Auerstäbchen (engl.: Auer rod) sind sich blau anfärbende, basophile längliche Plasmaeinschlüsse, die sich im Differenzialblutbild in Blasten verschiedener Leukämieformen, insbesondere einer akuten myeloischen Leukämie, erkennen lassen und gelten da als prognostisch günstiges Zeichen. Sie wurden zuerst 1906 von John Auer beschrieben. 1 Stäbchen dieser Art sind auch bei einer refraktären Anämie mit Blastenexzess ohne aperte Leukämie 2 nachgewiesen.
Die Untersuchung dieser Einschlüsse in Zellen einer akuten Leukämie ergab eine Kristallstruktur 3 mit 3 Typen, die eine kristalline, hexagonale tubuläre, eine regulär gemusterte lineare oder eine Form mit großen Inklusionen kleiner Mikrostäbchen aufwiesen. Es wird daher geschlossen, dass die Herkunft der Stäbchen unterschiedlich ist. 4
Diagnostische und prognostische Bedeutung
Bei einer akuten myeloischen Leukämie im Kindesalter zeigte sich, dass das Vorliegen von Auerstäbchen in den Subtypen M1 (47 %), M2 (78 %) und M4 (47 %) relativ häufig vorkamen, im Subtyp M5 mit monozytärer Differenzierung dagegen mit 5% selten. In einer Studie waren die Remissionsrate und -dauer bei Auer-Positivität höher. Auer-Negativität wurde als eher schlechtes prognostisches Zeichen angesehen. 5 Auch andere Studien wiesen eine günstige prognostische Aussagekraft von Auerstäbchen bei einer AML nach. In einer wurde eine positive Korrelation zwischen ihrem Nachweis und jungem Alter sowie höherem Differenzierungsgrad der Leukämiezellen aufgezeigt. 6
Auerstäbchen wurden in einigen Fällen einer AML auch in „Fresszellen“ gefunden. Es handelt sich dabei um Überbleibsel von in Makrophagen/Histiozyten aufgenommenen zytoplasmatischer Fragmente von Blasten. 7 8
Eine Überprüfung von Knochenmarkausstrichen von Kindern mit akuter myeloischer Leukämie ergab, dass 10 von 50 (20%) mit AML M2, aber keiner mit Non-M2-AML diese Stäbchen aufwies. Laut den Autoren stützt diese Beobachtung das Konzept, dass bei AML zumindest einige der reifen myeloischen Zellen am Leukämieprozess beteiligt sind. 9
Auer-ähnliche Einschlüsse
Auer-ähnliche Stäbchen sind mehrfach beschrieben worden, so bei einem multiplen Myelom 10 11 oder eine prolymphozytischen B-Zell-Leukämie 12 gefunden worden. Elektronenmikroskopische Untersuchungen lassen diese Auer-ähnlichen Strukturen als geschwollene Mitochondrien oder Immunglobuline identifizieren. 13
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Verweise
Referenzen
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