Der FibroScan ist eine Untersuchungsmethode zur Bestimmung der Steifheit von Geweben und Organen. Sie dient der Diagnostik des Grads der Verfettung und Vernarbung bei einer fortschreitenden Leberkrankheit. Mit ihm lässt sich der Grad der narbigen Versteifung der Leber bei der Entwicklung einer Narbenleber (Leberzirrhose) nicht invasiv und damit patientenfreundlich bestimmen.
Inhaltsverzeichnis
Diagnostische Bedeutung
Der Fibroscan wird zur Diagnostik einer fortgeschrittenen Leberfibrose (Vernarbung) oder Leberzirrhose (Narbenleber) ohne invasive Maßnahmen (Laparoskopie und Leberpunktion). Ihm kommt vor allem eine Bedeutung bei der Unterscheidung einer Leberverfettung (Steatosis hepatis) und einer Vernarbung (Fibrose) sowie eine prognostische Bedeutung bei fortgeschrittenen Lebererkrankungen zu. (1)Diagnostics (Basel). 2020 Nov 12;10(11):940. DOI: 10.3390/diagnostics10110940
Der FibroScan bietet zwei Beurteilungsparameter: (2)Gastroenterology. 2019 May;156(6):1717-1730. DOI: 10.1053/j.gastro.2019.01.042 (3)Diagnostics (Basel). 2020 Nov 12;10(11):940. DOI: 10.3390/diagnostics10110940
- die Lebersteifigkeitsmessung (LSM, liver stiffness measurement): Es misst die Geschwindigkeit der Scherwelle, die von einem Stoßimpuls im Lebergewebe erzeugt wird. Es ist zur Beurteilung einer Leberfibrose bei Patienten mit verschiedenen chronischen Lebererkrankungen nützlich, wird aber durch Entzündungen, den Venendruck (erhöht bei Rechtsherzinsuffizienz), eine Cholestase (Gallestau) und Amyloidablagerungen in der Leber beeinflusst.
- den kontrollierten Dämpfungsparameter (CAP, controlled attenuation parameter). Der CAP ist ein Maß für die Dämpfung des Ultraschalls, die durch eine Leberverfettung erzeugt wird. Je stärker die Leberverfettung ist, desto stärker wird der Ultraschallstrahl abgeschwächt. Der CAP wird durch den BMI (body mass index) beeinflusst.
Durchführung
Durch einen kurzen definierten Stoß mit einem Stempel wird die Lebersteifheit gemessen. Der Applikator wird auf die Haut der seitlichen Thoraxwand direkt über der Leber aufgesetzt. Die Resonanz vom Leberorgan wird erfasst und gemessen. Die Lebersteifheit liegt im Bereich von 12-75 kPa. (4)Gut. 2006 Mar;55(3):403-8 (5)Dtsch Med Wochenschr. 2006 Dec 8;131(49):2765-9 Der Cutoff (in kPa) ist so definiert, dass die Wahrscheinlichkeit, dass eine Leberzirrhose vorliegt, relativ hoch ist. Allerdings müssen mehrere Messungen nahe beieinander liegen. Wenn die Grenze vom Normalen zum Pathologischen bei 12,5 kPa angesetzt wird, liegt bei höheren Werten die Wahrscheinlichkeit einer fortgeschrittenen Leberfibrose bei über 90%. (6)J Hepatol 2009;50:59-68
In einer Auswertung von Daten aus 10 Studien an insgesamt 1026 Patienten wurde festgestellt, dass die Höhe der Leberwerte AST und Bilirubin die anzusetzenden Cutoff-Werte beeinflusst. Je nach Höhe dieser Werte sollten sie unterschiedlich angesetzt werden. Die Aussagekraft eines FibroScan-Befundes bezüglich einer speziell alkoholbedingten Leberfibrose kann so weiter erhöht werden. (7)The Lancet Gastroenterology & Hepatology Published: July 5, 2018 DOI: … Continue reading
Ergebnisse
