Die Bilharziose (syn: Schistosomiasis) ist eine häufige Infektionskrankheit der Leber, die in den Tropen und Subtropen (im Nahen Osten, in Südostasien, Lateinamerika und in Afrika südlich der Sahara) vorkommt und unbehandelt in eine Leberzirrhose übergehen kann. Zwischenwirt der Erreger ist eine Wasserschnecke. Eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung gibt es nicht. Die Behandlung ist schwierig. Das wirksamste Mittel ist Praziquantel. Neue Medikamente und Impfseren sind in Entwicklung. 1
Die Bilharziose, die weit verbreitet ist, wird durch das Eindringen infektiöser Larven in die Haut erworben, die von Süßwasserschnecken freigesetzt werden.
Erreger und Infektionsweg
Auslöser der Bilharziose ist der bis zu 2 cm lange Pärchenegel (Schistosoma), von dem es verschiedene Arten in Afrika, Südostasien, Süd- und Mittelamerika gibt.
Die Infektion beim Menschen beruht auf vorwiegend auf
- Schistosoma mansoni und S. japonicum: sie verursachen eine Schistosomiasis des Darms und der Leber und
- S. haematobium: es verursacht eine urogenitale Erkrankung.
Die Infektion erfolgt durch Baden in verseuchten Gewässern über Zerkarien (Larvenform der Egel). Diese stammen von einem Zwischenwirt, einer Wasserschnecke, in denen sich eine Vorform (Sporozoiten) ungeschlechtlich vermehrt. Die Zerkarien dringen durch die Haut in Blut und Lymphe, gelangen zur Leber und entwickeln sich dort im Zeitraum von etwa 50 Tagen zu Würmern. Die Würmer verbreiten sich im Körper und besiedeln – je nach Art des Erregers (s. o.) – vorwiegend die Darmwand, die Leber und die Harnblase bzw. den Urogenitaltrakt. Sie sondern ihre Eier in den Darm, das Pfortaderblut und den Urin ab. Die Eier gelangen wieder über Exkremente in Gewässer und entwickeln sich dort über Zwischenstadien (u. a. wieder in Schnecken als Zwischenwirte) erneut zu Zerkarien. Eine Infektion von Mensch zu Mensch gibt es nicht.
Entstehung einer Leberzirrhose
Die mit dem Pfortaderblut in die Leber gelangenden Eier rufen eine chronische granulomatöse Entzündung in den Portalfeldern hervor. Das Lebergewebe vernarbt; es findet sich histologisch eine portale und periportale Fibrose, die sich im Laufe der Zeit zu einer Zirrhose (narbige Schrumpfleber) weiterentwickelt. Dabei erhöht sich der Widerstand für das Pfortaderblut (präsinusoidal: noch vor Eintrittt des Bluts in die Leberläppchen) und es kommt zu einem Pfortaderhochdruck (portale Hypertension) mit allen Komplikationen.
Diagnostik
Die Diagnostik kommt i. A. durch besondere Beschwerden in Gang. Bei der Darmform sind es Bauchschmerzen und Durchfall, mit oder ohne Blut, sowie in späten Stadien eine Leberzirrhose, eine portale Hypertonie, Splenomegalie und Varizenblutungen. Bei der urogenitalen Form sind es eine Dysurie und Hämaturie, oder Komplikationen, wie ein Nierenversagen oder ein Plattenepithelkarzinom der Harnblase.
Mikrobiologie
In der Frühphase erfolgt der Nachweis über die Eier im Stuhl und in der Rektumschleimhaut, bzw. im Urin.
Histologie
Zum Nachweis eines Leberbefalls wird i. d. R. eine Leberpunktion erforderlich. Charakteristisch ist der histologische Nachweis eosinophiler und epitheloidzelliger Granulome, anfangs noch ohne Vernarbung (Fibrose), später mit ausgeprägter Fibrose in den Portalfeldern.
Therapie
Praziquantel gilt als Goldstandard der Therapie. 2 Bei einigen Formen wirkt auch Oxamniquin. 3 1
Mithilfe von Praziquantel wird versucht, bereits bei Vorschulkindern und Schulkindern der Subsaharazone, das Risiko einer Infektion in den Griff zu bekommen. 4 5 6
Praziquantel tötet nicht die sich entwickelnden Schistosomen ab und es verhindert keine Wiederinfektion. Zudem kann seine dauerhafte Verwendung zu resistenten Parasiten führen. Daher werden neue Medikamente und die Möglichkeit einer Impfung geprüft. Durchschlagende Erfolge stehen jedoch noch aus. 7 8 9
Neue Mittel, u. a. auf der Basis des Animalariamittels Mefloquin, sind in Entwicklung. 10
Die Behandlung der fortgeschrittenen Bilharziose besteht im Wesentlichen in der Beherrschung der Komplikationen einer Leberzirrhose und einer portalen Hypertension.
→ Auf facebook informieren wir Sie über Neues und Interessantes!
→ Verwalten Sie Ihre Laborwerte mit der Labor-App Blutwerte PRO – mit Lexikonfunktion.
Verweise
Referenzen
- Lancet. 2025 Feb 22;405(10479):658-670. doi: 10.1016/S0140-6736(24)02814-9.[↩][↩]
- Mol Biochem Parasitol. 2014 Jun;195(1):23-9. doi: 10.1016/j.molbiopara.2014.06.002.[↩]
- Int J Parasitol. 2016 Jun;46(7):417-24. doi: 10.1016/j.ijpara.2016.03.006.[↩]
- Parasit Vectors. 2016 Sep 30;9(1):528.[↩]
- PLoS Negl Trop Dis. 2018 Jul 6;12(7):e0006636. doi: 10.1371/journal.pntd.0006636.[↩]
- Lancet. 2013 Feb 2;381(9864):413-8. doi: 10.1016/S0140-6736(12)61812-1.[↩]
- PLoS Negl Trop Dis. 2018 Dec 7;12(12):e0006968. doi: 10.1371/journal.pntd.0006968. eCollection 2018 Dec.[↩]
- Parasit Vectors. 2018 Dec 27;11(1):668. doi: 10.1186/s13071-018-3268-8.[↩]
- Infect Dis Poverty. 2017 Mar 28;6(1):74. doi: 10.1186/s40249-017-0286-2.[↩]
- Medchemcomm. 2018 Oct 10;9(11):1905-1909. doi: 10.1039/c8md00396c.[↩]