Die allogene Stammzelltransplantation (eng.: allogeneic haemopoietic stem-cell transplantation, allo-HSCT; früher: allogene Knochenmarktransplantation) ist ein vom Prinzip her kuratives Therapieverfahren, bei dem Stammzellen des roten Knochenmarks eines Spenders auf einen Empfänger übertragen werden, um eine hämatologische Krankheit zu heilen. (1)Stem Cells Transl Med. 2021 Nov;10 Suppl 2(Suppl 2):S41-S47. DOI: 10.1002/sctm.20-0481
Inhaltsverzeichnis
Voraussetzung: passender Spender
Wichtigste Voraussetzung für eine allogene Stammzelltransplantation ist eine weitgehende Übereinstimmung der Stammzell-Merkmale, die der Körper als „eigen“ erkennen kann. Solch eine Voraussetzung ist bei einer autologen Transplantation, bei der der Empfänger auch der Spender ist, per se gegeben. Für eine allogene Spende dagegen muss oft erst ein geeigneter Spender gesucht werden, wenn nicht ein eineiiger Zwilling als Spender zur Verfügung steht. Auch Nabelschnurblut ist eine wertvolle Stammzellquelle. Die Wahrscheinlichkeit, innerhalb der Familie einen geeigneten Spender zu finden, soll nur etwa 25 – 30 % betragen. Um die Chance zu erhöhen, kann man sich an die Datenbank des Zentralen Knochenmarkspenderregisters Deutschland ZKRD wenden.
Um eine effektive Transplantation durchführen zu können, werden die Transplantate voruntersucht. Der Großteil der HSCs (hämatopoetische Stammzellen) ist positiv auf CD34. Es wird auf 0,5 % bis 5 % der menschlichen Knochenmarkszellen exprimiert. Eine Anreicherung dieser Zellen jedoch führte zu einer Erhöhung des Risikos von Infektionen nach der Transplantation. Die Forschung befasst sich mit dem Problem der Spender-T-Zellen in Transplantaten. Einerseits erleichtern sie das Angehen der HSC und fördern den Neuaufbau des Immunsystems; andererseits fördern sie eine Graft-versus-Host-Reaktion (GvHD). (2)Blood Adv. 2017;1(27):2799‐2816. 10.1182/bloodadvances.2017004317
Indikationen
Die allogene hämatopoetische Stammzelltransplantation ist häufig indiziert bei myeloproliferative Erkrankungen, Leukämie, malignen Lymphomen und dem myelodysplastischen Syndrom. (3)Blood Res. 2013 Sep;48(3):178-84
Mesenchymale Knochenmarkstammzellen scheinen sich zur Therapie der Primär biliären Zirrhose zu eignen (siehe hier). (4)Wang L et al. Stem Cells Dev. 2014 Jul 16.
Ablauf
Spender: Für die allogene Knochenmarktransplantation wird dem Spender unter Narkose aus dem Beckenkamm etwa 1 Liter Gemisch aus Knochenmark und Blut entnommen, das anschließend auf Stammzellen aufgearbeitet wird. Auch peripheres Blut kann nach Knochenmarkanregung (durch G-CSF) zur Aufarbeitung von Stammzellen verwendet werden. Es wird durch Apherese-Technik (Stammzellapherese) gewonnen.
Empfänger: Vor Transplantation der Stammzellen müssen in einer einleitenden Phase der „Konditionierung“ die Tumorzellen durch eine Chemo- und Strahlenbehandlung eliminiert werden. In dieser Phase besteht eine extrem hohe Infektionsgefahr, die durch geeignete Maßnahmen (Abschirmung Antibiose) gemindert wird. Auch eine reduzierte Konditionierung kommt als Maßnahme zur Erhöhung der Überlebenschance in dieser Phase in Betracht. (5) Lancet Oncol. 2012 Oct;13(10):1035-44 Die Transplantation selbst erfolgt wie eine Bluttransfusion durch Infusion der gesammelten Stammzellen in eine Vene. Die Stammzellen finden selbst das Knochenmark, siedeln sich dort ab und bilden dort neue Herde für Blutbildung und Abwehrzellen.
Zur Prophylaxe von Abstoßungsreaktionen (Graft-versus-Host-Reaktion (GVHD)) wird eine medikamentöse Immunsuppression mit Mycophenolat-Mofedil und Tacrolimus verwendet; der Effekt wird durch zusätzliche Gabe von Vorinostat erhöht. (6)Lancet Oncol. 2014 Jan;15(1):87-95
Erneute Auseinandersetzung mit Infektionserregern
Die Körperabwehr allerdings muss sich nach Transplantation erneut mit den Antigenen der Umwelt inklusive der Infektionserreger auseinandersetzen, so dass auch alle Kinderkrankheiten erneut durchgemacht werden.
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Verweise
Literatur