Spontan bakterielle Peritonitis

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Die spontan bakterielle Peritonitis (SBP) ist eine Entzündung des Bauchfells (Peritoneum), die auf dem Boden einer Ansammlung von Flüssigkeit (Aszites) ohne erkennbaren Anlass auftritt. In der Regel entsteht sie im Rahmen einer Leberzirrhose mit Pfortaderhochdruck (portaler Hypertension). 1 Die Prävalenz einer SBP lag in einer Untersuchung bei 27 % von hospitalisierten Patienten mit Leberzirrhose. 2

Pfortaderhochdruck (Portale Hypertonie)

Entstehung

Als Hypothese der spontan bakteriellen Peritonitis wird favorisiert, dass Bakterien die Darmwand durchwandern und entweder direkt in vorbestehenden Aszites gelangen oder indirekt über die Lymphwege und die Blutbahn den Aszites infizieren. Bakterien lassen sich nicht immer nachweisen (bis etwa 10 %). Darunter sind am häufigsten E. coli und gram-positive Kokken, seltener Klebsiellen und andere Bakterien.

Assoziation mit Leberkrankheiten

Eine griechische Zusammenstellung fand als Ursachen bei 77 Patienten 38-mal eine alkoholbedingte Zirrhose, 17-mal eine virale Hepatitis, 6-mal eine nicht-alkoholische Steatohepatitis, 6-mal eine autoimmune Lebererkrankung und 10-mal eine kryptogene Zirrhose. Ein hepatozelluläres Karzinom (HCC) lag bei 23 (29,9 %) und eine Pfortaderthrombose bei 10 (13 %) vor. 3

Klinik

Aszites ist bei der spontan bakteriellen Peritonitis in der Regel bereits klinisch, jedoch fast immer sonographisch nachweisbar. Er ist therapeutisch schlecht oder nicht effektiv ausschwemmbar, da die Entzündung zu ständig neuer Aszitesproduktion veranlasst. Oft kommt es unter der dadurch forcierten Bemühung einer medikamentösen Diurese zu einem Kreatininanstieg. Bauchschmerzen und Fieber sind eher selten. Der durch Punktion gewonnene Aszites wird diagnostisch untersucht (s. u.) und erlaubt die Diagnosestellung.

Während einer Episode mit einer SBP besteht ein hohes Risiko einer Verschlechterung der vorbestehenden Leberkrankheit, sodass z. B. eine Zunahme der Aszitesbildung, eine Niereninsuffizienz (hepatorenales Syndrom) und eine hepatische Enzephalopathie zu gewärtigen sind.

Diagnostik

Aszitesnachweis; Punktion: Nachweis von > 250 Neutrophilen pro µl. Eine Probe wird zur bakteriologischen Untersuchung verwendet. Oft Nachweis gram-negativer Bakterien (Colibakterien). In einer Untersuchung (Nigeria) waren 33 % Gram-positive Bakterien (davon 60& Streptokokken, 40% Staphylococcus aureus). 4 Erstellung eines Antibiogramms.

Weiteres siehe unter Asizites Diagnostik.

Komplikationen

  • Niereninsuffizienz: für sie gibt es verschiedene Erklärungsmöglichkeiten; zu beachten sind beispielsweise eine Nephritis (z. B. IgA-Nephritis) oder eine Verminderung des zentral wirksamen Kreislaufvolumens (z. B. bei zu starker diuretischer Therapie).
  • Hepatorenales Syndrom: es kommt durch einen starken Gefäßspasmus der Nierenarterien zustande, der sich medikamentös nicht gut behandeln lässt; daher ist eine Vorbeugung (z. B. durch Vorbeugung einer zu starken Ausschwemmung und einer Hypotonie) besonders wichtig

Therapie

  • Paracentese: Bei massivem Aszites muss eine Paracentese in Betracht gezogen werden, d. h. eine Aszitespunktion mit Ablassen von großen Flüssigkeitsmengen (z. B. 3 – 5 Liter, ggf. mit Albuminersatz intravenös).
  • Antibiotika: Eine SBP (spontan bakterielle Peritonitis) kann eine genügende medikamentöse Ausschwemmung verhindern und erfordert oft eine antibiotische Therapie. Bei symptomlosen ambulant behandelten Patienten kommt in ca. 3,5 % ebenfalls ein Befund mit > 250 Neutrophilen/µl vor, der auf eine bakterielle Peritonitis hinweist. Bei ihnen findet man in weniger als 50 % positive Kulturen, wobei meistens gram-positive Keime vorherrschen. Diese Patienten haben eine deutlich bessere Prognose und profitieren häufig nicht von einer Antibiose. 5 6 Empfohlen werden zur Behandlung einer SBP, die in einer Klinik behandlungswürdig ist, Cephalosporine der dritten Generation; Levofloxacin gilt als Alternative. Bei nosokomial, d. h. im Krankenhaus aufgetretener SBP ist Piperazillin plus Tazobactam eine Behandlungsmöglichkeit. Eine Albumin-Supplementierung durch Infusion kann den Erfolg unterstützen. 7. Wichtig für den Therapieerfolg ist ein optimiertes Protokoll für die Identifizierung der Keime (Kurzkulturmethode) und die Erstellung eines Antibiogramms. 8

Prognose

Aszites bei Leberzirrhose ist prognostisch per se ungünstig. Die Letalität ist besonders hoch, wenn eine spontan bakterielle Peritonitis oder Diuretikaresistenz eintritt und sich ein hepatorenales Syndrom entwickelt. Nach einer ersten SBP-Episode wird das Überleben nach 1 Jahr um 40 % angegeben. 9


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Verweise

Referenzen

  1. Hepat Med. 2019 Jan 14;11:13-22. DOI: 10.2147/HMER.S164250. []
  2. Dig Liver Dis. 2018;50(1):2–3, DOI: 10.11604/pamj.2013.15.128.2702[]
  3. Ann Gastroenterol. 2022 Jan-Feb;35(1):80-87. DOI: 10.20524/aog.2021.0674.[]
  4. Pan Afr Med J. 2013 Aug 9;15:128. DOI: 10.11604/pamj.2013.15.128.2702.[]
  5. Dtsch Arztebl 2000; 97: A 2789-2792[]
  6. Hepatology 2003; 37: 897-901[]
  7. Aliment Pharmacol Ther. 2015 Jun;41(11):1116-31. DOI: 10.1111/apt.13172[]
  8. Microorganisms. 2022 Jun 9;10(6):1188. doi: 10.3390/microorganisms10061188[]
  9. J Hepatol. 2006 Jan;44(1):217-31. DOI: 10.1016/j.jhep.2005.10.013. []