Beispiel: Für die chronische Hepatitis B wurde bezüglich der Diagnose einer Leberzirrhose durch den Fibroscan ein Sensitivität von 57 %, eine Spezifität von 97 %, einen positiven Vorhersagewert (PPV) von 67% und einen negativen Vorhersagewert (NPV) von 96 % berichtet. (8)Liver Int. 2009 Feb; 29(2):242-7
Eine Vibrations-kontrollierte Transiente Elastographie (VCTE) mit FibroScan hat in einer größeren Studie ergeben, dass eine F4-Fibrose mit AUROC-Werten von 0.92 identifiziert werden kann. Wenn der Cut-off bei 12.8 für F4 angesetzt wird, besteht eine Sensitivität von 84 % und eine Spezifität von 86 %. (9)Clin Gastroenterol Hepatol. 2015 Apr;13(4):772-9.e1-3. doi: 10.1016/j.cgh.2014.12.014
In einer Belgischen Studie fand sich für eine fortgeschrittene Leberfibrose eine
diagnostische Akkuratheit von 0.89 und für eine Leberzirrhose von 0.93. Im Vergleich zu anderen Methoden (wie Fibrotest oder Fib-4) ergab der Fibroscan die verlässlichsten Aussagen. (10)Eur J Gastroenterol Hepatol. 2015 Sep;27(9):1074-9
Störanfälligkeit
Bei einer Vielzahl von Patienten können wegen zu dicken Fettgewebes und aus anatomischen Gründen keine verlässlichen Messungen durchgeführt werden. In einer großen Untersuchung waren 22 % der Untersuchungen nicht auswertbar. (11)J Hepatol. 2012 Jan;56(1):55-62 Wegen der Störanfälligkeit sollten mindestens 3 Untersuchungen mit nahe beieinander liegenden Ergebnisse vorliegen, deren Mittelwert verwendet wird.
Die Ergebnisse von FibroScan-Messungen können unter verschiedenen Bedingungen zu hohe Werte liefern, die sich nicht problemlos in Richtung Leberzirrhose interpretieren lassen:
- hohe Transaminasen bei Hepatitis: insbesondere bei der Hepatitis B kann die Entzündungsaktivität, messbar an den Transaminasen GOT und GPT, deutlich erhöht sein und zu erhöhten Werten bei der FibroScan-Messung führen. Dies betrifft vor allem die Fibrosegrade 3 und 4, nicht dagegen die Fibrosegrade 1 und 2. (12)Hepatology. 2008;47:380–384 (13)PLoS One. 2012;7(2):e32233. doi: 10.1371/journal.pone.0032233. Epub 2012 Feb 23.
- Mahlzeiten: Das Ergebnis einer Fibroscan-Untersuchung wird durch zuvor eingenommene Mahlzeiten verfälscht. Bei Patienten mit chronischer Hepatitis C fand sich ein signifikanter Anstieg der Werte zwischen 15 und 45 Minuten nach einer Trinkmalzeit. Nach 120 Minuten lagen die Werte wieder im Nüchternbereich. Die postprandiale Abweichung war um so größer, je fortgeschrittener die Fibrose war. (14)Hepatology. 2013 Jul;58(1):65-72
- Cholestase: eine Galleabflussstörung (extrahepatische Cholestase) führt zu einer Erhöhung der Lebersteifheit. (15)Hepatology. 2008 Nov; 48(5):1718-23
- Herzinsuffizienz: eine Erhöhung des zentralvenösen Drucks bei Rechtsherzinsuffizienz erhöht die Lebersteifheit. (16)J Hepatol. 2010;52:206–210
Alternative Methoden
Alternative Methoden zur Bestimmung eines fortgeschrittenen Fibrosegrads und einer Leberzirrhose sind
- AFRI (Acoustic Radiation Force Impulse Imaging; in konventionelles Ultraschallsystem integriert) mit ähnlich guten Ergebnissen (17)Radiology. 2009 Aug;252(2):595-604 und
- die MR-Elastographie.
Verweise
Literatur