der Technik können auch Aussagen getroffen werden zur Speiseröhre (Ösophagus) (z. B. zur Klärung von Ösophagusvarizen 1 2 ) oder zum Dickdarm (Kolon) 3, der jedoch zuvor durch Abführmaßnahmen gereinigt werden muss.


Nicht sind immer alle Strukturen zu erkennen. Dies ist aus dem Befund zu schließen, dass die Hauptpapille des Gallengangs (Papilla maior) in kaum 50 % der Fälle gesehen wird 4. Die neueren Entwicklungen zeigen eine verbesserte diagnostische Rate von Gefäßmissbildungen, die praktisch alle erkannt werden 5.
Wenn abklärungswürdige Anomalien durch die Kapselendoskopie entdeckt werden, können neue Techniken der Ballonenteroskopie häufig auch entfernt liegende Schleimhautbezirke erreichen, sodass beispielsweise Biopsien oder eine Laserkoagulation möglich geworden sind.
Kolonkapsel-Endoskopie
Die PillCam Colon2 (CCE-2) besitzt ein breiteres Gesichtsfeld als die PillCam erster Generation und zudem zwei hochauflösende Kameras mit jeweils 172° Betrachtungswinkeln. Eine Studie zeigte, dass das es eine signifikant höhere Sensitivität bei der Erkennung von Dickdarmläsionen aufwies. Inzwischen ist seine diagnostische Bedeutung bei chronische entzündlichen Darmkrankheiten gut dokumentiert. Die Ergebnisse stimmten in hohem Maße mit den Scores bzgl. Krankheitsaktivität überein, sodass diese minimalinvasive Methode alternativ für diagnostische Zwecke infrage kommt. 6
Indikationen
- Suche von verborgenen Blutungsquellen oder eines Tumors, insbesondere in Bereichen, die der konventionellen Endoskopie (Gastroskopie, Koloskopie) nicht oder nur schwer zugänglich sind, wie im mittleren und unteren Teil des Dünndarms,
- Ausbreitungsdiagnostik beim Morbus Crohn (alternativ oder ergänzend zum MR-Sellink),
- Untersuchung des Intestinaltrakts bei Kontraindikationen oder Ablehnung der konventionellen Endoskopie durch den Patienten.
Komplikationen
Insgesamt sind Komplikationen sehr selten.
Die Hauptkomplikation betrifft eine Darmverengung (Stenose): Obwohl die Kapsel relativ groß ist, kann sie ähnlich einer großen Medikamentenkapsel in der Regel gut geschluckt werden. Sie löst sich jedoch allerdings nicht im Darmkanal auf und kann an einer höhergradigen Engstellung (Stenose, z. B. beim Morbus Crohn) hängen bleiben und zum Darmverschluss (Ileus) führen. Bei einem symptomatischen Morbus Crohn sollte eine solch enge Stenose vor einer Kapseluntersuchung weitgehend ausgeschlossen sein. Eine in einer Stenose stecken gebliebene Kapsel muss operativ entfernt werden. Dies ist nicht unbedingt nachteilig, wenn die Stenose sowieso operativ angegangen werden muss. Eine entsprechende vorherige Aufklärung ist erforderlich.
Entwicklungen
Die Auswertung der Videosequenzen einer Dünndarmpassage ist zeitaufwändig. Um sie zu automatisieren, werden Bilderkennungsalgorithmen der KI („künstliche Intelligenz“) entwickelt und angewendet, die eine mindestens ebenso gute Detektion z. B. von Angiodysplasien, Entzündungen, Polypen und Tumoren wie der menschliche Untersucher gewährleisten. Erste Untersuchungen zeigen, dass nach Training der Systeme eine sehr hohe Akkuratheit, Spezifität und Sensitivität erreicht werden kann. 7 8
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Verweise
Weiteres
- Endoscopy. 2006 Jan;38(1):31-5[↩]
- Endoscopy. 2006 Jan;38(1):36-41[↩]
- Ther Adv Gastrointest Endosc. 2021 Mar 23;14:26317745211001983. doi: 10.1177/26317745211001983.[↩]
- World J Gastroenterol. 2016 Mar 14;22(10):3066-8. doi: 10.3748/wjg.v22.i10.3066.[↩]
- DEN Open. 2022 Jun 12;3(1):e134. doi: 10.1002/deo2.134[↩]
- Diagnostics (Basel). 2022 Jan 8;12(1):149. DOI: 10.3390/diagnostics12010149[↩]
- Gastrointest Endosc. 2021 Jan;93(1):165-173.e1. DOI: 10.1016/j.gie.2020.04.080[↩]
- BMJ Open Gastroenterol. 2021 Sep;8(1):e000753. DOI: 10.1136/bmjgast-2021-000753[↩]