Definition
Drug Fever ist ein zunehmend häufig genutztes amerikanisches Wort für Medikamentenfieber. Es handelt sich um Fieberzustände, die als unerwünschte Wirkung von Medikamenten auftreten. Charakteristisch sind folgende Kriterien 1:
- Beginn nach Verabreichung des Arzneimittels;
- Rückbildung innerhalb von 72 Stunden nach Absetzen des Arzneimittels ohne spezifische Therapie;
- keine andere Ursache, die durch Anamnese, körperliche Untersuchung, Laboruntersuchungen oder bildgebende Verfahren festgestellt werden kann;
- kein Fieberrückfall innerhalb 72 Stunden nach Absetzen des Arzneimittels.
Allgemeines
Fieber bedeutet erhöhte Körpertemperatur, wobei eine Körpertemperatur von über 37,3 °C in der Regel als abnormal angesehen wird 2. Die Körpertemperatur wird durch ein thermoregulatorisches Zentrumim vorderen Hypothalamus fein reguliert. Wenn im Rahmen einer Erkrankung die Körpertemperatur steigt, dann wird dies durch aktivierte Lymphozyten hervorgerufen, die z. B. durch Viren oder Bakterien dazu angeregt werden, Zytokine wie Interleukin-1 freizusetzen, die das Thermoregulationszentrum stimulieren (dazu siehe hier). Beim Medikamentenfieber ist der Mechanismus ein anderer: Hierbei handelt es sich um eine Überempfindlichkeitsreaktion, die als Reaktion vom Typ III eingestuft wird, ähnlich wie die Serumkrankheit. 3 Eine Empfänglichkeit für Medikamentenfieber ist weitgehend unbekannt; jüngere Patienten sollen etwas häufiger Arzneimittelfieber entwickeln. 1
Klinische Bedeutung
Die Häufigkeit von Drug Fever wird zwischen unter 1 % bis über 10 % sehr unterschiedlich angegeben und hängt von den verwendeten Medikamenten ab. Etwa 10 % der stationär behandelten Patienten mit Fieber sollen Drug Fieber haben. Dies frühzeitig zu erkennen und daraufhin die Medikation zu ändern, erspart den Patienten eine riskante Behandlung sowie unnötige Behandlungstage. An die Möglichkeit eines Medikamentenfiebers zu denken, ist daher von großer Bedeutung. 4 1
Differenzialdiagnosen
Drug Fever kommt immer dann differenzialdiagnostisch in Betracht, wenn eine infektiöse / entzündliche Ursache des Fiebers nicht gefunden werden kann und Medikamente eingenommen werden. Oft kann dann das Auftreten des Fiebers mit der Verordnung eines neuen Medikaments zeitlich in Zusammenhang gebracht werden.
Als Differenzialdiagnosen sollten alle Ursachen bedacht werden, die Fieber hervorrufen können (siehe unter Fieber). Insbesondere sollte an Tumorfieber gedacht werden.
Medikamente
Folgende Liste enthält eine Auswahl von Medikamenten bzw. Medikamentengruppen, die adverse Fieberreaktionen hervorrufen können:
- Chemotherapeutika (Zytostatika),
- Antibiotika (wie Cephalosporine, Penicillin, Streptomycin, Colistin, Vancomycin),
- Antimykotika (wie Amphotericin B),
- zentral wirkende Medikamente (wie Procarbazin, Carbamazepin, Phenytoin, Carbamazepin, Methyldopa),
- Schilddrüsenhormone (wie L-Thyroxin),
- Biologika (wie Infliximab etc.).
Therapie
Im Zweifelsfall sollten die verdächtigten Medikamente versuchsweise (ex juvantibus) abgesetzt werden. Ein Rückgang der Temperaturen spricht für einen ursächlichen Zusammenhang, beweist ihn aber nicht. Sicherer ist man dann, wenn ein Reexpositionsversuch positiv verläuft, wenn also bei kontrollierter erneuter Gabe des angeschuldigten Medikaments auch erneut Fieber auftritt. Jedoch ist solch ein Versuch nicht in jedem Fall risikoarm durchführbar und zumutbar. Wenn therapeutische Alternativen zur Verfügung stehen, wird in der Regel auf ihn verzichtet.
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