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Allgemeines
Miserere bedeutet Koterbrechen. Es ist ein Symptom eines tiefsitzenden Darmverschlusses (Dünndarmileus, smal bowel obstruction, SBO), bei dem bereits Angedautes erbrochen wird. Radiologisch diagnoseweisend ist das „small bowel feces sign“, das die Ursache eines anamnestisch übelriechenden Erbrochenen und die Dringlichkeit einer eventuell erforderlichen operativen Behandlung erkennen lässt. (1)Abdom Radiol (NY). 2016 Apr;41(4):794-5 (2)Acta Radiol Short Rep. 2014 Jul 30;3(7):2047981614540142. doi: 10.1177/2047981614540142
Ursachen
Ursachen solch eines Ileus können ein inkarzerierte Hernie, ein Dünndarmvolvulus, eine Darmstrangulation durch eine Bride oder eine Invagination (Einstülpung) einer Darmschlinge sein.
Begleitende Symptome und Befunde
Mit einem vollständigen Darmverschluss sind oft Fieber, niedriger Blutdruck (Hypotension) und starke, meist bereits peritonitische Bauchschmerzen assoziiert.
Häufig fällt unter den Laborwerten eine Erhöhung des Laktatspiegels über > 1.16 mmol/l auf, die auf eine Unterbrechung der Blutversorgung hinweist. (3)Surg Today. 2021 Aug;51(8):1261-1267. DOI: 10.1007/s00595-020-02213-1
Diagnostik
Die Ursache kann durch bildgebende Verfahren, wie vor allem eine Computertomographie (CT) und eine Ultraschalluntersuchung (Sonographie des Abdomens) geklärt werden (4)J Emerg Med. 2019 Feb;56(2):166-176. DOI: 10.1016/j.jemermed.2018.10.024. Eine Computertomographie des Bauchraums kann bei starker Darmgasentwicklung (Meteorismus) und Adipositas Vorteile haben und relativ rasch und sicher zur Diagnose führen. Diagnostisch von Bedeutung ist das „small bowel feces sign“: Materialteilchen (der Nahrung) vermischt mit Gasblasen in erweiterten Dünndarmschlingen. (5)Acta Radiol Short Rep. 2014 Jul 30;3(7):2047981614540142. doi: 10.1177/2047981614540142
In einer retrospektiven Untersuchung an 35 Patienten mit klinischem Verdacht auf SBO (small bowel obstruction) wurde bei 25 ein SBO tatsächlich nachgewiesen, und bei zehn Patienten nicht. Die Gesamtsensitivität, Spezifität und Genauigkeit Schnittbildern betrug 96 %, 100 % bzw. 97 %. (6)J Med Assoc Thai. 2009 Dec;92(12):1651-61.
Eine CT-Untersuchung kann helfen, eine dringende Operationsindikation zu stellen. Aber die klinischen Kriterien (Symptome und Untersuchungsbefunde) sind in der Regel bereits ausreichend, um die Notwendigkeit einer Operation bei einer SBO festzustellen. (7)JAMA Netw Open. 2023 Nov 1;6(11):e2341376. doi: 10.1001/jamanetworkopen.2023.41376.
Therapie
Bei Miserere ist immer eine klinische und häufig eine intensivmedizinische Behandlung erforderlich. Die Therapie umfasst einen intravenösen Flüssigkeitsersatz, eine Schmerzbehandlung und im indizierten Fall eine operative Behandlung.
Eine nasogastrale Sonde ist bei erheblicher Dehnung und Erbrechen angezeigt, um Überdrück im Magendarmkanal abzulassen, der zu Erbrechen und Aspiration führen kann.
Wen durch Lagewechsel oder andere Maßnahmen die Symptomatik sich nicht löst, und wenn eine Darmabschnürung mit irreversibler Schädigung und Nekrose befürchtet werden muss, sollte so rasch wie möglich eine operative Exploration erfolgen. (8)J Emerg Med. 2019 Feb;56(2):166-176. DOI: 10.1016/j.jemermed.2018.10.024.
Eine postoperative adhäsive Dünndarmobstruktion ist eine bedeutende Untergruppe eines Dünndarmileus, der zu Miserere führen kann. Bei ihm ist der Erfolg einer konservativen, nicht-operativen Therapie relativ hoch. In eine Auswertung brauchten 78 % der Patienten mit SBO nicht umgehend operativ behandelt zu werden. Allerdings wurden 36,0 % im Verlauf operiert. Bei 10,0 % wurde eine Dünndarmresektion erforderlich. (9)Int J Colorectal Dis. 2023 Sep 5;38(1):224. doi: 10.1007/s00384-023-04512-8
Verweise
Literatur