Hepatopathie bei Mukoviszidose

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Eine Leberbeteiligung bei einer zystischen Fibrose (Hepatopathie bei Mukoviszidose) ist relativ häufig. Bei der zystischen Fibrose handelt es sich um eine angeborene Stoffwechselkrankheit, bei der zäher Schleim zu Komplikationen an Lungen, Leber, Nasennebenhöhlen und Darm führt. An der Leber führt zähes Sekret in den Gallenwegen zu einem Gallestau und einer Leberschädigung, die in eine Leberzirrhose münden kann.

→  Zystische Fibrose (Mukoviszidose)
→  Leberzirrhose

Klinik

Erstes Zeichen bei Neugeborenen kann ein Mekoniumileus sein. Klinische Symptome betreffen häufig die Atemwege, die Nasennebenhöhlen, den Verdauungstrakt und die Gallenwege. Die Symptome sind unterschiedlich ausgeprägt. In etwa 40 % ist die Leber betroffen; eine chronische Leberkrankheit ist in etwa 2 – 5 % die Todesursache. (1)Clin Liver Dis. 2019 May;23(2):263-277. DOI: 10.1016/j.cld.2018.12.008

Diagnostik

Erster Hinweis auf die Erkrankung kann ein Mekoniumileus des Neugeborenen sein. Die Erkrankung kann jedoch auch erst in späteren Jahren diagnostiziert werden, beispielsweise, wenn eine Untersuchung wegen chronischem Husten und Schleimauswurf, einer Lebervergrößerung oder einer Gelbsucht durchgeführt wird.

Anlass für eine Untersuchung sollten anhaltende abnorme Leberwerte über 12 Monate, eine klinische Hepatomegalie und/oder Splenomegalie oder Zeichen einer Lebererkrankung in der Ultraschalluntersuchung sein. Wenn der Verdacht auf eine Mukoviszidose im Raum steht, kann eine Elastographie der Leber (shear wave elastography) den Nachweis einer narbigen Leberveränderung (Leberfibrose) ergeben. Auf eine invasive Untersuchung mit Leberpunktion kann verzichtet werden, wenn eine genetische Untersuchung angeschlossen wird und die Diagnose bestätigt. (2)Transl Pediatr. 2021 Nov;10(11):2952-2959. DOI: 10.21037/tp-21-68.

Eine Sicherung der Diagnose kann auch durch die Bestimmung der Chloridkonzentration im Schweiß erfolgen. Sie ist erhöht auf >70 mmol/l, da zwar NaCl sezerniert, jedoch nicht reabsorbiert werden kann.

Therapie

Die Behandlung der Mukoviszidose (zystische Fibrose, CF) ist multimodal. (3)J Transl Med. 2017 Apr 27;15(1):84. DOI: 10.1186/s12967-017-1193-9 Sie beinhaltet eine symptomatische Therapie der NNH- und Lungenerkrankung mit Schleimverflüssigung durch N-Azetylzystein (wenig Effekt) und humane rekombinante DNAse (baut DNA im Schleim ab, wirkt vermutlich besser), eine ausreichend kalorienreiche Kost mit Substitution fettlöslicher Vitamine (A,D,E,K) und von Pankreasenzymen.

Bei einer Lebererkrankung im Rahmen der CF muss mit der Entwicklung einer Leberfibrose und Leberzirrhose gerechnet werden. Bei fortgeschrittener Erkrankung sind daher besondere Maßnahmen zur Vorbeugung und Behandlung der Komplikationen einer Leberzirrhose indiziert. Dazu siehe hier. Auch sind diätetische Maßnahmen zu ergreifen (siehe hier).

Im Endstadium der Lebererkrankung kommt eine Lebertransplantation in Betracht (Effekt: Heilung der Leberkrankheit)

Leber- und Lungentransplantation

Eine Transplantation von Leber und / oder Lunge führt zur Heilung bezüglich der betreffenden Organfunktion. Eine kombinierte Transplantation ist möglich, aber risikoreich. Es wird laut einer australischen statistik ein Überleben nach der Transplantation von 87,5 % nach 30 Tagen, 71,4 % nach 1 Jahr und 42,9 % nach 5 Jahren erreicht. (4)Transplant Proc. 2021 Sep;53(7):2382-2389. DOI: 10.1016/j.transproceed.2021.07.028. Die Mortalität war in einer Datenbank-Auswertung bei einer Lebertransplantation (LTX) höher als bei einer LTX aus anderen Gründen. (5)Dig Dis Sci. 2016 Apr;61(4):1178-85. DOI: 10.1007/s10620-015-3968-2

Gentherapie

Das Gen, dessen Mutationen (Mutationen im CFTR-Gen) zur Mukoviszidose (zystische Fibrose) führen, ist gut bekannt. Es werden verschiedene Wege zur Korrektur dieser Defekte verfolgt. (6)Nucleic Acids Res. 2020 Jul 27;48(13):7454-7467. DOI: 10.1093/nar/gkaa490. (7)Nucleic Acids Res. 2021 Oct 11;49(18):10558-10572. DOI: 10.1093/nar/gkab788. Dazu siehe hier.


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Verweise

Literatur[+]